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Unter schweren Schritten knarrt die Haustreppe.
»Kindesräuber!«, flüstert es in Janas Rücken.
Sie fährt herum. In die Mauerecke gepresst, hockt auf dem abgestellten Rasenmäher ihr Freund Tim, die Knie bis unters Kinn gezogen.
Er ist ihr unbemerkt gefolgt.
Auch ihn hat wohl der Lichtschein aus dem Wohnzimmer überrascht. Kurz vor ihr muss er hier unten angelangt sein. Jetzt hat ihn die Angst gepackt. Vor sich hält er irgendetwas Dunkles, Spitzes: eins von seinen Messern, was sonst. Die übrigen klappern in seiner Tasche.
»O Gott, Kindesräuber«, wimmert er im Flüsterton.
»Hast du eins eins null angerufen?«, fragt Jana und zieht dabei die Luft durch die Zähne.
»Nein, ich wollte ...«
»Du wolltest, du wolltest, du Nachtjacke! Jetzt sitzen wir alle drei in der Falle! Dass das Kindesräuber sind, weiß ich selber ...«
Bis in den Hals hinauf schlägt Janas Herz. Oh, wie wütend ist sie, dass ihrem >Hauptkommissar < das Herz offensichtlich in die Hose gerutscht ist. »Ob in die Koffer ganze Kinder reinpassen?«, jammert er.
»Immer noch besser als halbe«, zischt sie zurück.
Janas Wut wächst zum Riesenzorn. Noch ist es nicht so weit, ihr Herren Gangster! Wehren wird sie sich, den Fluchtweg freikämpfen!
Robby gibt wütende Knurrlaute von sich, er strampelt, macht sich steif, will raus aus ihrer Umklammerung.
Sie faucht Tim an: »Her mit dem Messer!«
»Die haben bestimmt Pistolen!«, raunt Tim.
In der dunklen Ecke unter der Treppe gibt es ein stummes Handgemenge um das Messer. Dabei muss Jana den Mund des Brüderchens freigeben. Das erwartete Geschrei bleibt aus.
Robby öffnet den Rachen weit wie ein Löwe und japst und schnappt nach Luft. Die Schritte aus dem Obergeschoss kommen zurück in die Diele. »Im Kinderzimmer sind sie nicht! Im Elternschlafzimmer auch nicht!«
Die hellere Stimme ist ungeniert laut, sie verschwindet hinter der Toilettentür.
Der andere Gangster hat inzwischen die Küche inspiziert und hält sich jetzt wieder im Wohnzimmer auf.
Jana erkennt das alles am vertrauten Knarren der verschiedenen Türen.
»Mir nach!«, flüstert sie entschlossen. Sie wird ein zweites Mal versuchen, die Haustür zu erreichen. Ist sie erst draußen, kann sie laufen, laufen, bis zur Chaussee, ein Auto stoppen, um Hilfe bitten.
»Los doch, hab ich gesagt!«