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Gelegenheiten, Verwirrung zu stiften. Klaus Möckel und seine Bücher von Jürgen Seidel, Klaus Möckel (Autor)
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Preis E-Book:
14.99 €
Buch:
19.80 €
Veröffentl.:
08.02.2021
ISBN:
978-3-96521-301-2 (Buch), 978-3-96521-272-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 335 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Biografisch, Biografie & Autobiografie / Literatur, Belletristik/Literarisch, Belletristik/Kurzgeschichten
Belletristik: Führer für Fans, Biografien: Literatur, Biografischer Roman, Kriminalromane und Mystery, Science-Fiction, Fantasyliteratur, Familienleben, Generationenromane, Familiensagas, Belletristik: Humor, Historischer Roman, Kinder/Jugendliche: Romane, Erzählungen, Tatsachenberichte, Ostdeutschland, Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (1950 bis 1999 n. Chr.)
Klaus Möckel, DDR, Krimi, Schriftsteller, Krimi, Science Fiction, Historischer Roman, Kinderbuch, Humor, Satire, Biografie, Gesellschaftskritik, Leseproben, Behindertes Kind, Übersetzer, Russisch, Französisch, Spanisch, Nachdichtung
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Als Eigenproduktion von EDITION digital veröffentlichte Möckel 2011 „Tornado – Die tödlichen Rüssel. Ein fantastischer Roman“ als E-Book. Das umfangreiche Manuskript war bereits 1989 fertiggestellt, und die Fahnen waren im Verlag Das Neue Berlin ausgedruckt worden, als sich mit der Wende alles änderte. Der Verlag gab aus wirtschaftlichen Gründen das Manuskript zurück. So lag es Jahre auf Eis, obwohl der Inhalt schon damals hoch aktuell war:

Im Küstenland Hahl vollzieht sich eine gewaltige Umgestaltung. Brachliegende Strände sollen für den Tourismus erschlossen, Hotels und Vergnügungszentren erbaut werden. Probleme bereitet noch das unwirtliche Klima, doch eine geniale Lösung scheint gefunden: Vulkane sollen angezapft und mit ihrer Glut eine warme Meeresströmung bis in die Bucht vor Hahl geführt werden. Der Journalist Vangrin erhält das Angebot, dieses Projekt mit seinen Reportagen zu begleiten. Da er in letzter Zeit privat wie beruflich einige Niederlagen einstecken musste, sieht er in dem Auftrag eine neue Chance. Zumal das Angebot vom Manager des Baukonzerns kommt, einem früheren Freund und Mitstudenten.

Das gigantische Vorhaben, das tief in die Natur eingreift, stößt nicht nur auf Zustimmung. Während die lokale Wirtschaft, die Sex- und Unterhaltungsbranche von hohen Gewinnen träumt und manche jungen Leute Aufstiegsmöglichkeiten erhoffen, befürchten die Küstenfischer das Ausbleiben der Fischschwärme, die Umweltschützer Verschmutzung und Zerstörung der Natur. Das Anheizen des Meeres birgt Gefahren, die nur schwer abzuschätzen sind. Der Journalist gerät in einen Konflikt, weil sich über der See erste „Rüssel“, kleine Tornados, bilden. Seine Lage wird noch schwieriger, als er sich in die Freundin seines Auftraggebers verliebt. Mit dem Fortschreiten des Projekts, dem Bau immer neuer Hotels, aber auch Industrieanlagen spitzt sich die Situation zu. Der Konzern will seine Ziele unbedingt erreichen, die Gegner rufen zu Widerstand und Sabotage auf. Auch Vangrin muss letztlich erkennen, dass er nicht neutral bleiben kann.

„TORNADO“ ist ein Roman voller Spannung und Konflikte. Liebe, Hass und Hoffnung beschwören dramatische Situationen herauf. Unaufhaltsam treibt die Handlung einer Katastrophe entgegen. Ein zerstörerischer Wirbelsturm, der das Meer aufwühlt und an Land alles mit sich reißt, stellt die Akteure auf eine letzte harte Probe. Schauen wir uns das 2. Kapitel an:

Der Bug des gedrungenen Fährbootes zerschnitt die Wellen, seine beiden Rotoren rissen Schaumfetzen aus der grünlichen Flut. Die „Robbe“ machte kräftig Fahrt und würde in weniger als einer Stunde in Hahl anlegen. Sie befuhr zweimal wöchentlich eine der üblichen Routen zwischen dem Mondkontinent und dieser Stadt. Das hatte immer ausgereicht, man war manchmal sogar ziemlich leer gefahren. In der letzten Zeit aber wuchs die Zahl der Fahrgäste, und man dachte daran, weitere Tage ins Programm einzubeziehen.

Ray stand, an die Reling gelehnt, auf dem Vorderdeck des Schiffes und schaute den Seestaren zu, die kreischend über ihn hinwegschossen. Einige Passagiere fütterten die Vögel mit Keksen, und obwohl Ray das nicht besonders mochte, bewunderte er die Geschicklichkeit, mit der die Beute geschnappt wurde. Die Stare griffen im Sturzflug zu, und nur selten fiel ein Brocken ins Wasser.

Die Wellen hoben und senkten das Schiff, doch sie waren bereits weniger hoch als auf offener See. Man fuhr am Ufer entlang, war schon in Höhe der Kreidefelsen, die Schneegipfel der Weißen Berge grüßten herüber. Wälder, Strände, ein Fischerdorf. Ihnen entgegen stampfte, erdbraun gestrichen, ein Fischkutter.

Der Steward, ein Mann mittleren Alters, den weißen Rochen als Symbol an der Mütze, Hose und Hemd nach Art der Hahl-Matrosen blau-gelb, trat an Ray heran und salutierte: „Doktor Vangrin, nicht wahr?“

„Ich kann nicht leugnen, dass ich so heiße.“

„Ich habe Sie nach dem Foto in Ihrem Buch erkannt. Auch auf dem Panoschirm habe ich Sie schon gesehen, aber das liegt eine Weile zurück.“

Erst jetzt bemerkte Ray das schmale Bändchen in der Hand des anderen. Es waren fünf seiner besten Reportagen, von einem rührigen Verleger zu einem Zeitpunkt herausgegeben, als der Name Vangrin bekannt zu werden begann.

„Das Foto ist nicht mehr ganz neu“, sagte Ray.

„Es ist Ihnen aber sehr ähnlich. Offenbar haben Sie sich wenig verändert.“

Äußerlich, dachte Ray, erwiderte jedoch nichts.

„Ich wollte Sie um Ihr Autogramm bitten“, fuhr der Steward fort, „ich habe schon einige berühmte Männer in meiner Sammlung.“

„Ich bin kein berühmter Mann.“

„Sagen Sie das nicht. Ihre Berichte über den Kanalbau sind überall bekannt, auch bei uns. Und dass man gerade Sie hierher schickt, jetzt, wo das Projekt Gestalt annimmt, hat doch bestimmt seine Gründe.“

Der Kanalbau, dachte Ray, die Leute erinnern sich noch immer daran. Damals hatte er durch eine aufsehenerregende Reportage erreicht, dass ein Naturschutzgebiet erhalten geblieben war. Man hatte die Wasserstraße um dieses Gebiet herumgeführt, obwohl es erhebliche Mehrkosten brachte. Er war noch jung gewesen, hatte an den Sieg der Gerechtigkeit geglaubt. Später kamen dann die Zweifel und Misserfolge.

„Man hat mich nicht geschickt. Ich bin auf Grund einer Einladung hier.“

„Gewiss ist sie offiziell.“

„Wie man's nimmt“, sagte Ray ausweichend. Er nahm das Buch, das ihm der Steward hinhielt, und setzte seinen Namen hinein. Schwungvoll war seine Unterschrift nicht. Ein Graphologe hätte wohl einen unentschlossenen Charakter herausgelesen.

Der andere bedankte sich und wollte gehen. Ray fiel noch etwas ein. Er fragte: „Sie sind aus Hahl?“

„Ich wohne dort. Seit zwölf Jahren. Geboren bin ich in der Hauptstadt.“

„Weil Sie nun schon davon angefangen haben. Was halten Sie vom Projekt Silberstrand?“

„Eine großartige Sache. Das Gebiet war öde, kaum genutzt. Jetzt zieht dort Leben ein. Das wird dem Land Gewinn bringen.“

„Dem Land?“

„Uns allen“, sagte der Steward überzeugt. „Schaun Sie sich doch den alten Kahn hier an. Bald werden moderne Gleiter zwischen Ihrem Kontinent und unserer Stadt verkehren.“

Ray nickte. Die „Robbe“ verkörperte zwar noch ein Stückchen Romantik, aber gehobenen Ansprüchen genügte sie nicht mehr. Viel zu langsam und unbequem. „Sie glauben also, dass sich die Pläne der GEOVUL verwirklichen lassen?“ Die Geologisch-Vulkanische Gesellschaft war der Hauptträger des Projekts.

„Natürlich. Der wichtigste Schritt ist ja bereits getan. Letzte Messungen besagen, dass sich das Wasser in der Bucht erwärmt. Trotz der kühlen Außentemperaturen. Das wird sich aufs Klima auswirken.“

„Sie befürchten keine Pannen? Zum Beispiel einen unkontrollierten Lavaaustritt?“

„Ich verstehe nicht viel davon, aber ich vertraue Ihren Wissenschaftlern“, erwiderte der Steward. „Ihren Berechnungen, dem Material, das eingesetzt wird. Dem Kontrollsystem. Es wird keine Pannen geben. Außerdem – warum sollte man immer zuerst an das Schlimme denken.“

„Sie haben recht, warum sollte man“, sagte Ray.

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