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Der Funker von Oslo, Milchsuppe und Schwarzbrot zum Frühstück und August, der Trommler - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 30.08. 2019) Dieser heutige Newsletter ist bis auf eine Ausnahme einem wichtigen historischem Datum gewidmet – dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, der sich am 1. September zum 80. Male jährt. Grund genug und gleichsam ewige Verpflichtung, daran und an die Schrecken dieses zweiten großen Krieges im zwanzigsten Jahrhundert zu erinnern, dem allein direkt 65 Millionen Menschen zum Opfer fielen, getötet wurden  – auf den ersten Blick eine abstrakte, unvorstellbare und auch anonyme Menge. Doch dahinter stehen 65 Millionen Schicksale von Menschen jeglichen Alters, Männer, Frauen und viele, viele Kinder, die oft auf grausame Weise ums Leben kamen, massenhaft und mit zynischem Vorsatz ermordet wurden.

Literatur hat die Möglichkeit, Einzelschicksale zu beschreiben und auf diese Weise, einzelnen dieser Menschen ihren Namen, ihr Gesicht und ihre Geschichte zurückzugeben. Und genau das ist Anliegen sowohl der insgesamt fünf aktuellen Angebote, die wie immer eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 30.08.19 – Freitag, 06.09.19) zu haben sind, als auch des heutigen Beitrags der Rubrik Fridays für Future. Unter dieser Überschrift wird an dieser Stelle jede Woche jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Und da hat die Literatur schon immer ein gewichtiges Wort mitzureden und heute erst recht. Aus Anlass der 80. Wiederkehr des Beginns des von Hitler angezettelten Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 befasst sich der Fridays-for-Future-Newsletter gegenwärtig mit dem Thema Krieg und Frieden: Wie und warum „entstehen“ eigentlich Kriege? Und was erleben Menschen im Krieg? Eine bemerkenswerte Antwort darauf gibt ein sehr berührendes Buch von Manfred Kubowsky, das auf authentischen Dokumenten beruht. Als Mahnung an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren kann „Hellblaue Blitze vor rotem Himmel. Briefroman aus der Zeit der Schlacht um Moskau (1941)“ zwischen dem heutigen 30. August und dem 1. September im E-Book-Shop www.edition-digital.de kostenlos heruntergeladen werden. Vor weiteren Informationen zu diesem Buch sollen aber zunächst die fünf Sonderangebote der Woche kurz vorgestellt werden. Weitere, ausführlichere Bemerkungen zu den einzelnen Titeln finden sich weiter unten.

In „Der Tod kam in der Mittsommernacht“ erzählt Jan Flieger von dem Kampf norwegischer Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzer – ein tödliches Duell beginnt in Oslo …

Der Held des Romans „Die Lüge“ von Herbert Otto ist der junge deutsche Wehrmachtssoldat Alfred Haferkorn, der in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerät. Und dort hat er große Angst. War er an der Erschießung von Partisanen beteiligt?

Um das heute kaum noch bekannte Schicksal der Rumänien-Deutschen im Zweiten Weltkrieg geht es in „Deines Nächsten Haus“ von Holda Schiller.

Ein hartes, packendes Buch über den Warschauer Aufstand hat Wolfgang Schreyer bereits in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben – also noch ziemlich nah dran an den darin geschilderten Ereignissen: „Unternehmen Thunderstorm“, Teil 1.

Während und nach dem Dreißigjährigen Krieg spielt der historische Roman „Jakob, der stumme Krieger“ von Harald Wieczorek, welcher zeigt: Krieg ist immer schrecklich.

Und damit etwas ausführlicher zu dem heutigen E-Book der Rubrik Fridays for Future, welches wie schon gesagt als Mahnung an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren zwischen dem heutigen 30. August und dem 1. September im E-Book-Shop www.edition-digital.de kostenlos heruntergeladen werden kann.

Erstmals Mitte dieses Jahres hatte Manfred Kubowsksy als Eigenproduktion  der EDITION digital seinen Briefroman aus der Zeit der Schlacht um Moskau (1941) „Hellblaue Blitze vor rotem Himmel“ veröffentlicht – sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book: 23 Original-Feldpostbriefe, die eine junge Berliner Pianistin ihrem Liebsten an die Front vor Moskau schickte, haben sich von 1941 bis heute erhalten. Erschütternde Zeugnisse tiefer Liebe, verbunden mit angstvoller Sorge um den geliebten Mann, der zunächst noch in naivem Vertrauen, bald aber erfüllt von Zweifel und Wut, für Hitlers Wahnsinns-Blitzkriegs-Idee vor Moskau in Dreck und Schnee steckt …

Die Briefe reflektieren zunehmend und erstaunlich offen auch die Gräuel des Naziregimes und Kriegserscheinungen wie Rationierung von Lebensmitteln und Bombenangriffe an der „Heimatfront“ Berlin. Die Kapitel zwischen den Briefen aber erzählen realistisch und packend vom Frontgeschehen, vom siegessicheren Beginn des Moskau-Feldzuges bis zu seinem sehr bitteren Ende nach nur wenigen Monaten. Im vorigen Newsletter vom 23. August haben wir bereits den Anfang dieses berührenden Buches vorgestellt, in dem Autor Manfred Kubowsky die Hintergründe dieses Projektes erklärt und seine Hoffnung auf ewigen Frieden zum Ausdruck bringt. Zum weiteren Kennenlernen dieses literarischen Glücksfalls präsentieren wir heute einen anderen  Ausschnitt, in dem sowohl vom Soldaten Hans Treskatis mit der Feldpostnummer 07862 D die Rede ist, der sich inzwischen doch auf dem Wege an die Ostfront befindet, als auch von seiner Geliebten, der jungen Berliner Pianistin, genannt Elchen. Die Handlung dieser Textstelle setzt ein, als sich die beiden Liebenden noch treffen und umarmen können, sogar miteinander ausgehen können. Doch es bleibt ihnen nicht mehr viel Zeit

„Am Vormittag des 22. Juni 1941 erfuhr Elchen aus dem Radio, dass in der Frühe um 03.05 Uhr die deutschen Truppen in großer Breite die Grenzen zur Sowjetunion überschritten hatten. Elchen stockte das Herz, sie bekam einen Weinkrampf, der schon einem Nervenzusammenbruch gleichkam. Drohend stand mit einem Male das gewaltige Ungeheuer des Krieges direkt vor ihr, sie war ganz sicher, dass Hans sofort an die Front geschickt würde, und vielleicht könnte sie ihn noch nicht einmal mehr sehen.

Ob er heute doch kommen würde, sollte sie den Kalbsbraten machen? Um Gottes Willen, Hänschen, Liebster, an die Front, nein, das kann nicht, das darf nicht sein …

Gegen achtzehn Uhr schloss Hans sein verweintes Elchen in die Arme. Er beruhigte sie, strich ihr zärtlich über das Haar, nein, er kommt doch nicht an die Ostfront, was sie sich für Sorgen machte, völlig unnötige, ganz sicher, schließlich ist er als Ingenieur doch Spezialist, die Ausbildung hier in der Heimat muss doch weitergehen, er ist hier unabkömmlich …

Hans war fest überzeugt davon, Leute wie ihn würde man nicht an die Front schicken, die würden doch hier viel wichtiger gebraucht.

Er konnte Elchen beruhigen. Später genossen sie den schönen Sommerabend auf einer Bank Unter den Linden. Das Treiben in der Stadt sah ganz friedlich aus. Militärfahrzeuge und SS-Trupps, Gruppen goldblinkender Wehrmachtsoffiziere, welche sich anschickten, wie gewöhnlich Bars und Casinos zu besuchen, die musste man sich wegdenken. Die Linden über ihnen rauschten leise und spendeten Sommerduft, und die an etlichen Nobelfassaden hängenden roten Fahnen mit dem weißen Kreis und dem Hakenkreuz darin, die dachten sie sich einfach weg. Das Schicksal würde es schon gut mit ihnen meinen. Während Hans und Elchen in Berlin ihrem gewohnten Leben nachgingen, während Dr. Hoernemann in Potsdam mit der bei ihm üblichen Ruhe und Gründlichkeit seine Patienten behandelte und ihnen Mut und Zuversicht gab, während Goldchen in Braunsberg in Ostpreußen die erste Beerenernte dieses Jahres zu Konfitüren verkochte, die Elchen immer besonders gerne gemocht hatte, während die meisten Deutschen von Konzentrationslagern und Judenliquidierungen nichts wissen wollten und fest an den siegreichen Blitzkrieg des Führers glaubten, stürmte die Deutsche Wehrmacht im Westen der Sowjetunion ungehindert voran.

Im Wesentlichen war von russischem Widerstand keine Rede. Oberbefehlshaber und Truppenoffiziere waren in Hochstimmung, eine Stadt nach der anderen wurde genommen, hunderte Dörfer von Panzern kurzerhand überwalzt, plattgemacht, verbrannt. Die Kommandierenden lebten mit der Vorsehung des Führers, sie mussten kaum denken, sie mussten nur dem ausgestreckten Finger Adolf Hitlers, des unvergleichlichen Feldherrn, folgen.

Am 14. Juni, also eine Woche vor Beginn der Invasion, hatte Hitler im Führerhauptquartier zu führenden Militärs gesprochen:

Was ich von Ihnen verlange, ist nur eins: die Tür mit einem kräftigen Stoß einzutreten. Das Haus fällt dann von ganz allein zusammen!

Die Tür war eingetreten, das marode Gebäude des Bolschewismus schien in der Tat von selbst einzustürzen. Was noch stehen blieb, wurde von den Deutschen nach dem Prinzip der verbrannten Erde dem Boden gleichgemacht. Die Generäle wurden ausgezeichnet, der Panzergeneral Guderian prägte das Wort:

Nicht kleckern, sondern klotzen! – ein Wort, das tief einging in das Bewusstsein der Deutschen, so tief, dass es Jahrzehnte später zu neuem, glänzendem Gebrauch erhoben werden sollte.

Deutsche kleckern nicht, Deutsche klotzen!

So schien das Schicksal des russischen Moloch schon in den ersten Kriegswochen besiegelt.

Und doch hielt Stalin in Moskau am 3. Juli 1941, zwei Wochen nach Kriegsbeginn, eine Rundfunkrede, in der es hieß:

Obwohl die besten Divisionen und Luftwaffeneinheiten des Gegners bereits zerschlagen und von ihrem Schicksal auf den Schlachtfeldern ereilt worden sind, setzt der Feind seinen Vormarsch fort … Das (Sowjet-)Volk muss jeden Gedanken an Zugeständnisse aufgeben. Dem Feinde darf kein Pardon gegeben werden … In unseren Reihen gibt es keinen Raum für Schwächlinge und für Feiglinge, für Panikmacher und für Deserteure …  Es ist die Erde zu versengen, ehe sie dem Feinde in die Hände falle …

Zwischen alledem standen Millionen Russen und Millionen Deutsche, die sich nicht kannten, sich nicht hassten, einander nicht Feind waren, nur ein friedliches, geborgenes Leben wollten. Es war ein gefährliches Leben zwischen Hitlers Wahnwitz und Stalins Verlogenheit. Sehr gefährlich, aber die meisten ahnten noch nicht, wie nahe sie Tod und Zerstörung waren …

Hans war mit dem Militärtransport in Posen angekommen, was nunmehr, nach der Eindeutschung, zum Warthegau gehörte. In Posen musste Hans und die ganze Technikertruppe in einen Bus steigen, der sie über Ostrowo in das kleine Städtchen Mikstadt brachte. Die ganze Gegend sah gar nicht so sehr nach dem Krieg aus, der hier vor fast zwei Jahren herübergezogen war. Abgesehen von einer ganze Reihe verlassener Häuser und leerer Bauerngehöfte.

Eines dieser leeren Gebäude am Marktplatz von Mikstadt bezog die Technikertruppe, und der Kommandeur von Hans, ein junger Leutnant, kaum älter als er, hatte keine besonderen Befehle für sie, von den üblichen Dienstabläufen abgesehen. Warteposition, hieß es, das Leben, die Freizeit, die Versorgung, alles lief friedlich und nach geregelten deutschen Normen ab. Die Soldaten konnten sich frei bewegen und ausgedehnte Spaziergänge unternehmen. Der Kontakt mit der polnischen Bevölkerung war durchaus nicht verboten, verboten war im Moment lediglich, und zwar strikt: Post in die Heimat zu senden. Standortgeheimhaltung. Absolut keine Informationen nach Deutschland, an den zivilen Bereich.

Sie verbrachten fast den ganzen August in dem kleinen polnischen Städtchen, hatten fast nichts zu tun. Das Wetter war schön, und Hans taten die ausgedehnten Spaziergänge über sandige Wege, an reifenden Kornfeldern vorbei, ausgesprochen gut. Am Rande der Stadt war ein Hügel, darauf eine Schar polnischer Kinder, die Drachen steigen ließen. Einem kleinen Jungen, er hieß Marek, wie Hans später erfuhr, war der Drachen abgestürzt, die Leisten waren angebrochen. Hans holte Bindfaden und Leukoplast aus der Uniformtasche und reparierte dem Kleinen das Fluggerät. Später fasste Marek ihn bei der Hand und führte ihn zum Gehöft seiner Familie.

Der Bauer, der nebenbei noch Fuhrmann war und auch eine sehr schöne, glänzende Zweispännerkutsche besaß, empfing Hans freundlich. Er sprach recht gut deutsch, und so saßen sie am blank gescheuerten Küchentisch, tranken Most, den ihnen die Frau auftrug, aßen Speckbrot und unterhielten sich über das Land, über die Kinder, über das reifende Korn auf den Feldern, und es war keine Feindschaft zwischen ihnen zu spüren, vielmehr so etwas wie Zuneigung.

Piotrek und seine Frau hatten sieben Kinder, und es war wohl gewiss nicht leicht, die Familie mit dem kleinen Acker zu ernähren. Doch Piotrek war ein sehr fleißiger Mann, das konnte Hans sehen, denn er ging verschiedenen Nebenarbeiten nach, übernahm mit seinem Gespann Lastfuhren und kutschierte gelegentlich den Doktor in Mikstadt oder die Pfarrersfrau zum Einkaufen in die umliegenden Dörfer, wo man Hühner und Eier beschaffen konnte, oder er stellte sich mit seinem durchaus nobel wirkenden Gefährt deutschen Offizieren zur Verfügung, um sie zu einem Frühschoppen nach Ostrowo zu bringen und zum vereinbarten Zeitpunkt wieder abzuholen.“

Und damit weiter zu den fünf aktuellen Sonderangeboten des heutigen Newsletters:

Erstmals 1988 erschien im Militärverlag der DDR „Der Tod kam in der Mittsommernacht“ von Jan Flieger: Norwegen Ende 1942. Aus England kommend, wo er eine extrem harte Spezialausbildung durchlaufen hat, kehrt der Norweger mit dem Decknamen Gudersen per Fallschirm zurück in sein Heimatland. Dort soll er eine Widerstandgruppe gegen die Deutschen führen. Auf keinen Fall darf ihnen Gudersen in die Hände fallen. Auf der anderen Seite versucht Obersturmführer Hempel im Hauptquartier der Gestapo in Oslo mit aller Härte, englische Agenten und norwegische Widerstandskämpfer auszuschalten. Besonders stört ihn der Funker hier in Oslo, der meistens nachts zu hören ist und dessen Code sie nicht entschlüsseln können. Hempel will ihn fassen. Er soll ihn zu seiner Widerstandsgruppe führen. Ein tödliches Duell hat begonnen …

Jan Flieger hat seinem spannend geschriebenen Buch einen Prolog mit einigen treffenden Sätzen von Ernest Hemingway aus dessen Buch „In einen anderen Land“ vorangestellt:

„Sie werden uns nicht bekommen“, sagte ich.

„Weil du zu tapfer bist.

Dem Tapferen passiert nichts.“

„Sterben tut er auch.“

„Aber nur einmal.“

„Ich weiß nicht. Wer sagt das?“

„Der Feigling stirbt tausend Tode,

der Mutige nur einen.“

Hier ein Kapitel aus dem Abschnitt „Kristine“:

3. Kapitel

Es war Mittag, als Brukovic sie kommen sah. Sie kamen über die Wiese, und er sah sie an der Stelle, wo die Glockenblumen standen und der Hornklee.

Es war still ringsum, nur eine Drossel sang.

Er spähte vom Oberboden der Scheune aus, sodass sie ihn nicht sehen konnten. Es waren acht faschistische Soldaten, und sie liefen in einer Schützenkette im Abstand von fünf Metern. Während sie auf das Haus zukamen, beobachteten sie die Gegend und hielten ihre Maschinenpistolen schussbereit.

Das ist das Ende, dachte Brukovic, ich habe keine Waffe. Und was geschieht mit den Menschen, die mich aufgenommen haben? Myran war im Haus, auch Marja, und er konnte sie nicht warnen.

Die acht Männer kamen näher, doch noch immer hörte er sie nicht, auch die Drossel war wohl in das nächste Tal geflogen. Die Stille war beklemmend.

Die einzige Möglichkeit, die ihm blieb, war, sich hineinzugraben in das Heu.

Aber was würde Myran tun?

Was Marja?

Brukovic konnte nur abwarten. „Wenn ihr flieht“, hatte der SS-Aufseher Krause gesagt, „seid ihr ohne Chance. Wir finden euch immer. Ihr habt die Wahl zwischen dem schnellen und dem langsamen Tod, dem auf der Flucht oder dem im Lager.“

Jetzt hörte er die Stimmen der Soldaten.

Sie umstellten die Gebäude, und nun sah Brukovic, dass sie sich auch von der anderen Seite, in seinem Rücken, genähert hatten. Es waren mindestens zwanzig Mann.

Er spähte durch die Ritze hinab.

Birger trat aus dem Haus, und ein Offizier, der norwegisch sprach, fragte, ob er Flüchtlinge gesehen habe oder englische Agenten.

Birger schüttelte den Kopf, blickte finster, schwieg.

„Wenn wir jemanden finden, zünden wir deinen Hof an“, sagte der Offizier, „und werfen dich mit in die Flammen und jeden auf dem Hof.“

Birger schwieg. Was mochte ihm durch den Kopf gehen, diesem Mann?

„Durchsuchen!“, befahl der Offizier.

Brukovic wühlte sich in das Heu, bis er an der Scheunenwand lag, halb unter einem Balken.

Er wartete.

Wann kamen sie?

Dann hörte er Schritte unter sich. Stiefel hämmerten auf den Sprossen der Leiter.

Sie kamen!

Wenn es nur ein Mann war und er ihn packte, konnte er ihn mit in den Tod nehmen. Aber die Maschinenpistolen waren entsichert, und wenn er sich aufrichtete, würde ihn die Garbe treffen, in die Brust oder in den Bauch.

Der Mann trampelte im Heu herum.

Näher kamen die Stiefel und näher.

Und jetzt, da ihm der Tod so nahe war, dachte Brukovic an Marja, die sechzehnjährige Tochter Birgers, die blonde, langhaarige Marja, die wie ein Engel aussah.

Marja!

Was geschah mit ihr?

Marja in einem KZ?

Brukovic zitterte am ganzen Körper. Es war nicht die Angst um sich, es war die Angst um das Mädchen. Es war sein Verschulden, wenn sie in Gefahr geriet.

Näher und näher kamen die Stiefel, die herumwühlten im Heu. Er verfluchte diesen Mann, dem die Stiefel gehörten.

Jetzt würden sie ihn treffen.

Jetzt!

Die Stiefel trafen den Balken über ihm, streiften Brukovic kurz an der Schulter, entfernten sich.

Konnte das wahr sein?

Hatten sie ihn nicht entdeckt?

Der Mann stieg wieder nach unten.

Oder steckten sie jetzt die Scheune an, damit er ihnen als Fackel entgegenlief? Das hatten sie schon getan.

Die Drossel musste jetzt auf dem Dach der Scheune sitzen, er hörte sie sehr nah.

Begannen unter ihm schon die Flammen zu lodern?

Diese verfluchte Stille! Brukovic presste sein Ohr an das Holz, aber er hörte keine Stimme. Wo waren sie? Was taten sie? So lag er wohl eine Ewigkeit und wartete auf den Tod.

Dann erschrak er. Auf der Leiter, die zu ihm hinaufführte, vernahm er das Geräusch vorsichtiger Schritte.

„Hallo!“, rief eine Stimme leise.

Es war Marja.

Also waren sie weg?

Er wühlte sich aus dem Heu und stieg hinab. Sie standen dicht beieinander. Minutenlang. Plötzlich drängte sich Marja an ihn. Es darf nicht sein, dachte Brukovic plötzlich. Sie ist sechzehn, und sie ist Birgers Tochter, die Tochter des Mannes, der mich aufgenommen hat.

Er schob sie sanft von sich. Ich muss stark sein, dachte er dabei, ich darf diesem Gefühl nicht nachgeben.

Noch immer schwiegen sie beide.

Da hörte er Birgers Ruf.

Und das war gut.“

 

Erstmals 1956 veröffentlichte Herbert Otto im Verlag Kultur und Fortschritt Berlin seinen anschließend in mehrere Sprachen, darunter ins Bulgarische und ins Chinesische, übersetzten Roman „Die Lüge“: Jetzt ist der junge Soldat Alfred Haferkorn ein Gefangener der Russen und ihnen mit seiner schrecklichen Angst vor Entdeckung ausgeliefert. Er will die Bilder zurückdrängen, denn er hat gar nicht auf die Partisanen geschossen, aber das junge Mädchen, die beiden Männer, sie erscheinen immer wieder vor seinem inneren Auge. In höchster Not lügt er, nennt ein falsches Regiment. Eines Tages taucht Major Krebs im Lager auf – allerdings unter anderem Namen. Er hat den Erschießungsbefehl erteilt, und Haferkorn will nicht zulassen, dass Krebs ungeschoren davonkommt. Herbert Otto wendet sich in seinem ebenso spannenden wie wahrhaftigen Buch der Realität des Gefangenenalltags deutscher Soldaten in sowjetischen Lagern zu. Hunger, Typhus, Korruption, Selbstmord und verzweifelte Fluchtversuche sind der Alltag, aus dem heraus allmählich die Ahnung einer künftigen sinnvollen Existenz wächst. Zunächst aber begegnen wir Haferkorn noch bei seiner deutschen Einheit. Kriegsalltag und Angst vor den Russen, die näher rücken:

Erste Begegnung

Tagsüber blieb der Schlagbaum geöffnet. Er stach schräg in den Himmel, wie ein vom Wind geneigter Fahnenmast, und war mit Lackfarbe schwarz-weiß-rot gestrichen. Der Lack war zu dick aufgetragen und fing an abzublättern. Staub deckte die Farben mit einem schmutzig grauen Schleier.

Alles war staubig: die Sträucher am Straßenrand, das Laub der Bäume und auf dem Felde die Maisstauden, deren Blätter dürr und braun und kraftlos herunterhingen. Seit Anfang August - das waren jetzt mehr als zwei Wochen - hatte es kaum eine Wolke am Himmel gegeben. Selbst die Lehmhäuser des Dorfes schienen von der Sonnenglut entkräftet. Sie duckten sich schief unter ihren Strohdächern, als sei die Last ihnen zu schwer geworden.

Remanowka lag zehn Kilometer westlich des Dnestr, dessen Ufer seit Wochen Fronten dieses Krieges waren. Noch nie hatte das Dorf so viele Menschen beherbergt, nie war es so arm gewesen, mit sich selbst so zerfallen wie in diesem Sommer.

Fremde Soldaten, Angehörige des 28. Infanterieregiments, lagen in den niedrigen Stuben der Häuser und hatten Höfe und Schuppen mit Gerätschaften vollgestellt. Die Einheimischen bewohnten die Ställe. Andere hatten zu nächtlicher Stunde ihre Höfe verlassen und waren in den benachbarten Wald gegangen, um sich den Partisanen anzuschließen.

Die staubgraue Straße, die von Süden kam, schnurgerade, und das Dorf in zwei gleiche Hälften teilte, lief dann kilometerweit durch den Wald bis zum Dnestr. Deutsche Lastkraftwagen holperten über die Straße, in beiden Richtungen. Sie fuhren stets in langer Kolonne, weil es im Wald bei Remanowka auf Leben und Tod ging. Sie fuhren nur tagsüber, denn es lag der Befehl vor, die Straße durch den Wald sei während der Nacht gesperrt.

Am nördlichen Dorfausgang, einen Kilometer von der Stelle entfernt, wo die Straße im Wald verschwand, hatte man darum den Schlagbaum errichtet, der tagsüber geöffnet blieb und wie ein Fahnenmast in den blauen Himmel stach.

Haferkorn stand an diesem Mittag beim Schlagbaum Posten. Er musste in der prallen Sonne stehen, denn bis zum Schatten des nächsten Baumes waren es dreißig Schritt, und dass die Sonne den Schatten um so viel näher rücken würde, brauchte er nicht abzuwarten. Wie weit er sich beim Auf und Ab vom Schlagbaum entfernen durfte, war nicht genau festgelegt, und Haferkorn gehörte nicht zu den Ängstlichen. Doch heute schienen ihm dreißig Schritt ein Wagnis, das er besser nicht unternahm. Er blieb in der Sonne, verfluchte sein Missgeschick, Hitze und Himmel und die Schweißtropfen, die überall am Körper hinunterliefen. Manchmal setzte er für Sekunden den Stahlhelm ab und wischte mit dem Taschentuch über Gesicht und Nacken.

Heute dünkte ihn die Hitze dichter und drückender, das Sonnenlicht, das von unten her, aus dem Straßenstaub, in seine Augen drang, schien heute greller als gewöhnlich. In Abständen blickte er auf seine Uhr: auch die Zeit verging langsamer als sonst. Haferkorn war fast ein Jahr Soldat, aber er hatte sich bis heute nicht daran gewöhnt, ohne Recht und Maß von jedermann, dem es gefiel, bestraft und gedemütigt zu werden. Mit einer unverdienten Kränkung kam er nicht so schnell zurecht wie manch einer. Er hatte die Feldwebelstimme von heute Morgen noch im Ohr: „Eine Woche Nachtwache! Sie! Sie Arschloch, Sie!“ Eine Stimme wie Gänseschnattern.

Das war so gekommen. Er sollte den Morgenkaffee für das Wachkommando holen. „Wenn keiner gehen will, geht eben der Jüngste!“, hatte der Fähnrich gesagt. Der war selber erst zwanzig, aber Alfred ging. Er hatte sechs Kochgeschirre genommen, in jede Hand drei. An der Küche hatte ein Feldwebel gestanden. Haferkorn hatte ihn gegrüßt, aber nicht weiter beachtet. Er ließ die Kochgeschirre füllen und wollte zurück. Da rief der Feldwebel ihn an: „Zeigen Sie mal her!“ Er wies auf die Kochgeschirre, bückte sich und schielte schräg auf den Kaffee. Alfred sah, dass es der Offizier vom Dienst war. „Sehen Sie sich das an!“, sagte er.

Was zum Teufel wollte der Kerl? Alfred musste eine geistlose Miene gemacht haben, denn der Mann brüllte: „Sie sollen sich das ansehen! Was ist das? Wie?“

Alfred blickte flüchtig hinunter auf die Gefäße und sagte: „Kaffee, Herr Feldwebel!“

„Das sehe ich, Sie Idiot!“ Der andere war dicht herangekommen. Alfred bekam Speichelspritzer ins Gesicht.

„Wie heißen Sie?“ Der Feldwebel hatte Notizbuch und Bleistift schon in der Hand.

„Schütze Haferkorn!“

„Und weiter, weiter.“ Er schrieb und sagte: „Ich mach euch Beine! Passt mal auf!“

„Dritte Kompanie, zweiter Zug“, sagte Haferkorn.

„So!“ Der Feldwebel klappte das Buch zu. „Sehen Sie sich den Kaffee an! Was suchen die Fettaugen da? Seit wann hat Kaffee fettig zu sein? Wie? Was ist das für ein Gesöff? Das ist Brühe! Dreckschweine! Ich bring euch Ordnung bei! Verstanden?“

„Jawohl, Herr Feldwebel!“, sagte Haferkorn. „Aber ich ...“

„Maul halten!“ Die Feldwebelstimme kippte über. Der ganze Mann, auf die Zehenspitzen gehoben, drohte vornüberzukippen. „Sie Arschloch, Sie! Eine Woche Nachtwache außer der Reihe! Sie melden sich heute Abend!“

Haferkorn hatte abtreten dürfen. Dann überzeugte er sich: in einem der Kochgeschirre schwammen tatsächlich Fettaugen auf dem Kaffee. Die Kameraden in der Wachstube lachten ihn aus. Es stellte sich heraus, dass das Kochgeschirr mit den Fettaugen dem Fähnrich Weirosta gehörte. Er sagte nebenher: „Mein Putzer ist ein Drecksack. Ich weiß. Ich brauche einen anderen. Wie wär’s, Haferkorn?“

„Ich glaube nicht, dass ich das nötige Geschick habe“, sagte Haferkorn.

„Schade! Aber wegen der Strafwache werde ich zusehen!“

Es war ein schwacher Trost für Haferkorn, dass der Fähnrich zusehen werde. Den ganzen Vormittag über würgte ihn die Wut. Er kam sich erniedrigt und ohnmächtig vor. Der Fähnrich hatte ihm die Putzerstelle angeboten ...! Alfred spuckte aus, obwohl er ohnehin eine trockene Kehle hatte, und sagte: „Scheiße!“ Einen der Steine, die auf der Straße lagen, stieß er kräftig mit dem Fuß. Staub spritzte auf ...

Alfred blickte die Straße hinunter, nach Süden über das Dorf hin, wo schon minutenlang eine dichte graue Wolke stand. Die Wolke wuchs an, ein Brummen füllte die Luft. Er sah einen Lastwagen, den ersten einer Kolonne, der schnell näher kam und schließlich an ihm vorüberdröhnte. Dann den zweiten ... Alles war in Staub gehüllt, die Sonne, der Himmel, er selbst. Er schloss die Augen fest, kniff die Lippen aufeinander und ließ den Staub über sich ergehen. Der Motorenlärm bestand aus einzelnen Wogen, die anschwollen und wieder abebbten. Alfred zählte daran die Wagen ... zwölf ... dreizehn ... Er hatte doch Staub zwischen die Zähne bekommen und biss knirschend darauf herum. Er atmete in kurzen Zügen. Benzingestank. Er stellte sich vor, wie blauschwarze Schwaden ihn umgaben. Es schwirrte und dröhnte unter seinem Stahlhelm. Er stand und zählte immer noch ... achtzehn... neunzehn ... zwanzig ...

Etwa zehn Minuten später - das Brummen der Autokolonne war längst im Wald verschollen, der Staub war verflogen - hörte Alfred die Salve eines Maschinengewehrs. Ferne Schüsse oder dumpfes Grollen hörte man oft. Die Front brachte sich zuweilen in Erinnerung, wie ein Tier, das auf der Lauer lag und knurrte. Doch die Salve eben war deutlicher gewesen. Auch folgten die einzelnen Schüsse nicht so rasch aufeinander. Man sagte, die russischen MGs schössen langsamer, und so elegant wie die deutschen wären sie auch nicht ... Sie funktionierten dafür besser, sagte man ... Jetzt wieder Schüsse ... eine lange Kette, in die eine zweite geflochten wurde, und dann eine Detonation.“

Erstmals 1999 erschien im Scheffler-Verlag Herdecke „Deines Nächsten Haus“ von Holda Schiller: Nach mehr als fünf Jahrzehnten führt dieser auf Tatsachen gestützte Roman noch einmal die ganze zwiespältige Situation der Rumänien-Deutschen vor Augen: 1940/41 zwangsweise in den polnischen Warthegau umgesiedelt, werden ihnen dort polnische Bauernhöfe „zugewiesen“. Auch Mutter Rebekka Rebe und deren Tochter Malve erhalten zur Bewirtschaftung des „Nächsten Hauses“ Vieh und Feld. Nicht viele wissen heute noch, welche Tragödien von biblischem Ausmaß sich dort ereigneten. Aber hier erzählt eine Autorin über diese Zeit. Über Glück und Schmerz und sie deckt die Widersprüche auf, die zu einer zweifachen Flucht vor den Russen führten und die für Familie Rebe 1945 an der Havel endet. Hier wird Vergangenheit zwischen Bibel und Hakenkreuz, zwischen mitleidendem Menschsein und anmaßendem Herrentum glaubhaft dargestellt. Von allumfassender Liebe getragen, zweifelnd und stark die geschundenen Menschen, erzählt in einer Prosa allerersten Ranges. Ein großes Buch: schlicht und ergreifend. Hier ein Auszug aus dem vierten Kapitel:

„Kein Bauernfrühstück, keine Bratkartoffeln mit Speck, nur Milchsuppe und Schwarzbrot gab es, und, wie stets am Sonntag, ein Stück Kuchen. Das aßen sie alle, Rebekka und Malve, Wanda und Wazek. Sie saßen aber nicht mehr gemeinsam am Tisch in der Küche, wie zuvor, sondern getrennt, Wazek und Wanda in der Küche, Rebekka und Malve in einem über den Flur zu erreichenden Nebenzimmer. Verschämt trug Rebekka die Milchsuppe und das Brot in den Nebenraum, der auch den Rybarczeks als Esszimmer gedient haben mochte. Ein großer ovaler Tisch, drumherumgereiht acht Stühle und eine Anrichte, die ihren Platz zwischen zwei Fenstern hatte, standen darin. Im großen Zimmer, das vorher nicht genutzt worden war, am großen Tisch kamen sich die beiden Frauen verloren vor. Rebekka störten die leeren Stühle. Zwei Personen, mein Gott, das war doch keine Mahlzeit. Sie getraute sich jedoch nicht, dem Verbot ein weiteres Mal zuwiderzuhandeln.

Es war die erste Mahlzeit, die sie nicht mehr gemeinsam mit Wanda und Wazek einnahmen, das Frühstück an einem Sonntag. Nachdenklich betrachtete Rebekka das Führerbild, das in ihrem Blickfeld hing. Hatte Malve den Führer im Wohnzimmer aufgehängt gehabt, so hatte Rebekka ihn bald darauf in dieses Zimmer, in das sie sonst nicht hineinkamen, verbannt. Nun hing er hier, störte Rebekka abermals, dreimal am Tag sollte sie ihn nun vor Augen haben, ausgerechnet zu den Mahlzeiten, die für sie Erholung und Sammlung waren. „Ein guter Mensch ist das nicht, das siehst du am Mund und an den Augen“, sagte sie.

Gereizt entgegnete Malve: „Er bleibt aber jetzt hier. Auch wenn er dir gleichgültig ist, mir ist er es nicht. Meine ganze Hoffnung ist er, weil ich überzeugt bin, dass nur er das deutsche Volk richtig führen kann. Sein Bild ist für mich kostbar. Das Haus, die verlodderte Wirtschaft und der gottverlassene Warthegau interessieren mich nicht“, rief sie pathetisch aus.

Über einen derartigen Ausbruch schüttelte Rebekka den Kopf: „Von Deutschland verstehe ich nichts. Die Wirtschaft ist jedoch in guter Ordnung, nicht verloddert, und der Warthegau vielleicht auch nicht so gottverlassen, wie er dir erscheint. Den da“, sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das Führerbild, „sehe ich eben nicht gerne an.“

Letzthin ging es ihnen beiden nicht vornehmlich ums Führerbild, sie litten an der Einsamkeit. Dem Heulen nahe schimpfte Malve los, als sei es Rebekkas Schuld, dass sie hierher geraten waren, in dem fremden Haus wohnten, nur zu zweit an einem Achtpersonentisch saßen und ihrer Trostlosigkeit nicht Herr werden konnten: „Im Lager gingen wir ins Kino, da war die Resi, wir haben Lieder gesungen, sind marschiert, haben dem Führer Treue geschworen, es war schön, und was ist hier?“

An Resi, die Kindergärtnerin, erinnerte sich Rebekka nicht gern, sie hatte das Mädchen nicht besonders gemocht. Um ihr, der Reichsdeutschen, zu imponieren, waren die Jungs freiwillig Soldaten geworden. Nur wegen Resi, das zumindest glaubte Rebekka, zogen die Söhne vom Lager aus freiwillig in den Krieg.

Malve dachte jedoch gern an Resi, auch wenn die sie einmal in Uwes Gegenwart getadelt hatte: „Ist das dein Dank an den Führer, dass du unseren Gruß an ihn Schreien nennst? Der Gruß kann nicht laut genug sein, merk dir das!“

Während Malve jetzt die Milchsuppe löffelte, dachte sie an jene Zeit. Eher nachdenklich von Natur, widerstrebte ihr jedes Gebrüll, Resi aber hatte das Gebrüll gebraucht und ständig herausgefordert. Sieg Heil! Heil Hitler! Als sie einmal „Bomben auf Engelland“ gesungen hatten, und Resi die Jungen und Mädchen anschließend „Sieg Heil!“ rufen ließ, boxte Malve einem Mädchen, der kleinen pummeligen Amanda, die neben ihr stand, in die Seite und herrschte sie an: „Musst du so schreien!“ Resi, die das gehört hatte, sagte darauf: „Ist das dein Dank an den Führer, Malve, dass du unseren Gruß an ihn Schreien nennst.“

Damals befasste sich das ganze Lagerpersonal mit der weltanschaulichen Bildung der Umsiedlerjugend. Lagerführer, Lagerschwester, Lagerarzt, Betreuerin, Kindergärtnerin, alle kümmerten sich um die Jungen und Mädchen. Die älteren Leute ließ man Trübsal blasen, an ihr Bessarabien oder Buchenland denken und von Heimweh schwatzen, die jungen wurden aufgerüstet, moralisch und patriotisch. Rassenbewusstheit. Herrengeist. Führerglaube und Führertreue. Zwar taugten die meisten jungen Männer nicht zu echtem Führertum, zum Soldatsein taugten sie, denn es waren kräftige und gesunde Burschen, und man konnte sie mit kriegerischen Liedern begeistern: „Bomben, Bomben, Bomben auf Engelland.“ Und: „Wir werden weiter marschieren, bis alles in Scherben fällt.“ Und: „Es ist so schön, Soldat zu sein.“ Die jungen Umsiedler hatten Stimmen wie Götter, sie sangen und brüllten um die Wette: „Heil! Heil!“ Resi verstand es, sie mitzureißen, sie brüllen zu machen, ihnen die zündenden Sprüche einzuimpfen: Die deutsche Jugend ist hart wie Kruppstahl und zäh wie Leder. Führer befiel, wir folgen dir. Mit Resis Heilgebrüll, Sieggeschrei, Marschieren und Fahnenschwenken herrschte Stimmung im Lager. Die Wehrmachtberichte jener Tage gaben Siege über Siege bekannt. So tönte am 11. März 1941 ein Jubel aus dem Radio und schallte durch alle Räume des Umsiedlungslagers, nachdem gemeldet worden war: „Starke Kampffliegerverbände griffen in der letzten Nacht die Hafen- und Dockanlagen von Portsmouth in mehrstündigem Einsatz an. Durch heftige Explosionen und Großfeuer entstanden im Hafen und in den Werftanlagen schwere Zerstörungen. Im Seegebiet vor der britischen Südostküste und vor dem Bristol-Kanal bombardierte die Luftwaffe mehrere Handelsschiffe und beschädigte zwei Frachtschiffe schwer.“

Resi klatschte in die Hände: „Sieg Heil!“ Die Umsiedlerjugend liebte die Begeisterung, und Resi liebte es, Begeisterung zu wecken: „Sieg Heil! Deutschland, Deutschland über alles...“

Jetzt, am 15. November 1942, beim Frühstück, wo Malve und Rebekka einsam den Sonntagskuchen kauten, kamen die wichtigsten Meldungen von der Ostfront: „Deutsche und rumänische Truppen schlugen am gestrigen Tag im Kaukasus-Gebiet feindliche Angriffe ab. Im Stadtgebiet von Stalingrad wurden feindliche Gegenangriffe abgewiesen... Feldstelllungen und Ansammlungen des Feindes am unteren Don wurden im Sturz- und Tiefflug angegriffen.“ Und weder Mutter noch Tochter brüllte „Sieg Heil!“ Keiner sang „Deutschland, Deutschland über alles...“

Rebekka dachte an den Don, den stillen, darin hatte sie sich als Kind einmal die Füße gewaschen, und Malve dachte an Resi, denn sie liebte nach wie vor den Führer und wies Rebekka zurecht, die in ihm keinen guten Menschen sah, so, wie Resi im Lager sie, Malve, einmal zurechtgewiesen hatte. Sie sagte: „Ist das dein Dank an den Führer. Ohne ihn wärst du jetzt in Sibirien“, und ging hinaus.

Rebekka, allein geblieben, seufzte, dachte an die Begeisterung der Kinder im Lager und erinnerte sich voller Peinlichkeit der eigenen Schwärmerei für das Reitpferd. Nicht, dass Liberté nicht zum Schwärmen hätte hinreißen können, doch sie für ihre Söhne bereithalten zu wollen, berührte sie jetzt unangenehm, sie wünschte, sie hätte solche Gedanken nie gehabt.

Malve tröstete sich mit Liberté, die für sie immer mehr zum Ersatz für einen Freund werden sollte, den es nicht gab, für eine Freundin, die ihr fehlte, für den Umgang mit Gleichaltrigen, für Tanz und Spiel. Sie kümmerte sich selbst um das Pferd, tränkte, striegelte und bürstete es, räumte den Dung weg, sorgte für die Streu. Obgleich sie in den ersten vier Wochen nicht einmal hineingesehen hatte in den Stall, verbrachte sie jetzt viel Zeit darin und war stets damit beschäftigt, für Libertés Wohl zu sorgen. Pferde- und Stallgeruch, irgendwo in der Erinnerung schlummernd, entdeckte sie neu, das Bild des Vaters, der mit ihr zu den Sternen ritt, stand ihr vor Augen, wenn sie durch die Gegend galoppierte. Das half ihr, zu vergessen, wie fremd und unbehaglich sie den Warthegau empfand, half ihr, jugendlichen Frohsinn zu erleben. He-he, Liberté, jetzt fliegen wir zu den Wolken, galoppieren über die Milchstraße, dort pflücken wir einen Stern für dich und heften ihn dir an die Stirn, damit du eine silberne Blesse hast!

Erschien Malve in der Stalltür und pfiff die ersten Takte von „Auf, auf zum fröhlichen Jagen“, hob die Stute den Kopf, bewegte die Ohren. Schnell war es gegangen mit ihnen, das Kennen- und Verstehenlernen. Liberté war kein Zirkus- und kein Rennpferd, aber ein schlankes, elastisches, zum Reiten gut geeignetes Warmblutpferd, das sich mit bald menschlichem Verstand anpasste, auf alle Hilfen, selbst auf Malves Stimmmodulation, reagierte. Malve verstand es, durch Sprache und Gebärde, durch Verlagerung des Körpergewichts die Gangart schnell zu wechseln, vom lässigen Schritt, zum scharfen Trab und wilden Galopp, und sie hatte den schönsten Spaß daran, sich vorzustellen, ihr Vater sähe ihr zu, und sein Schnurrbart würde um einen halben Meter länger, weil er vor Zufriedenheit über ihre Reitkunst den Mund breitzog.“

Erstmals 1954 veröffentlichte Wolfgang Schreyer in seinem Stammverlag Das Neue Berlin seinen Tatsachenroman über den Warschauer Aufstand „Unternehmen Thunderstorm“: Das Buch schildert die Dinge, wie sie waren; es verschweigt nichts. Wolfgang Schreyer schrieb nach gründlichem Materialstudium diesen packenden Bericht eines von den Engländern geplanten militärischen Großunternehmens, über das jahrelang fast nichts bekannt geworden ist. Wir erleben das Schicksal einer deutschen Flakbatterie, verfolgen den Weg einer kleinen Gruppe britisch-amerikanischer Fallschirmspringer und das Ringen polnischer Untergrundkämpfer. Der Autor enthüllt die Methoden internationaler Spionagedienste, zeigt Generale, Konzerndirektoren und Diplomaten bei der Arbeit, schildert Verhandlungen in Moskau ebenso wie Operationen der Roten Armee. Durch das ganze Buch weht der heiße Atem einer pausenlosen dramatischen Handlung. In der prallen Fülle ihrer Gestalten und Schicksale ersteht noch einmal eine Welt des Aufstiegs und des Untergangs. Der 1. Teil schildert die Vorbereitung des Aufstandes. Hier ein Ausschnitt aus dem sehr spannend zu lesenden Tatsachenroman, in dem Schreyer ein aufschlussreiches Stimmungsbild des sechsten Kriegsjahrs und des deutschen Landsers zeichnet:

Erst vor wenigen Wochen veröffentlichte Harald Wieczorek als Eigenproduktion der EDITION digital seinen im Dreißigjährigen Krieg spielenden Roman „Jakob, der stumme Krieger“ – und zwar sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book: Jakob, ein Findelkind, wurde in einem Kloster aufgezogen, in jungen Jahren von Räubern mitgenommen, nachdem sie das Kloster überfallen hatten. Fortan musste er mit den Räubern leben, bis diese gefangengenommen und aufgehängt wurden. Der Gutsherr ließ ihn am Leben mit der Verpflichtung, für ihn zu arbeiten. Jakob verliebte sich verbotenerweise in eine Magd, wurde hart bestraft und tötete in Notwehr den Gutsherrn. Um den Verfolgern zu entgehen, schloss sich Jakob als Söldner Tillys Heer an. In der letzten Schlacht, Ende des Krieges, verlor er durch einen Schwerthieb auf den Kopf seine Stimme. Nach dem Krieg fand Jakob Arbeit auf einem Bauernhof und freundete sich mit Max an, dem zwölfjährigen Sohn des Bauern. Als Max von Gauklern entführt wurde, machte sich Jakob, nachdem er die Ernte eingebracht hatte, auf die Verfolgung der Gaukler …

Viele Szenen in diesem Buch sind hart und brutal. Sie spiegeln die damalige Zeit während und nach dem 30-jährigen Krieg wider. Jedoch treten dadurch die menschlichen Attribute wie Liebe, Freundschaft, Treue, Glaube, Hoffnung besonders stark hervor. Hier ein Blick auf die Kampfhandlungen, in denen allerdings Jakob selbst nicht vorkommt, sondern ein anderer junger Mann eine große Chance bekommt – August:

SÖLDNER VOR DER SCHLACHT

Über die gesamte Anhöhe und die sich anschließende Senke erstreckte sich das riesige Heereslager von Christian von Anhalt-Böhmen. Zwischen den Zelten brannten unzählige Lagerfeuer, die Löcher in die dunkle mond- und sternenlose Nacht rissen. Um sie herum saßen die Söldner, aßen ein karges Mahl, tranken oder rauchten aus selbstgeschnitzten Pfeifen den wenigen Tabak, den sie mit trockenem Gras vermischt hatten. Einige sangen oder unterhielten sich, andere schwiegen vor sich hin. Ein paar tausend Meter auf der anderen Seite des Tales, unterhalb vom Weißenberg, erhellten die Feuerstellen von Tillys Truppen den Nachthimmel. Ein alter Landsknecht murmelte ein paar unverständliche Worte. „Ich glaube, der betet“, meinte ein junger, verwegen aussehender Söldner und spuckte ins Feuer.

Sein Kamerad neben ihm zuckte nur gleichgültig mit den Achseln. Es interessierte ihn herzlich wenig, er blickte nur verärgert auf seinen leeren Blechteller, der neben ihm auf dem Boden lag. „Was kümmert's mich!“ Er versuchte mit einem brennenden Holzspan, die feuchtgewordene Tabak-Gras-Mischung anzuzünden. „Nichts mehr zu fressen, keinen anständigen Tabak zum Rauchen, wer kann da einen guten Kampf erbringen!“ Er schaute auf den murmelnden Kameraden. „Wenn ich an diesen Mist glauben würde, dann würde ich beten, die verfluchten Stinkschweden erschlagen und erstechen zu können, und zwar alle auf einmal!“ Unbeirrt setzte der alte Landsknecht sein stilles Gebet fort.

„Alter Soldat! Bittest du den da oben“, er blickte verächtlich in den dunklen Himmel, „oder wen auch immer, dass er dir hilft, so viel wie möglich von dem Schwedenpack zu erschlagen?“ Der Alte murmelte noch eine Weile sein unverständliches Gebet vor sich hin, dann stand er auf und ging zu seinem Zelt. Ohne sich umzudrehen, sprach er mit tiefer, rauer Stimme. „Nein, ich bete, dass sie mich nicht erschlagen!“

„So ein Unsinn! Gewäsch eines Feiglings!“ Er lachte dem Alten, der unbeeindruckt in sein Zelt ging, nach. Eine Feuerstelle weiter saßen die Trommelbuben und schlugen rhythmisch auf ihre kleinen Trommeln. „Sieh die an!“, sagte der Junge zu seinem Kameraden, der immer noch bemüht war, seine Pfeife anzuzünden, „die kleinen Burschen haben Mut, sie spielen in Vorfreude auf den morgigen Kampf.“ „Nein, sie haben Angst!“

Endlich stieg Rauch aus der Pfeife. Mit kräftigen Zügen schaffte er es, den Tabak zum Brennen zu bringen. Zufrieden inhalierte der Mann den Rauch. „Sie spielen, weil sie Angst haben.“ Die Buben trommelten weiter. Aus der Ferne, von der anderen Seite, klang die Antwort herüber. Es war kein Echo, es waren die Trommelbuben der Schweden. „Außer diesem da.“ Er deutete mit der Pfeife auf den jungen August. „Der ist voller Hass. Da hat die Angst keinen Platz.“ „Hass?“, fragte der junge Söldner, „der ist doch höchstens erst 14.“ „Jaja“, lachte der Alte „ich habe zugehört, als er mit dem Hauptmann sprach und warum er zum Heer wollte“, er zog an seiner Pfeife. „Er hat einem katholischen Pfaffen, der ihn zum Lustknaben machte, das Ohr abgeschlagen.“ „Hol mich der Teufel“, sagte der junge Söldner. Als ob er verstanden hätte, blickte August in Richtung der beiden und trommelte wild.

Der alte Landsknecht ging mit seinem Schwert zu seiner kampfbereiten Truppe. „Ja, Trommelbube, trommle.“ Und August trommelte mit den anderen, als die Schlacht losging. Mit lautem Kampfgeschrei stürmten die berittenen Landsknechte Christians von Anhalt-Böhmen auf Tillys Stellungen zu. Der vom Regen aufgeweichte Boden wurde durch die beschlagenen Hufe zu Matsch getrommelt und die Schlammbrocken flogen der dahinter rennenden Infanterie um die Ohren. Mitten drin, neben den Fahnenträgern, marschierten die Trommelbuben. Unter ihnen August.

Dann kam die Donnerwelle über Christians Truppen. Auf den Hügeln sah man eine breite Wand von Rauch, gefolgt vom Donner der Kanonen. Danach schlugen sie ein. Tilly's Kanonenkugeln. Mit dem aufspritzenden Schlamm flogen auch, durcheinander gemischt, die zerrissenen und zerschmetterten Körper der Pferde und Landsknechte. Die Musketenkugeln, die der Kanonenwalze folgten, rissen tiefe Lücken in die nachfolgende Infanterie. Zwischen Verwundeten und Erschlagenen lag der junge, verwegene Söldner und blickte mit weit aufgerissenen Augen in den von Rauchschwaden der abgeschossenen Kanonen teilweise bedeckten Himmel. In seiner Brust steckte eine abgebrochene Lanze. Als ein Fahnenträger fiel, warf der junge August seine Trommel in den blutigen Schlamm, griff sich die Fahne und marschierte auf Tilly’s heranreitende Landsknechte zu.

Ein berittener Offizier von Tilly’s Kavallerie beobachtete den Buben voller Bewunderung. Er schlug ihn mit der Breitseite seines Schwertes nieder, hob ihn auf sein Pferd und brachte ihn hinter die eigenen Linien. Dort warf er ihn vom Pferd auf den Boden und stieg ab. Breitbeinig stellte er sich vor dem Jungen auf. „Wie alt bist du, Bengel?“ August saß auf dem Boden, hielt den Kopf gesenkt und schwieg. Der Offizier lächelte und drehte dem Buben den Rücken zu, tat als wollte er gehen. August sprang auf die Füße, zog den Dolch, den er im Gürtel hatte und wollte ihn dem Mann in den Rücken stoßen. Der Offizier hatte darauf gewartet. Flink drehte er sich um, fing die Messerhand von August ab und sah ihm fest in die dunklen Augen. „Diese Wut, dieser Hass! Du bist zu schade für die Trommel oder die Fahne. Kämpfe in meinem Zug, Bengel!“ August wurde der jüngste Söldner in Tilly’s Truppe.“

Aber das ist nur ein Erzählstrang dieses spannend geschriebenen Buches über die Zeit während und nach dem Dreißigjährigen Krieg, in dem wie so oft in der Geschichte der Menschheit die Zivilbevölkerung stärker unter alltäglichen Schrecken und Gefahren zu leiden hatte als die sich gegenseitig bekriegenden Soldaten. Und war der Krieg dann irgendwann auch offiziell vorbei, so bedeutete das noch lange nicht den Ausbruch des Friedens …

Gleiches gilt für den zum Glück bislang letzten Weltkrieg, den zweiten Weltkrieg, der so viele Oper forderte – nicht nur solche in welcher Uniform auch immer, sondern auch und vor allem solche in Zivilkleidung. Der Krieg und das kriegerische Geschehen verändern die Menschen und lassen sie härter und grausamer, kurz gesagt oft genug unmenschlicher werden. Aber auch in diesen schrecklichen und unmenschlichen Zeiten des Zweiten Weltkrieges gab es nicht wenige Beispiele für den Mut, dem Bösen zu widerstehen, und für Menschlichkeit.

Auch darum geht es in dem aktuellen Titeln des heutigen Newsletters, die zum überwiegenden Teil dem Gedächtnis an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren gewidmet sind. Dieses Erinnern aber hat nicht nur mit Vergangenheit zu tun, sondern vor allem mit Gegenwart. Denn aus der Vergangenheit lässt sich die Frage mit in die Gegenwart nehmen, wie und warum eigentlich immer wieder Kriege, kleine und große Kriege, stattfinden und warum es nicht endlich Frieden gibt unter den Völkern.

Der 1. September 1939 und seine Vorgeschichte, wie sie zum Beispiel in dem engagierten Anti-Kriegsroman „Hellblaue Blitze vor rotem Himmel“ von Manfred Kubowsky nachzulesen ist, fordern dazu auf, gerade heute sehr wachsam zu sein und jede Leichtfertigkeit und jedes Hineinschlittern in neue Katastrophen zu verhindern. Und vielleicht wäre dann auch Hans Treskatis mit der Feldpostnummer 07862 D nicht ganz umsonst vor Moskau gestorben …

Aus höchst aktuellem Anlass sollen kurz vor Schluss dieser Ausgabe daher noch der Titel und ein paar Zeilen eines berühmten Gedichtes des weltbekannten sowjetischen Dichters Jewgeni Jewtuschenko aus dem Jahre 1961 wiederholt werden:

Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Meinst du, die Russen wollen Krieg?

Befrag die Stille, die da schwieg

im weiten Feld, im Pappelhain,

Befrag die Birken an dem Rain.

Dort, wo er liegt in seinem Grab,

den russischen Soldaten frag!

Sein Sohn dir drauf Antwort gibt:

Meinst du, die Russen woll’n,

meinst du, die Russen woll’n,

meinst du, die Russen wollen Krieg?

Viel Spaß beim diesmal vielleicht etwas nachdenklicherem Lesen, weiter einen schönen, wenn auch sich langsam seinem Ende zuneigenden Sommer und bis demnächst.

EDITION digital: Newsletter 30.08.2019 - Der Funker von Oslo, Milchsuppe und Schwarzbrot zum Frühstück und