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Zum Beispiel Josef von Herbert Otto
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
04.03.2015
ISBN:
978-3-95655-321-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 336 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Liebesroman/Spannung, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Familienleben
Kriegsromane, Familienleben, Belletristik: romantische Spannung, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
DDR, Schornsteinbauer, Fremdenlegion, Seemann, Liebe, Bürgschaft, Bewährung, Kinderheim
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Später brannte er ein kleines Loch in die Häkeldecke, obwohl sie Papierservietten ausgebreitet hatten. Der Aschenbecher war ein Gruß aus Schwerin, aber klein. Die Zigarette war heruntergerollt, und wie schnell brennt Papier durch. Die Häkeldecke. Das war wohl schlimmer als die Sache mit dem Ofen.

Am Morgen ging Josef, wie er gesagt hatte, im Bademantel zum See hinunter. Julia bereitete den Kaffee vor. Sie trug ein schönes kurzes Nachthemd, hellblaue Kunstfaser, oben nur ein Schleifchen. Als plötzlich die Tür aufging. Geh noch mal zurück, rief sie. Und sei kein Feigling. War wohl zu kalt. Du Memme.

Und Margot stand wie angenagelt, brauchte aber nur Sekunden für den Schreck und rief: Was ist das. Hilfe. Das ist ja. Räuberhöhle. Und in der Küche ein Weibsbild, halb nackt und ungekämmt. Hilfe. Einbruch. Nein, schlimmer. Es kommt aus den eigenen Reihen. Vom Ufer herauf kommt Josef, und ehe ihm eine spaßhafte Wendung für den Ernst der neuen Lage einfällt, begreift er, wie ernst alles ist. Denn was Margot hier sehen muss, geht über ihr Verständnis. Erklärungen lehnt sie ab. Was sie sieht, genügt. Der Bruch des Vertrauens. Nein. Verrat. Was ist verraten worden? Hat sie ein Recht, alles von ihm zu wissen? In diesem Augenblick, da sie etwas sieht, was sie nicht wusste, erhebt sie Anspruch auf dieses Recht, fühlt sich getäuscht und betrogen. Hinter ihrem Rücken schleicht er sich hier ein. Missbraucht das Vertrauen. Wir bieten ihm Wärme und Freundlichkeit. Er kränkt uns mit Hinterlist.

Das Weibsbild mir vorstellen? Was fällt dir ein. Das Flittchen auch noch vorstellen. Jawohl. Dein Flittchen.

Nimm das zurück, sagte Josef sofort.

Schleicht sich hier ein mit einem Flittchen, sagte sie beharrlich. Wer weiß, wie lange er das schon treibt. Und ich ahne nichts und nehme ihn in Schutz, wenn sie gesagt haben, er dankt es dir nicht. Er wird dir die Güte nicht danken. Sie hatten recht. Undank wirst du ernten und Enttäuschung. Deine Zeit und dein Vertrauen verschwenden und dich obendrein lächerlich machen. Sie hatten recht. Ein windiger Charakter, und das bleibt er auch. Schleicht sich ein hinter meinem Rücken. Pack dich zusammen! Nimm dein Flittchen und verschwinde. Augenblicklich.

Josef sagte nur: Du sollst das zurücknehmen.

Du sollst verschwinden, sagte sie.

„Nimm das zurück", erwiderte Josef laut. „Sofort."

„Schrei mich nicht an", schrie Margot. „Was fällt dir ein. Du verschwindest hier. So ist das. Du hast eine Viertelstunde Zeit. Dann bist du verschwunden mit deinem Flittchen."

Sie drehte sich um, und er sah sie schnell davongehen.

Aus den Zweigen fielen Tropfen ins Laub. Über dem See lag ein feiner Nebel.

„Du hast immer noch Zeit", rief er ihr jetzt nach. „Du kannst es immer noch zurücknehmen. Genossin Mutter!" So hatte er sie manchmal scherzhaft genannt. Aber nun lauschte er dem Wort nach, das sich schnell im Wald verlief, und es war jetzt wütender Ernst. Sie ging und gab keine Antwort. Vielleicht tat es ihr schon leid.

„Bitte sehr", rief er nun. „Wenn du keinen Wert drauf legst. Wie du willst."

Als Josef in die Laube kam, war Julia schon angezogen. Sie sah ihn mit großen Augen an. Meinetwegen so viel Ärger. Nun bin ich eine Schlampe und ein Flittchen. Na, hör mal. Du hast ja mit angehört, was sie sagt. Sie lässt nur sich selber gelten. Was sie Güte nennt und Fürsorge, das macht sie, um sich selber zu gefallen. Das stellt sie vor sich auf wie andere Leute einen Spiegel, und sie tanzt vor dem Spiegel. Und will sich beweisen, wie gut sie ist. Was soll sein. Ich werde nicht mehr herfahren. Und fertig. Und nicht mehr hingehen. Mach dir keine Gedanken. Du hast überhaupt keine Schuld.

Am Nachmittag bei Schichtbeginn gab er Alois den Laubenschlüssel zurück. Vielen Dank für den Schlüssel, sagte Josef. Und für dein Vertrauen. Aber ich hab's in den Dreck getreten, wie du sicher gehört hast.

Ja, hab gehört. Ziemlich böse alles. Was du da gemacht hast.

Was ich gemacht habe. Ich?

Sie will, dass du dich entschuldigst in aller Form, sagte Alois. Und draußen sieht es aus, sagt sie, wie im Schweinestall. Die Decke verbrannt. Der Ofen mit einer Paste beschmiert.

Ich soll mich entschuldigen, wiederholte Josef. Sie beleidigt ein Mädchen, das sie überhaupt nicht kennt. Und ich soll mich entschuldigen.

Ja, das solltest du, sagte Alois.

Ist das dein Ernst?

Ja.

Dann bist du eine Pflaume. Ein Schlappschwanz bist du.

Komm, lass die Frechheiten.

Du bist eine Pflaume und hast Angst vor ihr. Du gibst ihr recht und weißt, dass sie unrecht hat. Du bist ein Pfeife, und sie kann mich mal. Sag ihr das. Und soll ihr dreckiges Maul halten über anständige Leute.

In der Zehnuhrpause saßen sie im Speiseraum der Baracke und stritten sich weiter. Was ist überhaupt los mit euch, fragte Bruno. Bleibt mal noch da. Wir gehen in meine Bude. Denn so was stört den Frieden am Arbeitsplatz. Also Erna noch dazu. Bitte sehr. Jeder gab seine Darstellung. Bruno und Erna versuchten zu vermitteln. Was sollten sie anderes tun.

Hör auf mit dem Ofen, schrie Josef. Ich kauf dir einen neuen. Es geht um die dreckigen Bemerkungen deiner Frau Margot. Um nichts anderes. Und die soll sie zurücknehmen. Das verlange ich jetzt. Und wenn ihr euch alle hinter sie stellt, hab ich hier nichts mehr verloren. Das hat verdammt viel damit zu tun. Wenn ihr sie in Schutz nehmt, seid ihr nicht besser als sie. Dann könnt ihr mich am Arsch lecken mit eurem Familienkram. Mit eurer Gemeinschaft. Wenn das so aussieht. Der Patenrummel stinkt mich sowieso an. Ja. Ihr wisst, wo ihr mich findet. Wenn die Frau kommt und sich entschuldigen will, könnt ihr Bescheid sagen.

Zum Beispiel Josef von Herbert Otto: TextAuszug