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Sternschnuppenwünsche von Gerd Bieker
Autor:
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
28.01.2022
ISBN:
978-3-96521-606-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 236 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Geschäft, Karriere, Berufe, Kinder-und Jugendbuch/Familie/Eltern, Kinder-und Jugendbuch/Lebensstile/Stadt- und Landleben, Kinder-und Jugendbuch/Liebe und Romanze, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft
Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Liebesromane, Freundschaftsromane, Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Sexualität und Partnerschaft
Liebe, Buchdrucker, Freundschaft, Junge Erwachsene, Erfindung, Dorfleben, Stadtleben, Familienleben
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Übers Wochenende fuhr Ede Hannika nach Kirchhagen, weil die Mutter geschrieben hatte, es sei Kirchweih und es gebe Thüringer Klöße, und überhaupt wolle sie endlich ihren Jungen wiedersehen.

Schon am Zugfenster hielt er Ausschau nach dem heimatlichen Dorf. Aus der bewaldeten Hügelferne erhob sich der Dreibrüderberg mit sommerlichen Haufenwolken drüber. Der dicke schiefergraue Glockenturm der Dorfkirche ragte über dem dunklen Fichtenfell des Berghangs, kam näher, und dann sah er Kirchhagen. Von warmer Sonne beschienen, zog sich das Dorf vom Flusstal bis zum Bergwald empor, von grünen Wiesen und Feldern umsäumt. Die Luft zitterte in der Mittagsglut, und Ede dachte an die flimmernde Hitze über dem Feuer, in dem er früher beim Kühehüten Kartoffeln gebacken hatte.

Am Stationsgebäude blühte noch der Flieder in weißen Dolden, unter der rußgeschwärzten altmodischen Bahnhofsglocke lockte eine Gluckhenne aufgeregt ihre flaumgelben Küken vor dem fauchenden Lokomotivungeheuer unter die schützenden Flügel, und der Stationsvorsteher tippte an die rote Mütze und sagte zu Ede: „Lange nicht gesehen. Wie geht’s?“

Ede sagte, es gehe gut, und als er die Dorfstraße hochging, grüßte er die Leute, denn hier kannte er alle.

Er entdeckte sofort die Neuerung: Unter den Fenstern des Hampelschen Druckereibüros prangte längs der Hausfront ein großes Schild „Firma Alfons Hampel – Akzidenzdruckerei – gegründet 1884“. Das Schild musste nagelneu sein, denn Hampel stand, die Hände auf dem Rücken, am Gartentor und betrachtete es wohlgefällig.

„Donnerwetter, das gibt was her“, sagte Ede.

„’n Tag, mein Junge!“, rief Hampel und klopfte ihm auf die Schulter. „Das ist Werbung im Stile unserer Zeit, gell?“

Er rief zum offenen Fenster hoch: „Monika! Moonika! Wo steckst du nur immer? Sieh mal, wer sich hier eingefunden hat.“

Monika rief, sie käme gleich, doch es dauerte eine Weile, und als sie aus dem Haus kam, sah Ede, dass sie sich schnell gekämmt hatte.

„Tja, mein Junge, an das Firmenschild könnte ich noch ,& Co.‘ ranschreiben lassen. Wie ist’s?“, fragte Hampel zwinkernd.

„Ich fahre jetzt eine ZT ID-Maschine, Meister. Wir haben eine Menge Vierfarbenprospekte zu drucken …“, fing Ede an, doch Monika unterbrach ihn: „Gibt es in der Stadt Schuhe mit Plaste-Absätzen? Du glaubst nicht, was ich schon danach gelaufen bin, aber hier gibt es sie einfach nicht.“

Ede hob die Schultern. Hampel wartete darauf, dass Monika noch etwas sagte, aber sie sah nur Ede an und bekam rote Ohren dabei.

„Schöner Tag heute, was?“, sagte Hampel schließlich. Er zupfte an seinem Schnurrbart. „Ich hätte da ein Anliegen, Junge. Mir ist eine Maschine ausgefallen, und ich habe schon selbst versucht, sie wieder hinzubringen, aber – Fehlmeldung. Hättest du vielleicht die Freundlichkeit …“

„Schau ich mir’s halt mal an“, sagte Ede.

Im kleinen Druckraum zog er die Jacke aus, krempelte die Hemdsärmel auf und betrachtete lange mit gerunzelten Brauen die Maschine von allen Seiten, obwohl er sofort wusste, wo der Schaden lag. Er hatte ihn früher oft beseitigen müssen, da kannte er sich aus.

„Schwierige Geschichte“, sagte er mit gespielter Unschlüssigkeit. Dann brachte er mit wenigen Handgriffen die Sache in Ordnung.

„Das habe ich mir gleich gedacht, dass es nur daran liegen könnte“, sagte Hampel erleichtert. „Aber du hast das gut hingekriegt. Meine Schule!“

„War nicht der Rede wert. An meinem Druckautomaten ist das viel komplizierter, Chef.“

Hampel drückte an seinem Kugelschreiber die Mine raus und rein. „Fühlst du dich wohler dort?“, fragte er langsam.

„Na, es gibt immer etwas Neues. Das gefällt mir. Ich bin jetzt dabei, eine Walzenwaschanlage für den Automaten zu entwickeln, Meister. Das wird eine Sache – so!“ Ede hob den Ellbogen in halbe Höhe.

„So was gibt’s schon. Liest du keine Fachzeitschriften?“

„Für unseren Maschinentyp gibt es das noch nicht. Zweitourenmaschinen, Chef, mit Farbtisch. Da wird die Sache kompliziert.“

„Du wirst das schon machen. Hast ja eben bewiesen, dass ich dir eine gute Praxis mitgeben konnte. Ich glaube, wenn ich jung wäre, würde ich mich auch einmal in großen Druckereien umsehen. Schon des Berufes wegen. Jeder richtige Drucker will gute und saubere Arbeit machen, Mehrfarbendrucke, Passarbeiten. Das habe ich dir doch wohl nicht bieten können. Mich freut es, dass du vorwärtskommst. Aber ich habe jetzt langsam Sorgen um meine Firma. Wer führt mir das weiter?“

Ede zog die Jacke an und nahm den Koffer auf. Er tröstete: „So alt sind Sie noch gar nicht, Meister. Vielleicht – das ist nur so eine Idee – könnten Sie sich spezialisieren? Nicht mehr jeden Kleinkram drucken, sondern nur noch eine bestimmte Sache, in staatlichem Auftrag und so.“

„Nicht schlecht“, sagte Hampel überlegend.

Sternschnuppenwünsche von Gerd Bieker: TextAuszug