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Hexensommer. Roman von Elke Nagel
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
27.07.2013
ISBN:
978-3-86394-203-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 316 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Moderne Frauen, Belletristik/Politik, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
Karrierismus, Kritik, Ehrlichkeit, Anpassung, Selbstbewusstsein, Mut, Liebe
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Es ist erst vier, sagte sie und ließ Arnold an sich vorbei, ich will vor dem Abendessen noch zum Friseur.

Seit wann gehst du denn zum Friseur?

Seit heute, sagte sie.

Im Briefkasten steckte ein Brief von Tina, ein kurzer Brief. Anne las ihn unter der Trockenhaube, nachdem ihr Haar geschnitten und gewickelt war, sie las ihn so oft, bis sie ihn auswendig wusste. Sie habe Annes seitenlange Episteln, fünf an der Zahl, erhalten und gelesen, schrieb Tina. Sie könne und wolle nicht darauf antworten, denn ihre Sache sei es nicht, so lange Briefe zu schreiben. Aber sie habe etliches dazu zu sagen, Zustimmendes wie Ablehnendes, und deshalb freue sie sich sehr, dass Anne ihren Besuch angekündigt habe. Sie sei beim Packen, der Möbelwagen werde in vier Tagen erwartet, und da sich ihr Mann auf einer Dienstreise im Ausland befinde, bliebe diese Arbeit an ihr allein hängen. Die Kinder seien bei den Großeltern wie in jedem Sommer.

Du fragst, las Anne, was mich nun in die Lehrerbildung treibt. Zum Beispiel die Unzufriedenheit mit unserer Ausbildung. Aber auch die Befürchtung, nicht die Arbeit zu tun, in der ich ganz aufgehen könnte - und also ganz „da sein". Ich bin zu wenig ausgefüllt, obwohl ich in Arbeit ertrinke; häufig habe ich das Gefühl, an Substanz „zu verlieren - aber viel zu wenig zu leisten, ein irrsinniger Widerspruch ... „Der tödliche Feind der Seele ist das Verbrauchtwerden im Alltag", las ich kürzlich bei Rolland. Ich muss dir gestehen: So wenig optimistisch das ist, was du mir schicktest, so sehr hat es mich doch in dem Vorsatz bestärkt. etwas an meinem Leben zu ändern, ehe ich zu alt dazu bin, ehe „die Seele" Schaden genommen hat. Du wirst mich doch nicht missverstehen? Dass wir uns verbrauchen, dazu sind wir auf der Welt. Aber wir sollten wohl wachsen dabei und nicht schrumpfen; wenn wir „die Seele" nicht vor dem Verbrauchtwerden bewahren, wird uns bald die Kraft, die Fähigkeit, vielleicht gar der Wille verlorengehen, uns tagtäglich diesem verdammten, schönen, schweren Alltag zu stellen, damit er uns braucht und natürlich auch verbraucht ... Entschuldige diesen Exkurs, Anne, man müsste darüber reden. Und ich freue mich, dass wir dazu bald Gelegenheit haben. Was wird aus den Worten, die man niemals aussprechen kann.

Schlimmer ist das andere, dachte Anne, während sie den Brief sorgfältig faltete und in die Handtasche steckte. Was wird aus den Gedanken, die man nicht mehr denken kann.

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