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Prequel in Scharlachrot. Kriminalroman von Tim Burgmer
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
08.02.2021
ISBN:
978-3-96521-397-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 73 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Privatdetektive
Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Thriller / Spannung, Kriminalromane und Mystery: Cosy Mystery
Mord, Theater, Schauspielerin, Kriminalschriftsteller, Liebe, Hass, Detektiv
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Im selben Augenblick erinnerte sich Harold an die Szene auf dem Parkplatz und wie sie ihn in aller Öffentlichkeit als Fettsack beschimpft hatte. Dass dieser Mann Wut im Bauch hatte, verstand Harold nur zu gut. Wenn er an seiner Stelle wäre, hätte er wahrscheinlich genau dasselbe über sie gedacht und gesagt. Aber was er ebenfalls beobachtet hatte, war die gespielte Freundlichkeit ihr gegenüber am Tisch im Restaurant. Warum sollte sich ein Mann wie er, dessen Wut mit Sicherheit in der kurzen Zeitspanne noch lange nicht verraucht war, ihr gegenüber so freundlich benehmen?

Hatte sie ihn vielleicht in der Hand oder wollte er irgendetwas anderes Wichtiges von ihr? Es gab etliche Theorien, die man zu dieser Sache aufstellen könnte, aber leider Gottes keinen einzigen Beweis dafür. Auch kannte Harold die beiden kaum länger als ein paar Stunden. Und anhand so kurzer Zeit hätte wohl bis auf den legendären Meisterdetektiv Sherlock Holmes niemand die wahre Natur dieser beiden Streithähne durchschauen können, oder was sie schlussendlich damit bezweckten. Ob vielleicht alles nur gespielt war, wer weiß?

„Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“, erkundigte sich Harold vorsichtig, ob Diana Roux ihren Fehler von damals vielleicht letzten Endes doch bereut hatte und ihm und der Gruppe gegenüber irgendetwas Gutes tun wollte.

Im selben Augenblick, in dem Harold seine Frage ausgesprochen hatte, wurde er auch schon von dem anderen scharf gemustert.

„Wie kommen Sie bloß auf so einen Gedanken? Glauben Sie vielleicht, dass diese Frau überhaupt in der Lage ist, besonnen zu handeln, wie man es sich von ihr wünschen würde? Das Einzige, was die kennt und auch tut ,seit ich sie kenne, ist jemand anderem Sorgen zu bereiten! Es ist ja nicht so, dass ich mich um dieses Weib sorge, in unsere Gruppe wäre sie so oder so nicht mehr aufgenommen worden, auch wenn sie darum gebeten hätte! Dafür hat sie sich einfach zu schlecht uns gegenüber benommen!“

Harold nickte ihm dankbar für das kurze Gespräch zu und die Informationen, die er von ihm erhalten hatte, und konzentrierte sich einen schweigenden Augenblick lang, genau wie sein Gegenüber, nur noch auf seine halbaufgerauchte Zigarette. Die Jazzband fuhr jetzt zu einem flotteren Takt auf, als plötzlich, im selben Augenblick, von irgendwoher ein Schuss fiel, der Harold und Arthur zusammenzucken ließ. Ihre Zigaretten fielen ihnen vor Schreck aus den Mündern, schlugen wie zwei brennende Miniaturfackeln hart auf der Erde auf und verglühten im selben Augenblick auf dem kalten, steinernen Boden.

„Haben Sie das eben auch gehört?“, erkundigte sich Harold erschrocken bei seinem Gegenüber, und dieser wandte sich ihm im selben Augenblick mit einem bleichen, erschrockenen Gesichtsausdruck zu.

Urplötzlich, fast wie aufs Stichwort, begann in einem der größeren Zimmer weiter oben, das über zwei längliche Fenster verfügte, zusammen mit etwas Licht, eine wirklich eigenartige Szene. Harold konnte hinter heruntergelassenen Rollos zwei Personen erkennen, die sich offenbar gegenüberstanden. Genau in diesem Augenblick hob die Person auf der linken Seite einen Gegenstand brusthoch, von dem Harold sofort ahnte, dass es nur eine Waffe sein konnte, und es ertönte ein neuer Schuss.

Die Person zur rechten Seite schien von der Kugel getroffen und zu Boden gegangen zu sein. Anschließend konnte Harold mit weitaufgerissen Augen deutlich erkennen, wie sich dieselbe Person, die die andere erschossen hatte, urplötzlich die Waffe in den Mund steckte und anschließend nach einem kurzen Moment des Zögerns erneut abdrückte. Ein neuer Schuss war zu hören, der sich in der kalten Abendluft davonstahl. Bis auf die beiden, die das Verbrechen die ganze Zeit über von unten herauf beobachtet hatten, hatte es keiner sonst bemerkt. Im Restaurant war es offenbar viel zu laut dafür gewesen und auch sonst konnten solche Geräusche schwerlich nach innen dringen, wofür Harold auch sehr dankbar gewesen war. Denn er wollte es unbedingt vermeiden, dass bei den Hotelgästen Panik ausbräche, wenn herauskommen würde, dass es hier offenbar einen Mord und anschließend einen Selbstmord gegeben hatte. Ohne zu zögern und immer noch mit weitaufgerissenen Augen, rannte Harold in Gesellschaft des anderen Mannes zur Eingangstür hinüber, riss diese auf und stürmte schließlich zu dem jungen Rezeptionisten am Empfang:

„Rufen Sie sofort die Polizei! Es hat hier einen Mord gegeben, wir beide haben es deutlich gesehen!“

Der junge Mann am Empfang schien von allem, was urplötzlich auf ihn einstürmte, vollkommen überrumpelt zu sein und nickte nur mit bleichem Gesicht und weit aufgerissenen Augen, ohne etwas zu erwidern. Im nächsten Augenblick war er schon mit einer Hand am Telefon, um die Polizei zu rufen.

Es war wirklich nicht zu fassen, dachte Harold, dass ich in meinem Leben jemals außerhalb meiner Bücher in einen echten Mordfall verwickelt werden würde! So hatte ich mir meinen Urlaub mit Sicherheit nicht vorgestellt, murmelte er immer noch geschockt vor sich hin und wandte sich anschließend an den Mann neben ihm, dem es offenbar ähnlich wie ihm erging.“

„Hören Sie!“, sagte Harold ernst, es wäre wohl das Beste, wenn wir gemeinsam auf das Eintreffen der Polizei in der Hotellounge warten würden. Immerhin haben wir beide den Vorfall mit eigenen Augen gesehen, und sind somit auch die wichtigsten Zeugen in diesem Fall. Da stimmen Sie mir doch wohl zu?“

Arthur Godwin nickte ihm nur stumm entgegen. Irgendetwas hatte sich seit vorhin an seinem Gesichtsausdruck verändert, denn er wirkte niedergeschlagener und verwirrter, und dabei hatte er doch vorhin noch so einen selbstsicheren Eindruck gemacht.

Wirklich eigenartig, fand Harold. Außerdem, dachte er ernst, warum spielte sich das ganze Verbrechen eigentlich hinter geschlossenen Vorhängen ab? Natürlich war es um diese späte Zeit nur allzu üblich gewesen, dass man die Vorhänge in den Zimmern zuzog. Aber wenn ich der Täter wäre und einen Mord mit Zuschauern begehen wollte, dann hätte ich ihn z. B. im Restaurant oder in der Eingangshalle des Hotels begangen und nicht unbedingt mit Glück darauf spekuliert, dass unten ein paar Zeugen stehen würden, die das ganze Verbrechen so mitverfolgen würden, wie es tatsächlich geschehen ist.

Es wäre im Normalfall fast so gut wie unmöglich für den Täter gewesen, sich hundertprozentig sicher sein zu können, dass sich fast zur selben Zeit, direkt unter den beiden Fenstern, Zeugen aufhielten, außer natürlich, er hätte ein Fernglas oder dergleichen benutzt.

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