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Wider die Finsternis oder Händels letzte Reise nach Halle
Erstarrendes Meer von Albrecht Franke
Händel und Halle diese Verbindung des Namens des großen Komponisten mit seiner Geburtsstadt scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein. Doch in der Erzählung Erstarrendes Meer des Stendaler Autors Albrecht Franke geht es um etwas Anderes, weit Ungewöhnlicheres. Ausgangspunkt für seine Erzählung seinen intensiven Text ist der letzte Besuch des gefeierten Komponisten Georg Friedrich Händel, der längst zu einem Engländer geworden war, im Frühherbst 1750 in seiner Geburtsstadt. Die Garnisons- und Universitätsstadt an der Saale freilich hat wenig zu bieten, wenn man aus London kommt. Und was wollte Händel, inzwischen reich, prätentiös, arrogant, einsam, nachdenklich und oft unsicher, eigentlich in Halle?
Merkwürdigerweise ist über diese Reise Händels nach Halle kaum etwas bekannt. Franke nutzt diese Lücke in der Überlieferung, um dem Gegensatz von äußerem Glanz und innerer Not des Künstlers nachzuspüren, der zu erblinden droht. Und wie unter dem Zwang, alles zu sehen und aufzubewahren, wächst die Musik des Oratoriums Jephta in ihm auf der biblischen Geschichte eines Mannes, der dem Erfolg als Feldherr das Liebste opfern will Und die Jephta-Musik wird in London geschrieben werden, im Kampf gegen die Erblindung.
Albrecht Franke, der am 10. Februar 1950 in Seehausen in der Magdeburger Börde als Sohn einer Eisenbahnerfamilie geboren wurde, arbeitete nach Schule und Studium zunächst als Lehrer in der ebenfalls in der Börde gelegenen Stadt Wanzleben. Seit 1977 ist er in Stendal zu Hause. Von 1991 bis 2013 war er Lehrer am Winckelmann-Gymnasium und leitete dort auch den Schüler- und Studentenschreibzirkel Es wird . Seit 2013 ist Franke als Autor und Lektor tätig.
Nicht zuletzt aus seinen Erfahrungen im Umgang mit Jugendlichen resultiert seine Erzählung Zugespitzte Situation, die damals nicht ganz ohne Schwierigkeiten, dennoch in zwei Auflagen 1987 und 1989 erschien: Ein vierzehnjähriges Mädchen wollte sich die Pulsadern aufschneiden und ihr Lehrer muss sich schwierigen Fragen stellen. Und auch wenn es das DDR-Schulsystem längst nicht mehr gibt, verlangen Fragen nach Verantwortungsbewusstsein und Risikobereitschaft sowie nach der Bereitschaft, Konventionen zu dehnen und zu strecken und vorgegebene Muster aufzugeben, immer wieder neue Antworten. Bemerkenswert an dem Buch ist übrigens auch eine Vorbemerkung des Autors: Ich versichere, dass Ähnlichkeiten nicht ausgeschlossen und nicht beabsichtigt sind.