Home
eBook-Shop (nur Verlagstitel)
Links
Warenkorb
Herr Kaufmann, noch eine vorgezogene Frage: Was verstehen Sie unter Glück?
Das haben wir eben erörtert: Anerkennung meiner Lebensleistung. Gesundheit. Und eine ausgeglichene Partnerschaft in der Ehe.
In einer Ihrer biografischen Storys berichten Sie von der Suche nach Ihrer Mutter im Berlin der Fünfzigerjahre. Was wissen Sie über Ihre Mutter? Haben Sie später noch mehr erfahren?
Ich habe nach dem Kriege nach ihr gesucht. Dabei hatte ich stets den Eindruck, dass man mir ausgewichen ist. Mal hieß es, sie sei Gott behüte nicht verschleppt worden. Mal, dass sie sich noch ins Ruhrgebiet habe retten können. Aber wahrscheinlich ist sie doch von der Großen Hamburger in Berlin aus verschleppt und in Auschwitz ermordet worden. Das wird die schonungslose Wahrheit sein.
Gibt es noch irgendwo ein Bild dieser polnischen Jüdin, die Sie geboren hat, oder ist buchstäblich in Auschwitz alles zu Asche geworden?
Es gibt eine visuelle Erinnerung. In dem 1920 in Rostock erschienenen Buch Das ostjüdische Antlitz von Arnold Zweig finden sich auch 52 Steinzeichnungen von Hermann Struck, darunter etliche Porträts. Das auf der Seite 108 könnte meine Mutter im Alter von etwa zwanzig Jahren zeigen.
Die Eltern Johanna und Sally Martin Kaufmann, August 1924
Wie kam es zur Adoption durch das Anwaltsehepaar aus Duisburg? Und welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Eltern? Haben Sie irgendwann später herausfinden können, ob Ihr Adoptivvater auch Ihr leiblicher Vater war?
Erst vor wenigen Wochen erfuhr ich von einem Anwalt in Duisburg, der in Vorbereitung einer Abhandlung über das Schicksal jüdischer Anwälte im Rheinland bestimmte Unterlagen durchgesehen und sich besonders um die über meinen Vater vertieft hatte. Dabei war er auch auf die junge Frau Rachela Schmeidler aufmerksam geworden und zu dem Schluss gelangt, dass mein Adoptivvater mein leiblicher Vater war. Das sind allerdings nur Spekulationen.
Aber es könnte sehr wahrscheinlich so gewesen sein?
Ja, warum sollte jemand ein Kind aus Berlin adoptieren und es nach Duisburg bringen, wenn es sicherlich auch im Rheinland Kinder gegeben hätte, die zur Adoption standen.