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Wie und warum ist eigentlich Religion entstanden? Und welche Rolle spielt sie für die Macht, für die Macht über Menschen? In diesem Essay-Vortrag lädt der Autor zu einem nachdenklichen Gespräch über dieses spannende Thema ein und gelangt dabei unversehens zu der friedlichen Revolution von 1989 und dem Verlust der Gewalt über das Volk. (Wer erinnert sich da nicht an den Ruf: Keine Gewalt!)
Aber vorher wieder einen großen Schritt zurück, gewissermaßen an den Anfang von Religion und Macht:
Denken Sie sich zwei Menschen in vorgeschichtlicher Zeit, voll des Erstaunens über das Wirken der Natur und den gestirnten Himmel. Dieses Erstaunen nennt schon Aristoteles den Ursprung religiösen Empfindens. Der eine staunt und empfindet, der andere, intellektuell überlegen, staunt und empfindet auch, beobachtet aber seinen Nachbarn und erkennt, dass mit solchen Anwandlungen etwas anzufangen ist. Er kann ihn - zunächst gewaltlos - zu einem nützlichen Glauben führen, der dem Gemeinwohl zugutekommt.
Es gibt aber auch einen Häuptling oder Stammesfürsten, Inhaber des Gewaltmonopols wie heute der Staat, der die notwendige Disziplin unter Umständen mit Gewalt durchsetzt. Keiner erleidet gern Gewalt. Jede Ausübung von Gewalt bedarf einer Legitimation. Derjenige der beiden Erstaunten, der seine Ergriffenheit reflektieren und instrumentieren kann, erkennt die Chance, das Handeln des Mächtigen durch Erklärungen, aus denen Vorschriften werden, als Willen der Götter zu interpretieren. Er hat auch ein Interesse daran: Sein Angebot, das Gewaltmonopol des Herrschenden zu legitimieren, verschafft ihm selber Schutz vor Gewalt und andere Privilegien.
Und spätestens hier wird es richtig spannend und nicht zuletzt auch für die Gegenwart bedeutsam. Denn hier wird der Mechanismus beschrieben, wie Macht entsteht, in dem die Mächtigen selber nicht mehr daran glauben, was sie den anderen predigen. Mit der Institutionalisierung beginnt die Möglichkeit zur Instrumentalisierung, so Ebersbach. Priester glauben oder geben vor, den Willen der Götter zu kennen.
Weitere Überlegungen gelten dem durchaus widersprüchlichen Verhältnis von geistlicher und weltlicher Macht, dem Verständnis von Reformen, Revolutionen, Bürgerkriegen und Weltgeschichte überhaupt sowie der grundsätzlichen Frage, ob es Gott eigentlich gibt.
Voltaire scheint die Frage mit seinem berühmten Satz erledigt zu haben, wenn es keinen Gott gäbe, dann müsste man ihn erfinden. Das aber stimmt nur scheinbar.