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Bewaffnete lungerten vor den Toren der Burg herum und der Löwe sagte:
"Na los, jagen wir sie auseinander."
"Und dann?", fragte besonnen der Scheuch.
"Wir verschaffen uns die Kerkerschlüssel, holen den alten Pet aus dem Verlies und verschwinden schnell wieder aus dieser muffigen Höhlenwelt."
Der Scheuch schüttelte den Kopf.
"Ich glaube, du stellst dir die Sache zu einfach vor. Auseinanderjagen kannst du die Banditen, aber sie werden sich wieder zusammenrotten und ihre Waffen benutzen. Vergiss nicht, dass sie sich unsichtbar machen können."
"Außerdem gibt es noch diese beiden." Der Holzfäller deutete auf die zwei Unterirdischen. "Wir dürfen sie nicht aus den Augen lassen."
"Lasst uns frei. Verraten nichts", beeilte sich einer der Männer zu versichern.
"Wie heißt du?", fragte ihn der Scheuch.
"Kagus."
"Hör zu, Kagus. Wir könnten euch laufen lassen ..."
"Ja, laufen", riefen die beiden wie aus einem Mund.
"Ihr müsstet uns bloß eine Flasche mit der Flüssigkeit verschaffen, die unsichtbar macht."
Kagus wehrte mit ausgestreckten Händen ab.
"Das unmöglich. Wir nur Knechte. Grünes Wasser für Krieger."
"Krieger nennt ihr die Räuber, die Kühe, Wein und Schiffe stehlen?", mischte sich der Holzfäller ein. "Das ist die Höhe."
Der Löwe, mit holpernder Zunge, murmelte:
"Krielieger oder Blanditen, ich reiß ihnen die Köpfe ab."
Der Scheuch ließ sich dadurch nicht von seinem Vorhaben abbringen.
"Ihr habt bestimmt eine Möglichkeit, das Wasser zu besorgen. Wenn nicht, tut es uns leid. Dann müssen wir euch diesem wilden Tier überlassen. Es hatte lange nichts zwischen den Zähnen."
Die Unterirdischen begannen erneut zu zittern.
"Vielleicht, wenn wir Verwalter Fässchen Wein bringen und er sich betrinkt ...", überlegte laut Kagus.
"W...wein, scher gut", stimmte der Löwe zu.
Der Scheuch warf seinem Freund einen besorgten Blick zu, erwiderte aber:
"Gut, die Weinfässer haben wir ja. Doch wie kommen wir zu eurem Verwalter?"
"Sein Haus dort an Felswand." Kagus wies mit dem Finger hin. "Lässt nur mich ein."
"Das könnte dir so passen." Der Holzfäller, der sich bisher nicht eingemischt hatte, schüttelte energisch den Kopf. "Wer sagt uns, dass du uns nicht betrügst. Selbst wenn wir deinen Kumpan hier als Geisel behalten, ist das keine Garantie."
Plötzlich ertönte ein lautes Schnarchen - der Löwe war einfach eingeschlafen. Vergeblich zog ihn der Scheuch an der Mähne, boxte ihn in die Seite. Er hatte den Kopf auf die Vordertatzen gelegt und ratzte vor sich hin.
Die beiden Unterirdischen schalteten schnell. Sie warfen sich einen Blick zu und rannten dann wie auf Kommando los, zurück in den Tunnel. Der Holzfäller drohte ihnen mit der Axt, konnte sie jedoch nicht aufhalten, er war viel zu schwerfällig.
"Wach auf", brüllte der Scheuch dem Vierbeiner ins Ohr, "unsere Gefangenen fliehen!"
Die große Katze öffnete einen Spalt breit die Augen, schüttelte unwillig den Kopf und schlief weiter.
"Er muss heimlich von dem Wein getrunken haben", sagte der Eiserne Holzfäller.
"Stimmt. Aber es bringt uns in größte Schwierigkeiten. Diese Banditen werden Verstärkung holen."
Sie taten beide alles, den Löwen wachzurütteln, zerrten an ihm herum und schlugen auf ihn ein. Doch was sie auch versuchten, es war vergebliche Mühe.