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Ein blindes Pferd darf man nicht belügen. Roman von Katharina Schubert
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
15.05.2013
ISBN:
978-3-86394-015-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 263 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Biografisch, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik
Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Kriegsromane, Biografischer Roman, Familienleben, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
Weltkrieg, Reichskristallnacht, Faschismus, Nationalsozialismus, Inflationszeit, Nachkriegszeit, Bauern
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„Pst.“ In einer dunklen Ecke stand Thomas Salomon. Sein Gesicht war blutverschmiert.

„Was ist hier los?“, fragte Lenchen.

„Sie machen Jagd auf alle Juden. Zehn Mann sind in unsere Wohnung gestürmt. Wäre Paula nicht gewesen ...

„Wo ist Paula?“, fragte Hubert erschrocken.

„Noch bei meinen Eltern.“

Hubert schickte Lenchen mit dem Kind zurück zum Wagen und bat Thomas, sich zu verstecken.

So schnell er konnte, lief er nun zum Haus von Doktor Salomon.

Vor dem Eingang lagen kaputte Tische, Stühle, Bilder, Matratzen. Die Nazis hatten fast den ganzen Hausrat von Familie Salomon aus dem Fenster geworfen.

Fünf SA-Männer ergötzten sich daran, wie Doktor Salomon und seine Frau, unter vorgehaltener Pistole auf den Knien rutschend, die Straße mit Zahnbürsten reinigten. „Lasst sie in Ruhe, hört sofort damit auf. Sie haben niemandem etwas getan.“ Paula riss sich aus der Umklammerung eines Mannes. „Warum hilft ihnen denn niemand!“

Doch die Fenster der umliegenden Häuser blieben dunkel. Der Mann hatte Paula eingeholt. Er schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und warf sie zu Boden. Aber Paula hörte nicht auf, um Hilfe zu rufen.

Ein SA-Mann rannte auf sie zu und wollte mit dem Gummiknüppel auf sie einschlagen.

Hubert hielt seinen Arm fest. „Das ist die Schwester von Ortsbauernführer Franz Theisen. Ich bin sein Bruder Hubert. Wir klären das in der Familie.“

„Franz hat ein Judenliebchen zur Schwester?“, fragte der Mann erstaunt

Hubert schlug Paula ins Gesicht. Ihm brach fast das Herz dabei. Paulas Nase begann zu bluten. Er zerrte sie hoch. „Komm jetzt mit, sonst kriegst du noch eine.“

„Lass mich los“, sie hörte nicht auf zu schreien. Der SA-Mann grinste.

Hubert schlug sie noch einmal und versuchte ihr dabei zuzuflüstern, dass sie ruhig sein solle. Er wolle doch nur ihr Bestes.

„Schafft die Juden auf den Wagen! Wir haben noch mehr vor heute Nacht!“, schrie einer der Männer.

Sie stießen Doktor Salomon und seine Frau mit Gewehrkolben auf die Laderampe des Lkws und fuhren ab. „Doktor Salomon. Doktor Salomon!“ Paula versuchte hinterherzurennen, doch Hubert hielt sie fest und schleifte sie zum Wagen.

„Wo bleibst du nur, Hubert? Mariechen kriegt kaum noch Luft“, sagte Lenchen verzweifelt.

Thomas kam aus einer dunklen Ecke und stieg auf den Wagen. „Zu Doktor Schmitz braucht ihr nicht zu fahren, der ist mit seinen SA-Kumpanen auf Judenhatz.“ Er zog die Decke von Mariechen. „Wir haben keine Zeit mehr.“ Er nahm das Mädchen auf den Arm und lief los, wieder Richtung Praxis. Hubert folgte ihm. Aber die Wohnung und das Behandlungszimmer von Doktor Salomon waren völlig verwüstet.

Thomas rannte in die Küche, legte Mariechen auf den Fußboden, nahm ein Messer und machte ihr einen Luftröhrenschnitt, Mariechen begann zu weinen.

„Sie wird leben.“ Thomas wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann verband er das Kind. Auf Schleichwegen liefen sie zu Lenchen und Paula.

Schweigend fuhren sie nach Kambach und auf den Hof. Als Paula Lenchen ins Haus folgen wollte, hielt Thomas sie fest. „Lass uns fortgehen.“

Aber Paula wollte nicht. „Wir können doch nicht alle vor diesen Unmenschen weglaufen. Was soll dann werden?“ Lenchen stimmte Thomas zu. „Geh mit ihm, Paula. Denk an Pfarrer Claßen.“ Sie umarmte die Schwägerin. Beide weinten.

„Aber ich kann euch doch nicht einfach alleine lassen.“

„Doch. Du musst weg. Lenchen hat recht“, sagte Hubert. Noch in derselben Nacht brachte er seine Schwester und Thomas Salomon über die belgische Grenze und setzte sie in den Zug nach Brüssel. Sie hatten nur einen kleinen Koffer dabei.

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