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Leben, was sonst von Gabriele Berthel, Helga Kaffke (Illustrator)
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Preis E-Book:
4.99 €
Buch:
14.80 €
Veröffentl.:
21.09.2020
ISBN:
978-3-96521-020-2 (Buch), 978-3-96521-021-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 84 Seiten
Kategorien:
Kunst / Porträts, Kunst / Malen, Kunst / Europa, Lyrik/Deutsch, Lyrik/Weibliche Autoren
Fotografie: Sammlungen, Orte und Menschen: Sachbuch, Bildbände, Nordostdeutschland, 2010 bis 2019 n. Chr.
Porträts, Gemälde, Lyrik, Grafik
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OFFENE VERBINDUNG

Das kennst du ja: dass dir zum Leben nichts fehlt

als die Stimme eines anderen –

dass du wählst

und wählst

und die Welt nicht erreichst,

denn sie hat über Nacht ihren Anschluss gewechselt,

einfach so, während du nichts wechseln kannst,

nicht einmal dieses codierte Stück Plastik,

in dem du gefangen bist,

das du nicht in der Hand hast,

während du wählst und wählst –

Du hast wirklich nur diese eine Karte

auf die du alles setzen musst,

die dein Leben ist

und nichts wert ohne Verbindung,

ohne die Stimme eines anderen.

KEIN ANSCHLUSS UNTER DIESER NUMMER –

Bei so vielen offenen Leitungen, freien Teilnehmern

muss eine Verständigung doch möglich sein

Aber du hörst noch immer

keine andere Stimme als die innere

Stimme des Apparates,

der deine Karte festhält,

der dein Leben festhält –

Manchmal hast du ein fremdes Atmen im Hörer

das du nicht gewählt hast, das aber besser ist

als eine tote Leitung.

Und oft verschwendest du deine Stimme

an den Apparat,

an diesen leblosen Apparat deine lebendige Stimme …

Das vergisst sich,

wie falsche Verbindungen, brüske Besetztzeichen

sich vergessen

bis zum nächsten verglückten Versuch.

Das Wort ergreifen wie eine letzte Gelegenheit –

Du erschrickst, wenn im Hörer

ein Fremdvertrauter die Stimme hebt

und das Gespräch an sich reißt

und dich an sich reißt

und kein Ende abzusehn ist

außer dem Ende deiner Karte,

das du im Display sehr schön erkennen wirst,

im Display, das dir jetzt schon zeigt wie das Geschwätz immer länger,

wie dein Leben immer kürzer wird –

aber du wagst nicht aufzulegen,

sprachlos höflich im ermäßigten Zeittakt …

Und was ist, wenn du zuletzt

deine Karte vergisst im Apparat,

dein Leben vergisst im Apparat,

und jemand kommt und benutzt dich –

Dem Apparat kann jeder entnehmen,

was ein anderer ihm überlassen hat –

Also nimm bloß dein Leben wieder an dich,

wenn du am Ende bist

eines Gesprächs einer Liebe einer Verbindung:

nimm dich bloß zurück!

Und wieder wählst du

und wählst,

um die Welt zu hören, dich verständlich zu machen,

und deine Gesprächseinheiten schwinden lautlos,

wie deine Kraft lautlos schwindet,

während du im Glashaus stehst

und dein Leben abstotterst –

Natürlich, du kannst deine Karte ziehn

und den ganzen Spuk anhalten:

die Anzeige, die rast, als flüchte sie vor deiner Stimme,

dein Leben, das rast, als flüchte es vor dir –

du kannst deinen Wortschatz hüten, aber was

fängst du an mit dem gesparten Leben,

der nicht abgelaufenen Plastikkarte …

Und so rennen die Zahlen übers Display

ins Nichts, nicht ans andere Ende

der Leitung, der Welt, wo das Leben ohne dich

in Ordnung geht, weitergeht,

bis auch dort alle Einheiten verjubelt sind

und endlich Ruhe ist. Ruhe.

DER KREDIT IST ABGELAUFEN, WECHSELN SIE DIE KARTE!

sagt das Display, und du weißt,

dass das nicht für dich gilt: du hast keinen Einwurf

mehr frei – nur deine Stimme,

die für dich antritt, während die Zeit gegen dich läuft,

durch den Apparat läuft, der mit ihr verbündet ist,

deine heisere Stimme, die gegen das Schweigen antritt,

als gälte es dein Leben,

das gerade eben dadurch jetzt zu En

Leben, was sonst von Gabriele Berthel, Helga Kaffke (Illustrator): TextAuszug