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Überraschende Berufung
In seinem Band Leibarzt am sächsischen Königshaus spürt Wolfgang Licht dem Leben und Wirken von Carl Gustav Carus nach
Was weiß man heute noch von Carl Gustav Carus? Vielleicht, dass er Arzt und Maler, Naturforscher und Naturphilosoph war, von 1789 bis 1869 lebte? Carus gilt als einer der vielseitigsten Universalgelehrten des 19. Jahrhunderts in Deutschland.
Zum Ausgangspunkt seiner Annäherung an Carus nimmt der Arzt und Schriftsteller Wolfgang Licht, der wie dieser - allerdings knapp 150 Jahre später - in Leipzig geboren wurde, dessen überraschende Berufung zum Leibarzt am sächsischen Königshaus in Dresden im Jahre 1827. Damals war Carus 38 Jahre alt. Und für vier Jahrzehnte war er von nun an für die Gesundheit der königlichen Familie verantwortlich.
In seinem erstmals 1998 erschienenen Buch gelingen Wolfgang Licht faszinierende Einblicke in die Erlebnisse des geheymen Medicinalraths und seinen Dienst bei Hofe unter den Königen Anton, Friedrich August II. und Johann. So lesen wir zum Beispiel über die schwierige Behandlung von Prinz Friedrich, der einfach nicht gesunden wollte. Carus hielt eine gründliche Brunnen- und Badekur in Marienbad für nötig, wohin der Prinz mit Gemahlin und Gefolge Anfang Juni abreiste. Am 6. Juni folgte Carus ihm nach.
Carus war überzeugt, dass die psychische Konstellation seines Kranken starken Einfluss auf dessen körperliche Befindlichkeit habe. Der Prinz hatte bereits als Siebenjähriger den Tod seiner Mutter, Karoline Marie Therese von Parma, verwinden müssen. Sein Onkel hatte ihn dann schon in jungen Jahren in die Regierungsgeschäfte eingeweiht, die er nun selbst als Mitregent unter schwierigen Bedingungen ausübte. Seine erste Gemahlin, Erzherzogin Karoline von Österreich, war verstorben. Carus hielt es für möglich, dass den Prinzen zudem dessen Kinderlosigkeit bedrückte, die auch in der zweiten Ehe mit Prinzessin Maria von Bayern anhielt.
Carus hatte einen auf lange Sicht berechneten Heilplan aufgestellt. Darin setzte er besonders auf die in Marienbad seit 1822 entwickelten Dampf- und Mineralmoorbäder, die der Prinz auch gern aufsuchte. Dazu verordnete Carus Wasser aus den Kreuz- und Ferdinandsbrunnen, die alkalische, eisenhaltige Glaubersalzsäuerlinge enthielten. Gute Wirkung zeigten auch Spaziergänge in der anmutigen Umgebung des berühmten böhmischen Bades, wobei der Leibarzt seinen Patienten dazu brachte, botanische Studien zu betreiben. Darin unterstützte ihn der dortige landesfürstliche Brunnenarzt Heidler, der später in seiner Flora Marienbadensis ein Verzeichnis mit Abbildungen der von dem Thronfolger gesammelten und beschrieben Pflanzen herausgab. Schließlich hatte sich die Gesundheit des Prinzen so weit gefestigt, dass die Rückreise angetreten werden konnte.