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Ein Jahr – besser wird es nicht. Tag für Tag durch ein Jahr, jeder Tag hat seine Seite von Günter Hernig
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
19.01.2014
ISBN:
978-3-86394-461-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 764 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Politik, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Satire, Belletristik/Humorvoll
Belletristik: Humor, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Satirische Romane und Parodie (fiktional)
Humor, Satire, Nonsens, Verdummung, Werbung, Geschlechterkampf, Fahrspaß
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14. Januar

Sie werden konsequent durchgreifen, unsere Regierenden. Sie wollen die Videoüberwachung von Mitarbeitern in Firmen verbieten. Was wird eigentlich für ein Getöse darum gemacht? Eine solche Überwachung ist doch zum Nutzen aller, nach dem Aschenputtelprinzip: die Bösen auf die Straße, die noch nicht Erwischten dürfen zur Bewährung weiter arbeiten, im Unternehmen. Der Geber der Arbeit hat doch auch ein Recht auf informelle Selbstbestimmung, nicht nur der freie Bürger. Niemand muss doch in einer solchen Firma tätig sein, freie Wahl des Arbeitsplatzes, laut Verfassung garantiert.

Die Bosse wollen doch wissen, ob Anja permanent das Deo von Mareike benutzt, wie oft und wie lange Karsten auf Klo geht - was macht er eigentlich dort die ganze Zeit, qualmt er heimlich aus dem Regal geklaute Zigaretten oder sogar peinliches?

Wer Arbeit gibt, darf sich doch etwas nehmen, das ist nur gerecht, auch die Persönlichkeitsrechte der Nehmer der Arbeit. Und für Ostdeutsche kann eine Überwachung kein Problem sein, die waren das doch gewohnt, die sehen das entspannt. Westdeutschen allerdings, sie wurden früher ja nie überwacht, na gut, nur präventiv die Bösen. Sie sollten aber die positiven Seiten einer Videoüberwachung, nein Schutzbeobachtung, sehen. Z. B. kann man sich für die Firmenoberen in das rechte Licht setzen. Immer fröhlich da reinschauen, die Arbeit in einem solchen Unternehmen macht doch Freude. Immer emsig und rege sein, es gibt viel zu tun, packen wir es an.

Was machen eigentlich die Firmen-007 mit der Lizenz zum Spannen, wenn ein solches Verbot wirklich zustande kommt, knallhart durchgesetzt und kontrolliert wird. Bekommen sie jetzt neue Aufgaben, etwa als anonyme und verdeckte Kunden oder Besucher in den Firmen und passen auf, dass alles ehrlich und gesetzestreu zugeht?

Vor einem eventuellen Verbot hatten diese 007-Leute einen Vollzeitjob. Sie saßen vor ihren Monitoren, mehrere gleichzeitig, ganz schön hart, machten sich ihre Gedanken, wenn Lilly sich provozierend umzog und Nina schon wieder neue Unterwäsche zeigte.

"Da, Robert hat gerade eine Möhre ausgepackt: Sofort feststellen, an welchem Bund eine fehlt, Verfolgung einleiten.“

28. Januar

Das Privatfernsehen ist ein wesentlicher Teil unserer Kulturlandschaft nach dem Motto: jedem die Kultur, die er verdient. Obwohl es nur aus dem Grund geschaffen wurde, den Eigentümern und Gesellschaftern die Taschen mit unserem Geld zu füllen, bringt es einen wesentlichen Bildungsbeitrag in die Lande. Mir scheint aber, es schlittert in eine Krise, nicht weil seine Konsumenten gebildeter und kulturvoller werden, sondern weil sich die Themen abnutzen.

Nachfolgend bringe ich einige Vorschläge für eine neue Qualität der Beiträge. Es sei betont, dass ich bei Übernahme dieser Ideen am Gewinn beteiligt werden will.

- Kloakenlager: Die Sendung wird in die Abwasserkanäle der Stadt Köln verlagert. Grusel, Gestank und Ekel in einer garantiert echten Umgebung. Die beste Aufnahmezeit mit Abwassertauchen und Klärschlammschlacht wäre die Karnevalssaison, da ist die Abfallbrühe besonders deftig. Publikum wird ausreichend vorhanden sein.

- DSDDE: Deutschland sucht den dümmsten Einwohner: Die Teilnehmer müssen Fragen beantworten und treten dabei im K.o.-System gegeneinander an. Die Fragen sind so zu formulieren, dass die scheinbar richtige Antwort falsch und die vordergründig falsche Antwort richtig ist. Der Kandidat mit den meisten falschen Antworten kommt eine Runde weiter.

- Reality-Show in einer öffentliche Toilette: "Hilfe-ich muss mal" ..., Untertitel: "Geschäfte werden immer erledigt.“

- Dokusoap: "Das Geld liegt auf der Straße.“ Geld wird auf verschiedene Straßen verstreut, nicht alles davon ist echt. Die Streitereien und Prügelszenen werden ungeschnitten übertragen.

- "Gangster sucht Opfer", echte Gangster, Räuber und Diebe werden auf ihren Touren begleitet. Diskretion wird garantiert. Natürlich werden die Opfer nicht vorgewarnt, aber heimlich bei ihnen Kameras und Mikrofone installiert.

- Dokusoap: "Nimm die Pille und es geschehe dein Wille.“ Männlichen Versuchspersonen wird ohne ihr Wissen eine Viagrapille verabreicht. Der Zuschauer erlebt ihre Abenteuer hautnah mit.

Viel Spaß beim Bildungsfernsehen.

22. März

Eine Aussage oder einen Dialog zu wörtlich zu nehmen, kann schon zu Irritationen führen. Allenthalben ist ja der Spruch "sie/wir haben Sex miteinander gehabt" im Umlauf. Aber bitte, jeder hat von Geburt an ein natürliches Geschlecht (engl. sex), dazu braucht man keinen anderen Partner. Wenn ich eine Freundin küsse oder mit ihr rede, sage ich doch auch nicht "wir haben Mund" gehabt. Oder mit meinem Laufkumpel habe ich "Bein" gehabt.

Ach so, man meint, die sexuell-körperliche Vereinigung zweier Menschen. Oder anders gesagt: "sie schliefen miteinander.“ Das ist natürlich auch nicht korrekt, denn dann müsste ich eine Riesenpotenz haben. Ich schlafe jede Nacht mit meiner Frau, jeder in seinem Bett. Sehr praxisnah ist der Spruch "sie haben den Beischlaf ausgeübt.“ Das klingt wie Mädchenturnstunde im 19.Jahrhundert.

Die Bibel ist da viel geschickter. In ihr steht: "und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger ...“ So einfach war das früher. Letzten Sommer sah ich am FKK-Strand eine knackige, schmucke, dunkelhaarige Frau. Beim diskret intensiven Hinsehen erkannte ich Hannchen aus der Schulzeit. Sie wird doch jetzt nicht ein Kind von mir bekommen? Da muss ich sie mal anrufen.

Das alles nur, weil man sich ziert, das zur Aktion passende Verb direkt zu nennen: bumsen, poppen, nageln, vögeln, pimpern, häseln. Es gibt auch treffende Bezeichnung aus der Tierwelt: decken, bespringen, beschälen, kopulieren, rammeln. Seitdem B. Brecht gesagt hat: "erst ficken, dann duschen", ist selbst das obszöne f-Wort erlaubt. Na ja, die Künstler sind schon etwas ferklig.

Es ist wirklich nicht einfach mit dem wörtlich nehmen.

Ein Ehepaar holt vom Bahnhof eine ausländische Freundin mit leidlichen Deutschkenntnissen ab. Sie erreichen rennend gerade noch die Straßenbahn. Sagt der Gastgeber: "Da haben wir aber Schwein gehabt.“ "Wie, was Schwein gehabt", fragt die verwirrte Ausländerin. "Nun ja, Schwein gehabt bedeutet so viel wie Glück gehabt.“ Am Abend gehen sie zu einer Feier. Es wird getanzt. Fragt die Gastgeberin ihren ausländischen Gast: "Hast du denn schon mit meinem Mann getanzt?.“ "Ja, das Schwein habe ich schon gehabt."

Ein Jahr – besser wird es nicht. Tag für Tag durch ein Jahr, jeder Tag hat seine Seite von Günter Hernig: TextAuszug