Home
eBook-Shop (nur Verlagstitel)
Links
Warenkorb
O Vater, Vater, schwer wie Steine
Sind deine Flüche. Schilt mich nicht!
Sieh meine Tränen! Sieh, ich weine!
Von Tränen brennt mir mein Gesicht.
Den neuen Werbern sag: Ich werde
Nun keines andern Gattin mehr.
Mein Gatte schläft in kalter Erde;
Und aller Liebe bin ich leer.
Und hör: am Tag, als aus der Fehde
Sein Ross den Toten zu mir trug,
Erschien ein Geist in meiner Öde,
Der mich mit süßer Himmelsrede
In unsichtbare Ketten schlug.
Vom Abend bis zur Morgenröte
Raubt mir den Schlaf ein wüster Traum.
Fern ist die Seele, wenn ich bete;
Den Klang der Worte hör ich kaum.
In meinem Blut sind Flammenschlangen.
Ich welke wie das Abendlicht.
Und meine Seele ist voll Bangen.
0, Vater, Vater, fluche nicht!
Schließ deine Tochter, die entweihte,
Ins himmelstille Kloster ein!
Dort wird der Retter mein Geleite
Und Tröster meines Elends sein.
Ich werde nicht mehr froh auf Erden,
Seit dieser Nacht, da sichs begab.
So lass im frommen Schatten werden
Die Zelle mir zum frühen Grab!
Noch einmal sie die Eltern küsste,
Die sie ins Kloster eingebracht.
Es hüllte nun die jungen Brüste
Die faltenvolle, graue Tracht.
Doch auch im dunklen Nonnenkleide,
Wie einst im bunten Tanzgewand:
Der nächtgen Träume Sturm und Brand
Verzehrten sie mit süßem Leide.
Selbst am Altar, am heiligen Ort,
Wenn Chöre schwollen im Gewölbe,
Sie hörte immer nur dasselbe:
Des Fremdlings zaubervolles Wort.