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Die Gudrunsage. von Joachim Nowotny
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
18.06.2013
ISBN:
978-3-86394-151-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 79 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Märchen und Folklore/Adaptionen, Kinder-und Jugendbuch/Legenden, Mythen, Fabeln/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Mittleres Niveau, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Bücher mit Kapiteln
Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten
Kudrunlied, Normannen, Prinzessinnenraub, Ritterturnier, Treue, Krieg, Treue
10 - 99 Jahre
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„Du bist die einzige aus unserem Geschlecht, die die Prinzessin liebt. Wirb du für mich.“

Ortrun war dazu gern bereit. Von diesem Tag an sah man die beiden Königstöchter oft bei Spiel und Gespräch beisammen. Doch immer wenn die Rede auf Hartmut kam, verstummte Gudrun. Und Ortrun wusste bald, wie wenig sie für ihren Bruder ausrichten konnte. Dennoch blieb sie Gudrun zugetan.

Dann aber warf das Alter König Ludwig auf das Krankenbett. Alle Fürsten und Ritter des Normannenreiches erwarteten, dass Hartmut die Krone übernahm. Doch war er wirklich der richtige König? Er besaß viele Burgen, zählte die besten Krieger zu seinen Gefolgsleuten, hatte Schätze und Waffen in Fülle, viele siegreich bestandene Kämpfe zeugten von seiner Kraft und Gewandtheit - aber was galt das alles, wenn er es nicht verstand, mit einer schwachen Frau fertig zu werden? Die alten Fürsten wiegten bedenklich die Köpfe.

„Am Ende geben wir die Krone einem Schwächling“, sagten sie.

Gerlint erfuhr davon.

„Da hast du es!“, rief sie. „Deine unbegreifliche Geduld gegenüber einer Dienstmagd wird das Reich deines Vaters in Uneinigkeit stürzen und dem Verfall preisgeben.“ Hartmut eilte vom Krankenlager weg zu Gudrun. Mit heftigen Worten forderte er sie auf, endlich in die Heirat einzuwilligen.

„Es steht Euch frei, mit mir zu verfahren, wie Ihr wollt", sagte Gudrun. „Aber Eure Frau werde ich nicht. Lieber bin ich wieder eine Dienstmagd.“

„Aber du könntest Königin sein!“, rief Hartmut.

„Als Königin deines Landes gäbe ich meine Treue preis. Das fürchte ich am meisten“, antwortete Gudrun.

Hartmut konnte nicht weiter in sie dringen, denn wieder brachen feindliche Krieger in das Land der Normannen ein. Sie hatten von der Langmut des Königs gehört und wollten sie sich zunutze machen. Hartmut blieb nichts weiter übrig, als ihnen in einem Kriegszug seine Macht zu beweisen.

Gerlint jedoch riss Gudrun sofort nach Hartmuts Abschied die guten Kleider vom Leibe. Sie warf ihr das alte Nesselhemd zu und befahl ihr, die Wäsche der Burgbewohner zu waschen. Tag für Tag, bei schneidender Kälte oder brennender Sonne, trug Gudrun einen schweren Korb hinunter zum Meer. Dort, wo ein Fluss in die offene See mündete, legte sie die schmutzigen Gewänder in die Strömung und wusch sich die Finger wund. So litt sie noch schlimmer als ihre Frauen.

Hildeburg, eine Königstochter aus Gudruns Gefolge, hatte Mitleid mit ihr.

„Ich will nicht auf meine Gebieterin herabschauen, wenn sie schmutzige Wäsche unter meinem Fenster vorbeiträgt“, sagte sie. „Viel lieber teilte ich ihr Los."

 

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