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Das Verhängnis der Müllerstochter. Sänge und Reime. Aus etlichen Jahrhunderten deutscher Volksdichtung ausgebuddelt und fürwitzig zurechtgemacht oder füglich neu erdacht von Gerhard Branstner
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
14.10.2019
ISBN:
978-3-96521-173-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 198 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Satire, Belletristik/Märchen, Volkserzählungen, Legenden und Mythologie, Lyrik/Deutsch
Moderne und zeitgenössische Lyrik (ab 1900), Mythen und Legenden (fiktional), Belletristik: Humor
Lyrik, Volkslieder, Humor, Satire, Volksdichtung, Lieder, unanständig
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Die nasse Wahrheit

nach A. L. Karsch

»13«

Ein Ehemann von sanftem Wesen

ertrug sein Weib mit viel Geduld.

„Ich bring mich um“, so rief sie ständig,

„und daran hast nur du die Schuld!“

 

Er bat sie stets in sanftem Ton:

„Hör auf mit dieser dummen Grille.“

Doch sie schrie immer heftiger:

„Das ist mein absoluter Wille!“

 

Da blieb ihm keine andre Wahl:

Er trug sie an ein nahes Wasser.

Sie hörte bald zu schreien auf

und wurde blass und blasser.

 

Er ließ sie, ganz in seiner Art,

sanft fallen in das kühle Fließ

just da, wo es am tiefsten war,

damit sie sich nicht unten stieß.

 

„Das“, sprach er, „war doch nur dein Wille.

Da rief sie in der Wassernot:

„Mein lieber Mann, mach mich nicht tot,

glaub mir, es war nur eine Grille!“

Dann war sie endlich stille.

 

Die Wahrheit ist die:

Das Weib schweigt nie.

Das Verhängnis der Müllerstochter

nach einer echten Moritat

»14«

In einem grünen Tale,

nicht weit vom tiefen Wald,

steht eines Müllers Mühle,

darin ein Kindlein lallt.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

 

Nach sechzehn, siebzehn Jahren,

da lallt das Kind nicht mehr.

Da ist’s ’ne ranke Jungfer,

die trällert froh umher.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

 

Ein Förster wollt’ sie freien,

der ihr die Liebe bot.

Ein Wilddieb kam gegangen

und schoss den Förster tot.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

 

Der Wilddieb, schön und heftig,

nahm sie in seinen Arm.

Da endigte sein Leben

ein Schuss von dem Gendarm.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

 

Sie glaubt’, mit dem Gendarme

war sie aus allem Leid.

Doch in einem Gemenge

schlug ihn ein Räuber breit.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

 

Der Räuber nahm sie mit sich

auf seine Lagerstatt.

Da stahl sie ihm das Messer

und dolcht’ ihn, bis er matt.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

 

Nun sitzt sie bei der Mühle

und weint in sich hinein.

Wie kann nach so viel Liebe

man so alleine sein.

Und am Ende von dem Tal

rauscht ein großer Wasserfal.

Und am Ende …

Der Gatte ging – der Buhle kam oder Lindas Tränen

»15«

Ihr zarten Herzen, hört ein Trauerlied,

wenn mir dabei nicht Stimm’ und Atem flieht.

Ein Lied von all dem Kummer, Gram und Schmerz,

der traf der ungetreuen Linda Herz.

 

Fort ging der Gatte, und der Buhle kam.

Sie öffnet ihm, er in den Arm sie nahm.

Da kommt zurück, kommt schneller als er soll,

der eigne Mann. Er tritt herein wie toll.

Er zieht den Dolch, und sonder Wort und Scherz

stößt er ihn in des bösen Buhlen Herz.

 

Er starb, der feige Buhle, und sein Blut

ward noch geehrt mit Lindas Tränenflut.

Doch jedermann nennt ihn mit Schand und Graus.

Und damit ist auch die Romanze aus.

Das Verhängnis der Müllerstochter. Sänge und Reime. Aus etlichen Jahrhunderten deutscher Volksdichtung ausgebuddelt und fürwitzig zurechtgemacht oder füglich neu erdacht von Gerhard Branstner: TextAuszug