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Fanny und Sascha, 33 Geschichten aus einem kleinen Moordorf und Abenteuer eines Träumers - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 14.06. 2024) – Heutzutage wäre dieser Stoff vielleicht Vorlage für einen Fernsehfilm oder für eine Internet-Serie geworden. Denn im vierten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 14.06. 24 – Freitag, 21.06. 24) zu haben sind, wird eine Familiengeschichte erzählt, eine nicht ganz einfache Familiengeschichte, die mit einem tragischen Ereignis beginnt. Erstmals 1980 veröffentlichte Christa Grasmeyer „Ein Fingerhut voll Zuversicht“: Durch den plötzlichen Tod der Mutter wird die sechzehnjährige Fanny Schill vor die Aufgabe gestellt, deren Platz in der Familie zu übernehmen. Der Vater ist völlig hilflos. Er will die drei jüngeren Geschwister trennen - zwei sollen in ein Heim und der jüngste zu seiner Schwägerin. Fanny möchte die Familie erhalten, sie will für Volker, Rüdiger und Rainer sorgen, obwohl sie selbst durch den nicht erfüllten Berufswunsch, Fotografin zu werden, erhebliche Konflikte hat. Die Lehre an der Nähmaschine, die Arbeit im Haushalt, alles droht dem Mädchen über den Kopf zu wachsen, und der Fingerhut voll Zuversicht leert sich täglich mehr und mehr, auch wenn Sascha ihr hilft. Aber liebt er Fanny wirklich? Wie gesagt, heutzutage wäre dieser Stoff vielleicht Vorlage für einen Fernsehfilm oder für eine Internet-Serie geworden. Und der Text hat einen wunderbaren Titel, findet die Newsletter-Redaktion.

In seinem mit vielen Bildern versehenen Band „Pioniere in der 8. Motorisierten Schützendivision der Nationalen Volksarmee der DDR“, der 2016 als Eigenproduktion von EDITION digital erschien, setzt Dietrich Biewald den Angehörigen der Pionierkameradschaft ein Denkmal. Außerdem stellt er die DDR-Standorte der MSD und der Sowjetarmee mit dem Stand von 2006 gegenüber, mit Fotos belegt.

Ebenfalls als Eigenproduktion veröffentlichte EDITION digital 2019 „Paulchen, Schnaps und Schweinespeck“ von Wilhelm Eickhoff und Irma Köhler-Eickhoff. Alles begann mit einer Feier zum 100-jährigen Bestehen eines kleinen Bauernhofes am südwestlichen Ausläufer der Lüneburger Heide. Zu vorgerückter Stunde wurden bei Bier und Wein Geschichten und Erlebnisse aus den vergangenen Zeiten erzählt. Warum nicht aufschreiben, sagten sich die beiden Autoren. Die 33 Geschichten sehr unterschiedlicher Stimmung handeln von Paulchen und seiner Familie und vom Leben in einem kleinen Moordorf. Und nicht zuletzt geht es darin um – Schnaps und Schweinespeck.

„Flaschendrehen“ – so lautet der Titel des erstmals 2016 als Eigenproduktion von EDITION digital erschienenen Buches von Siegfried Maaß. Es ist der zweite Band seiner Mäxchen-und-Pauline-Reihe. Max Stange (Mäxchen), inzwischen Schüler eines Gymnasiums, ist ein Träumer. Einer, der sich in Wunschwelten denken kann, in denen er als Weltenfahrer neue Pfade entdeckt. Doch die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Zu dieser Wirklichkeit gehören auch Pauline sowie Corinna, die Mäxchen für sich gewinnen will. Außerdem wird ein neues Entscheidungsspiel ausprobiert – Flaschendrehen.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Blicken wir noch einmal zurück in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und vor allem in die Zeit unmittelbar danach. Das ist die Geschichte eines jungen deutschen Soldaten, der in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten ist und der sich schwierigen Fragen von Schuld und Verantwortung stellt.

Erstmals 1956 veröffentlichte Herbert Otto im Verlag Kultur und Fortschritt Berlin seinen in mehrere Sprachen übersetzten Roman „Die Lüge“: Jetzt ist der junge Soldat Alfred Haferkorn ein Gefangener der Russen und ihnen mit seiner schrecklichen Angst vor Entdeckung ausgeliefert. Er will die Bilder zurückdrängen, denn er hat gar nicht auf die Partisanen geschossen, aber das junge Mädchen, die beiden Männer, sie erscheinen immer wieder vor seinem inneren Auge. In höchster Not lügt er, nennt ein falsches Regiment.

Eines Tages taucht Major Krebs im Lager auf, unter anderem Namen. Er hat den Erschießungsbefehl erteilt, und Haferkorn will nicht zulassen, dass Krebs ungeschoren davonkommt.

Herbert Otto wendet sich in seinem ebenso spannenden wie wahrhaftigen Buch der Realität des Gefangenenalltags deutscher Soldaten in sowjetischen Lagern zu. Hunger, Typhus, Korruption, Selbstmord und verzweifelte Fluchtversuche sind der Alltag, aus dem heraus allmählich die Ahnung einer künftigen sinnvollen Existenz wächst.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Vom 31. Mai bis zum 28. Juni kann das E-Book „Die Abenteuer der Kriegskinder. Geschichten von Mut und Magie“ von Gisela Pekrul kostenlos heruntergeladen werden: Komm mit ins kleine Dorf Wolteritz, das ganz in der Nähe von Leipzig liegt. Unsere Geschichten beginnen im Jahr 1943, mitten im schrecklichen 2. Weltkrieg. Fast alle Männer waren entweder im Krieg oder schon im Himmel. Die Frauen und alten Männer mussten ganz schön schwer arbeiten, in Fabriken, die Dinge für den Krieg herstellten, oder auf den Feldern.

In "Ein Fingerhut voll Zuversicht" von Christa Grasmeyer, betritt Sascha unaufgefordert und mit einer Gelassenheit das Leben der Familie Schill, als wäre er ein ständiges Familienmitglied. Sein Einfluss auf die jungen Brüder und seine unerklärliche Freundschaft zu Fanny bringen sowohl Hilfe als auch Rätsel in ihren Alltag, wie die folgende Leseprobe zeigt.

Nach diesem Erlebnis hielt Sascha es für angebracht, öfter bei den Schills nach dem Rechten zu sehen. Er tat es mit einer Selbstverständlichkeit, als sei er ein älterer Vetter. Manchmal brachten ihn die Jungen von draußen mit, sie hatten ihn irgendwo getroffen. Manchmal klingelte er an der Tür und kam herein, ohne nähere Erklärungen abzugeben. Hallo, wie geht’s?

Er ließ Fannys Erstaunen an sich abprallen, fragte nach den Brüdern, alberte mit ihnen herum, hörte interessiert auf ihre belanglosen Reden und gab ihnen Ratschläge und Hinweise, und Volker und Rüdiger lauschten auf jedes seiner Worte. Was er anordnete, wurde prompt befolgt. Streitereien, die er schlichtete, flammten nicht wieder auf. Keineswegs war er immer freundlich. Wenn er entdeckte, dass die Jungen bloß Unsinn getrieben hatten, anstatt im Haushalt zu helfen, fauchte er sie an. Er fragte Fanny: „Kommst du klar?“ Und wehe, sie hatte Grund zu Klagen! Es machte ihm gar nichts aus, eine freche Bemerkung mit einer Ohrfeige zu beantworten, pädagogische Grundsätze hatte er nicht. Er handelte spontan und bedenkenlos autoritär. Gleichzeitig aber war er ein Kumpel, der sich balgte und Sinn hatte für Eulenspiegeleien jeder Art. Was immer man ihm erzählen mochte, er hatte Zeit, hörte zu, und zwar nicht wie ein Erwachsener, der sich von seiner Warte auf die Warte halbwüchsiger Jungen begibt, um sie zu verstehen, sondern als einer von ihnen, der alles verstand, der sich brüllend vor Lachen hintenüber auf die Couch warf, der beim Kartenspiel mogelte, der über Schweinigeleien grinste und Verstöße gegen die Schulordnung normal fand.

Fanny wusste nicht, was sie davon halten sollte. Einerseits schaffte Sascha ihr einen Berg von Schwierigkeiten aus dem Weg. Sie brauchte nicht mehr zu schreien und in die Hände zu klatschen. Sie brauchte nur anzudeuten, dass sie Sascha dies oder jenes stecken würde, und schon verwandelten sich die beiden in dienstbereite Kameraden. Andererseits aber war ihr diese Freundschaft zwischen Sascha und den Brüdern ein Rätsel und ein Dorn im Fuß. Wen besuchte er in Wahrheit, die Brüder oder sie? War zum Beispiel der Vater zu Hause und öffnete die Tür, dann behauptete Sascha immer, er komme zu Fanny. Das war viel einleuchtender, und der Vater glaubte natürlich wie die Jungen, Sascha wäre Fannys Freund. Aber er war es nicht! Er, der mit allen anderen schäkerte, bedeutungsvolle Blicke tauschte und wunder wie vertraulich tat, er war ihr gegenüber zurückhaltend.

Auch die Mädchen in der Schule fingen allmählich an, in Fanny und Sascha ein Paar zu sehen. Wie sollten sie es sich sonst wohl erklären, dass diese beiden nach Schichtende nicht wie alle anderen zur Straßenbahnhaltestelle gingen, sondern zusammen den weiten Fußweg durch den Schlossgarten vorzogen? Sie gingen zwar nicht Hand in Hand, wie es eigentlich bei Paaren üblich war, aber sie sonderten sich ab, und das gab zu denken. Es gab auch Anlass zu allerlei mehr oder weniger offenen Anspielungen und Fragen, die Fanny verlegen machten, weil sie keine Antwort wusste. Ja, hätte sie sagen mögen, wir gehören jetzt zusammen! Dann hätte sich keine mehr herausnehmen dürfen, Sascha von ihrer Seite wegzulotsen, aber das ging weiter, daran änderte sich nichts. Fanny beobachtete nun noch viel schärfer, folglich sah sie noch viel mehr, was ihren Argwohn erregte. Sie war wütend auf sich.

Immer wieder nahm sie sich vor, Sascha beim nächsten Mal eine Abfuhr zu erteilen und nicht mit ihm durch den Schlossgarten zu gehen. Doch wenn er sie fragte, war sie sofort einverstanden. Sie verwünschte sich dafür.

In "Pioniere in der 8. Motorisierten Schützendivision der Nationalen Volksarmee der DDR" von Dietrich Biewald gewinnen Sie tiefe Einblicke in die Herausforderungen und den Alltag der Übersetzeinheiten während ihrer anspruchsvollen Trainingseinsätze. Die Pioniere mussten oft unter extremen Bedingungen trainieren, wie die folgende Leseprobe verdeutlicht.

Die Übersetzeinheiten des PiB-8 standen bei Übungen immer besonders im Blickfeld. Ihr geschlossenes Handeln setzte viel Zeit und Mühe voraus, denn das Überwinden von Wasserhindernissen gehörte üblicherweise dazu. Es galt immer als ein Höhepunkt im Übungshandeln. Infolge Fehlens eines entsprechenden Wasserübungsplatzes am Standort zog das PiB-8 in jedem Ausbildungshalbjahr, Sommer wie Winter mit den entsprechenden Kräften und Mitteln in ein Feldlager an die Havel, die Elbe oder die Oder. Aus dem Feldlager heraus schlossen sich vielfach gleich Einsätze zur Pioniersicherstellung von Übungen der Regimenter oder der Division an, was mehrere Wochen Einsatz in Wind und Wetter, Unterkunft im Zelt (wenn überhaupt vorhanden) und fern von zu Hause bedeutete. Die wehrpflichtigen Soldaten belastete das sicherlich, brachte ihnen aber auch Abwechslung, zumal sie meist ledig und ungebunden waren und ihre Dienstzeit Grenzen besaß.

Wie hart die Pioniere dabei zu Werke gingen, erlebte beispielsweise der Divisionskommandeur, Generalmajor Unterdörfel, bei einer Visite im Winterfeldlager an der Oder. Sturm und Schnee fegten allen gehörig um die Ohren. Nach dem Abwurf sprangen die Pontoniere beim Koppeln der Pontons kompromisslos in das eisige Wasser. Die zu ihrem Schutz vorhandenen Wasseranzüge mochten sie wohl nicht so sehr, weil sie ihre Beweglichkeit einschränkten. Auf die Frage des Divisionskommandeurs an einen der vor Nässe triefenden Soldaten, ob es denn nicht anders ginge, erhielt er kurz zur Antwort: „Das muss ein Pontonier abkönnen!“ Auf die Nutzung der Wasseranzüge musste daher nachdrücklicher verwiesen werden. Gesundheit ging nun mal vor sportlichen Ehrgeiz.

Im Gegensatz zu den Wehrpflichtigen hatten die daran beteiligten Berufssoldaten derartige Belastungen über Jahre hinweg auf sich zu nehmen, wobei nach Rückkehr in die Kaserne noch das eine oder andere hinzukam, was wiederum mit Abwesenheit von Familie und Bequemlichkeit verbunden war. Der befohlene Geheimnisschutz deckte auch darüber seinen Mantel und die Öffentlichkeit sah die Nationale Volksarmee vorrangig glänzend bei Paraden oder wenn sich ein Soldat im Ausgang daneben benahm. Wer dahinter schaute, der kann selbst noch heute über die angeblichen Privilegien der Berufssoldaten nur müde lächeln.

Im Verlauf der Jahre wechselte die Übersetztechnik.

Am Anfang hatte man sich mit altem, unvollständigem Wehrmachtsgerät zu begnügen. Für die Ruderschule oder den Bau behelfsmäßiger Fähren langten die einzelnen B-Pontons gerade noch. Kleine und große Schlauchboote besaßen zu der Zeit einige Bedeutung für das Übersetzen. Wichtige Übersetzmittel bildeten die Sturmboote mit ihren starken aber auch schweren Motoren, die ebenfalls noch aus der Kriegszeit stammten.

Doch bald gab es erste amphibische Mittel wie den Radschwimmwagen BAW und den Kettenschwimmwagen K 61 sowie den leichten Pontonpark LPB, alle jedoch nur mit vergleichsweise geringer Kapazität und Tragfähigkeit.

Später kamen der Kettenschwimmwagen PTS-M sowie der schwere Pontonpark SPB und TPP und danach der hervorragende schwere Pontonpark PMP in die Nutzung.

Der PTS-M übertraf alles an Geländegängigkeit und der Park PMP wurde ja bekanntlich schnell von vielen Ländern nachgebaut. Er befindet sich heute beispielsweise als Faltschwimmbrücke (FSB) bei den Pionieren der Bundeswehr oder als Ribbonbridge in der US-Army.

In "Paulchen, Schnaps und Schweinespeck“ von Wilhelm Eickhoff und Irma Köhler-Eickhoff entfaltet sich eine humorvolle Geschichte aus dem ländlichen Alltag, in der das Wiegen der Schweine zu einer ausgelassenen und chaotischen Angelegenheit wird. Die folgende Leseprobe nimmt uns mit in den Trubel eines derartigen Tages, an dem das Trinken von Schnaps und das darauffolgende Durcheinander unvermeidlich sind.

Schnaps und Schweinespeck II

Das Abholen und Kennzeichnen der Schweine blieb immer gleich. Das Wiegen aber artete diesmal dahingehend aus, dass fast alle Schweine nur Schnapszahlen auf die Waage brachten, was bedeutete, dass ein Schnaps nach dem anderen ausgegeben und getrunken werden musste. Vorsorglich hatte der Wirt bereits wie üblich Tatar und diesmal auch zusätzlich belegte Brote bereitgestellt. Eine gute Grundlage für das bevorstehende Gelage, aber auch, damit die durstigen Männer ordentlich was vertragen konnten.

Nach einigen feucht-fröhlichen Stunden machte sich dann doch die Erschöpfung breit und es ging ans Abrechnen der vielen Runden. Diesmal blieb nach dem Bezahlen der Zeche weniger Geld übrig als sonst. Die meisten Bauern konnten nicht mehr gerade gehen, geschweige denn, auf ihren Wagen klettern. Der Wirt zögerte nicht lange, sondern verfrachtete einen Bauern nach dem anderen auf seinen Wagen, gab den Pferden einen kräftigen Klaps aufs Hinterteil und trieb so die Gespanne, eins nach dem anderen, in Richtung Heimat. Die betrunkenen Bauern streckten sich bald auf dem Boden des Wagens lang aus und schliefen wegen des Ruckelns schnell ein.

Die Pferde trotteten brav den bekannten Weg nach Hause und blieben erst vor ihrem heimatlichen Stall stehen. Dort wurde das Gefährt von den verärgerten Bäuerinnen bereits sehnlichst erwartet. Sie spannten die Pferde aus, brachten sie in den Stall, gaben ihnen Wasser und Futter und wandten sich danach ihren laut schnarchenden Ehemännern zu. Die Verwunderung war auf beiden Seiten groß, als die Männer sich nach der kalten Dusche, die die Frauen ihnen mit einem Eimer Wasser verpasst hatten, erschreckt aufrappelten und über die Seitenbretter des Wagens sahen. Verwundert sahen sie sich um und kletterten mühsam herunter. Sie mussten sich aber an dem Wagen noch gut festhalten, blickten sich unsicher um und hatten nur eine Frage:

„Wo bin ich?“ und zu der Frau gewandt: „Und wer bist du?“

Der Kopf brummte und so ganz klar war der Blick der Männer auch noch nicht wieder. Manch einer zweifelte jetzt an seinem Verstand und hoffte, nur zu träumen. Die Frauen hingegen ahnten sofort, wie diese Verwechslungen zustande gekommen waren. Der Wirt hatte zwar dafür gesorgt, dass die Männer sicher nach Hause kamen, aber er hatte nicht darauf geachtet, dass jeder Bauer auch auf seinem eigenen Wagen gelandet war.

Die Männer benötigten eine Weile, bis sie alles begriffen hatten. Nach einiger Zeit ahnten auch sie, wo sie sich jetzt befanden. Schwankend, vor den empört schimpfenden Frauen fliehend, machten sie sich endlich zu Fuß auf den Heimweg. Die eigentliche Strafpredigt, das wussten sie, erwartete sie jetzt noch einmal zu Hause. Entsprechend langsam ging es voran, der Kopf brummte und jeder Schritt fiel schwer. Alle möglichen Ausreden wurden überlegt, aber keine würde überzeugen. Das Unheil, das sie erwartete, kam mit jedem Schritt näher. Einige dieser betrunkenen Gesellen werden sich vielleicht unterwegs auch noch begegnet sein. Den Frauen blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis ihre Männer endlich nach Hause geschwankt kamen, denn sie wussten ja nicht, auf welchem Hof ihr Ehemann gelandet war. Die nächsten Schweine würden zum Glück erst wieder in circa vier Wochen verkauft werden.

In "Flaschendrehen" von Siegfried Maaß verweben sich Alltag und Abenteuer, als Mäxchen und Harry sich für eine spontane Angeltour am See entscheiden. In der folgenden Leseprobe erleben wir, wie sie mit der Idee ringen, Mäxchens kleine Schwester Dagmar mitzunehmen, um das schöne Wetter optimal zu nutzen.

„Dagmar mitnehmen? Zum See? Zum Angeln?“

„Weißt du etwa eine andere Möglichkeit? Hast du eine Idee?“ Harry wies zum Fenster. „Das schöne Wetter müssen wir nutzen!“

Damit hat er Recht, dachte Mäxchen und eine bessere Idee, als die kleine Schwester mitzunehmen, hatte er nicht. Irene war zur Frühschicht in der Klinik. Darauf, dass sie eine Familie zu versorgen hatte, nahm dort niemand Rücksicht. Auch sonntags nicht.

Pauline war schon seit dem frühen Morgen mit ‚allen sieben Sachen’ aus dem Haus. Ihre Mannschaft musste zu einem Auswärtsspiel über Land.

Der Vater eines Jungen aus ihrer Mannschaft hatte sie in seinem Auto mitfahren lassen. Dafür war Harry beim nächsten Mal der Fahrer. So hatten es die Eltern vereinbart.

Noch am Abend zuvor hatte sie von nichts anderem gesprochen: Wie wichtig ein Sieg sei, denn davon hänge es ab, ob ihre Mannschaft Kreismeister ihrer Altersgruppe werde.

An diesem Morgen brauchte Mäxchen darum seine Weck- und Begrüßungssignale nicht an die Wand zu klopfen, denn Pauline hatte sich den Wecker gestellt. Er war jedoch davon überzeugt, dass sie auch ohne Wecker nicht verschlafen hätte.

Alles, was ihren geliebten Sport betraf, nahm sie so ernst wie sonst kaum etwas. Bestimmt war sie am Abend mit dem Gedanken an das ‚so wichtige Spiel’ eingeschlafen.

Erst am Nachmittag wird sie wieder zurück sein.

Dann erkennt Mäxchen an ihrem Verhalten und ihrer Miene sofort, wie das Spiel ausgegangen ist. Lächelt sie und wirft die Sporttasche in hohem Bogen auf ihr Bett, weiß er: Sie haben gewonnen. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass Pauline dazu beigetragen und mindestens ein Tor geschossen hat.

Lässt sie die Tasche jedoch sofort neben der Tür fallen und verschwindet in ihr Zimmer, ohne ihn anzublicken, steht fest: Sie haben verloren.

So wiederholen sich die Abläufe ihrer jeweiligen Heimkehr und damit zugleich der Verlauf der nächsten Stunden. Ein verlorenes Spiel ‚verdaut’ die Spielerin Pauline Krämer so schwer wie andere, die eine Prüfung nicht bestanden haben, von der ihre Zukunft abhängt.

Mäxchen hofft deshalb, dass Pauline ihre Tasche in hohem Bogen werfen wird und er den Kopf einziehen muss, um nicht getroffen zu werden.

Am Nachmittag also …

Bis dahin bleibt noch genügend Zeit, um mit Harry etwas zu unternehmen.

Sein Stiefvater hatte sich vor einiger Zeit seiner früheren Freizeitbeschäftigung erinnert und eines Abends verkündet, dass er es wieder mit dem Angeln versuchen wolle. „Ich bin neugierig, ob ich noch Ausdauer und Geschick besitze.“

Damit überraschte er auch Irene. Wie sich herausstellte, hatte er sein ehemaliges Hobby noch nie erwähnt, und Irene meinte, nach und nach lerne sie immer neue Seiten ihres Mannes kennen. Sie wusste nicht einmal, dass er in einer Ecke des Kellers eine vollständige Angelausrüstung aufbewahrte.

Es gelang ihr jedoch, ihre Verwunderung zu verbergen, und wie fast immer stimmte sie ihm auch dieses Mal zu.

„Angeln beruhigt“, sagte sie und nickte, als könnte sie sich nichts Besseres für ihren Mann wünschen. Mäxchen und Pauline verstanden sie auch ohne Worte: Etwas Ruhe kann dir Unruhegeist nicht schaden.

Harry lachte und rieb sich in Vorfreude auf den ersten Angelgang die Hände. Es hörte sich an, als rieb er Sandpapier aneinander. Man konnte annehmen, dass ihm ein großes Abenteuer bevorstand. Mäxchen meinte, dass er selbst sich so erfreut zeigen würde, wenn ihn jemand zu einem Ausflug zum Stromboli eingeladen hätte.

In "Die Lüge" von Herbert Otto verschmelzen historische Ereignisse mit der Intensität menschlicher Konflikte, als wir Alfred begegnen, einem Mann, der plötzlich mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Die folgende Leseprobe zeigt Alfred in einer unerwarteten und schockierenden Begegnung mit einem Major, dessen Gesicht er aus den düstersten Kapiteln seiner Erinnerungen kennt.

Ein Offizier stand breitbeinig auf der Schwelle, ein Major. Alfred erhob sich schnell und machte Meldung. Er starrte dieses Gesicht an. Er erkannte das Gesicht! Er hatte es neben der Bank gesehen, neben dem Mädchen, das nackt auf die Bank geschnallt war ... auf dem Flugblatt war es abgebildet, dasselbe Gesicht ... Es sah aus, als habe der Mann keinen Mund, nur eine Narbe statt dessen.

„Wo ist dieser Weiß?“, fragte der Major.

„Der Schütze Weiß?“, fragte Haferkorn verblüfft. Das Ganze war peinlich unerwartet gekommen, zumal für eine Ausrede.

„Antwort!“

Es erleichterte Alfred, dass er innerlich etwas gegen den Mann aufzubieten hatte.

„Ich weiß nicht, Herr Major!“, sagte er überraschend laut.

Der Major blickte angewidert an ihm vorbei, über die Strohsäcke am Boden und an den Wänden hin zur Decke hinauf. „Wo schläft dieser Weiß?“

„Hier, Herr Major!“

Auf dem Strohsack lagen Gepäckstücke verstreut, der geöffnete Wäschebeutel, ein Schreibblock.

„Wann haben Sie den Mann zuletzt gesehen?“

„Gestern Abend, Herr Major!“

„Sie! Grüner!“, schrie der Major in den Gang.

Ein Feldwebel stand stramm. Sein rosiges Gesicht erinnerte an einen Himbeerpudding. „Den Fähnrich ins Auto schaffen!“, befahl der Major im Tonfall eines Menschen, der endlich einer Sache überdrüssig ist. „Und Sie kommen mit!“, sagte er zu Haferkorn. „Gewehr und Stahlhelm! Aber bisschen flott!“

Er zupfte seine Handschuhe zurecht und ging.

Alfred war entschlossen, alles abzuleugnen. Wer wollte ihm etwas nachweisen und was? Das Flugblatt samt den Briefen, zwischen denen es steckte, schob er hastig unter seinen Strohsack.

Draußen am Auto war man damit beschäftigt, einen Mann, der offenbar verunglückt und ohne Bewusstsein war, in das Wageninnere zu befördern. Der Major stieg ein und knallte die Wagentür zu.

Alfred musste auf das Trittbrett steigen, ebenso wie der Feldwebel an der anderen Seite, und es ging in rasender Fahrt die Dorfstraße hinunter. Die Sonne, knapp über dem Horizont, bot ein sinnverwirrendes Schauspiel: sie schien hinter Bäumen und Gehöften hinzurollen, im Wettlauf mit dem Fahrzeug, schien zu hüpfen und Freudensprünge aufzuführen ...

An der ehemaligen Polizeistation hielt der Wagen. Eine Gruppe Soldaten stand ungeordnet im Garten vor dem Haus, alle mit Gewehr und Stahlhelm, alle in der gleichen erwartungslosen Neugier dem Auto zugekehrt.

Jemand hatte sie dort aufgestellt. Mit menschlichen Wesen schienen sie nichts gemein zu haben. Sie erweckten in Haferkorn den Eindruck fabrikmäßig hergestellter Gegenstände, die sich voneinander nicht unterscheiden durften, es sei denn durch abweichendes Körpermaß. Dieser Eindruck wurde noch vertieft, als das „Achtung!“ des Feldwebels sie in äußerste Erstarrung versetzt hatte.

Der Feldwebel ließ antreten, und wenn Alfred es auch nicht wahrhaben wollte, dass er dazugehörte, stand er doch in einer Reihe mit ihnen, und wenn er sich innerlich dagegen wehrte, seinen Willen aufzugeben, den der Mann vor der Front ihm gleichsam abverlangte, sichtbar wurde davon nichts.

„Die Augen - links!“

Dort wippte der Major auf den Zehenspitzen. Er nahm die Meldung hin, stand wieder spreizbeinig, die Hände hinter dem Rücken, und ließ auf sich warten.

Alfred hörte das Auto vor dem Hause abfahren. Wenn er links am Kopf des Majors vorbeiblickte, sah er das vergitterte Fensterviereck am Seitenflügel und einen Posten vor der Tür, der auf etwas zu warten schien.

„Sie haben sich bereit erklärt, eine vaterländische Pflicht besonderer Art zu erfüllen!“, begann mit feierlich gehobener Stimme der Major, den Blick über die Stahlhelme der Soldaten hinweg ins Leere gerichtet. „Sie können stolz darauf sein! Das Vaterland braucht uns heute mehr denn je!“ Der Major wurde nach jedem Satz grimmiger. „Unsere Feinde bedrängen uns von allen Seiten! Sie haben sogar versucht“ - sein lippenloser Mund verengte sich jetzt zu einer winzig krausen Öffnung -, „... das Leben des Führers anzutasten!“ Er sprach von Lebensrechten, die man streitig zu machen versuche, vom Osten wie vom Westen her. Da ihm noch treffendere Worte nicht einfallen wollten, ließ er eine Pause einfließen und schloss dann: „Wir sind unerbittlich gegen den Feind! - Grüner! Übernehmen Sie das Kommando!“

Die Gewehre wurden geladen und gesichert. Major Krebs ging gemessenen Schrittes, nachdenklich vor sich hin sehend, auf und ab. Da fiel Alfreds Blick auf die drei Gefangenen, die aus dem niedrigen Bau heraustraten. Er erschrak und begriff zugleich. Alles, was vorgegangen war, erhielt plötzlich auf abscheulich eindeutige Weise seinen Sinn. Er versuchte herauszubekommen, was ihn gewaltsam in der Reihe festhalte, weshalb er sich eigentlich hindern lasse, einfach wegzutreten. Man fesselte die Gefangenen. Hinter ihnen, dicht über dem Horizont, stand die Sonne und heftete feine Silberstreifen um die Konturen ihrer Körper. Der Kopf des Mädchens, ihr Haar, schien aufgeflammt, wie in der Nacht, im Lichtkreis der Taschenlampe. Der Posten schnürte ihr die Hände auf dem Rücken aneinander, stemmte mit einem Knie und zerrte an dem Strick, sodass ihr Körper sich, verhalten und widerwillig zwar, doch sichtbar aufbäumte und ihren Schmerz für Augenblicke zu erkennen gab.

In "Die Abenteuer der Kriegskinder. Geschichten von Mut und Magie" von Gisela Pekrul erleben wir die magischen Momente der Kindheit durch die Augen der jungen Gisela. Die folgende Leseprobe entführt uns in eine sonntägliche Szenerie, in der ein scheinbar gewöhnlicher Nachmittag eine unerwartete Wendung nimmt, als ein Tintenklecks Gisela in eine Welt voller Abenteuer und Magie zieht.

Das Geheimnis der Tintenkleckse

Als Gisela klein war, gab es an Sonntagen immer diese unbequemen Sonntagskleider, die man tragen musste. Gisela fand das total langweilig, denn sie durfte darin nicht einmal richtig spielen. Aber an einem ganz besonderen Sonntag, als sie ihr brandneues, helles Kleid trug, passierte etwas Magisches.

Gisela war gerade dabei, einen Brief mit Tinte und Federhalter zu schreiben. Sie war so vertieft in ihre Schreiberei, dass sie nicht bemerkte, wie der Tintenklecks langsam, aber sicher auf ihr neues Kleid zurollte. Plötzlich landete der Klecks auf dem Stoff und hinterließ eine dunkle Spur. Oh nein! Gisela hatte das nicht mit Absicht gemacht, aber Mutti, die das Kleid mit viel Liebe genäht hatte, war mächtig wütend.

„Zur Strafe bekommst du Stubenarrest!“, schimpfte Mutti. Doch Gisela, die ein richtiger Bücherwurm war, freute sich innerlich. „Super! Dann kann ich mein spannendes Buch zu Ende lesen!“, dachte sie. Stubenarrest war für sie keine Strafe, sondern eher eine Belohnung.

Aber Mutti merkte schnell, dass Gisela sich so überhaupt nicht bestrafen ließ. Sie änderte ihren Plan und sagte: „Zur Strafe bleibst du jetzt eine Stunde draußen und spielst mit den anderen Kindern.“ Gisela war enttäuscht. Draußen spielte keiner, weil sie alle in ihren schicken Sonntagskleidern sich nicht schmutzig machen durften. Da konnte sie ja genauso gut drinnen bleiben und weiterlesen.

Enttäuscht ging Gisela nach draußen, doch sie war ganz allein. Ihre beste Freundin Christina war verreist, und die anderen Kinder waren nicht zu sehen. Alle versteckten sich wahrscheinlich, um ihre schönen Kleider zu schonen. Nach wenigen Minuten war Gisela schon wieder zurück zu Hause. „Es ist niemand da, mit dem ich spielen kann“, sagte sie zu Mutti.

Inzwischen war Muttis Zorn verflogen, und sie konnte Giselas Enttäuschung verstehen. „Na gut“, meinte sie lächelnd, „dann darfst du doch drinnen bleiben und weiterlesen.“ Gisela strahlte vor Freude. „Danke, Mutti!“

Aber das war noch nicht alles. Als Gisela ihr Buch wieder aufschlug, passierte etwas Unerwartetes. Der Tintenklecks auf ihrem Kleid begann zu schillern und zu glitzern. Er wurde größer und größer, bis er plötzlich leuchtende Buchstaben formte. „Komm mit mir auf ein Abenteuer!“, stand da geschrieben.

Gisela konnte es kaum glauben, aber sie war zu neugierig, um nein zu sagen. Sie streckte ihre Hand aus, und plötzlich wurde sie in den Tintenklecks hineingesogen. Sie fand sich in einer zauberhaften Welt wieder, in der Tintenkleckse lebendig wurden und Abenteuer erlebten.

Gisela tanzte mit bunten Tintenklecksen, flog auf einem Klecksdrachen durch den Himmel und tauchte in ein Meer aus funkelnder Tinte ein. Es war ein unglaubliches Abenteuer, und sie vergaß völlig die Zeit.

Als eine Stunde vorbei war, fand sich Gisela wieder in ihrem Zimmer, das Buch immer noch vor sich. Sie hatte tatsächlich nur eine Stunde gelesen, aber in der Tintenklecks-Welt waren Wochen vergangen.

Von diesem Tag an hatte Gisela noch mehr Lust zu lesen. Denn wer wusste schon, welche fantastischen Abenteuer sie noch in den Büchern entdecken würde? Und wenn sie mal wieder aus Versehen einen Tintenklecks machte, lächelte sie nur und freute sich auf das nächste magische Abenteuer.

Kommen wir noch einmal auf das Thema Familie zurück. In der heutigen Post aus Pinnow stehen gleich mehrere Familiengeschichten zur Auswahl. Das beginnt bereits mit dem „Fingerhut voll Zuversicht“ von Christa Grasmeyer, in dem eine junge, noch nicht mal ganz erwachsene Frau mit sehr veränderten Lebensumständen und Herausforderungen zurechtkommen muss, setzt sich fort mit den autobiografisch geprägten Erinnerungen „Paulchen, Schnaps und Schweinespeck“ von Wilhelm Eickhoff und Irma Köhler-Eickhoff und reicht bis zum zweiten Buch der Mäxchen-und-Pauline-Reihe von Siegfried Maaß „Flaschendrehen“. Auch diese Geschichte von Veränderungen könnte man sich als Film vorstellen.

Und vielleicht regen diese drei Bücher neben dem Lesevergnügen auch dazu an, sich einmal Gedanken um die eigene Familie zu machen und darüber, wie liebevoll man eigentlich am Wochenende und vor allem im Alltag miteinander umgeht – auch wenn nicht jeder Tag ein reiner Glückstag ist.

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die neue Post aus Pinnow ist schon eingetütet.

In der nächsten Woche nimmt Albrecht Franke seine Leserinnen und Leser auf faszinierende Weise mit auf eine große Reise von England nach Deutschland. In „Erstarrendes Meer“ erzählt er von dem letzten Aufenthalt des berühmten Komponisten Georg Friedrich Händel in seiner Geburtsstadt Halle. Wir schreiben das Jahr 1750 …

EDITION digital: Newsletter 14.06.2024 - Fanny und Sascha, 33 Geschichten aus einem kleinen Moordorf und Abenteuer