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Was den Ketzern, wenn sie durch die Laune eines Bojaren des Verrats an der Kirche und der Majestät bezichtigt wurden, den Mördern, Dieben, Schuldnern und den beim verbotenen Tabak- und Branntweinhandel Betroffenen drohte, konnte man an bestimmten Tagen auf dem Platz hinter dem Kreml sehen. Fleming und Olearius waren zugegen, als dort die Urteile gleich reihenweise vollstreckt wurden. Ein Verbrecher starb unter dem Henkerbeil. Ein anderer wurde an den auf dem Rücken gebundenen Händen in die Höhe gezogen. An seinen Füßen war ein Balken befestigt, auf den der Scharfrichter sprang, um ein Schuldbekenntnis zu erpressen. Auch mit brennenden Scheiten folterte man Verdächtige. Einem Dieb schnitt man ein Ohr ab. Männer und Frauen bekamen, auf dem Boden liegend oder über einen Knecht gebeugt, Schläge mit der Knute auf den entblößten Rücken, so dass das Blut floss.
Die unzähligen Knechte der großen und kleinen Herren wurden nicht beköstigt und so schlecht entlohnt, dass sie kaum ihr und ihrer Angehörigen Leben fristen konnten. Viele begannen deshalb zu stehlen. Auch die beiden Freunde wären beinahe die Opfer eines nächtlichen Überfalls geworden. Sie kamen nur deshalb ohne Schaden davon, weil ihnen in einiger Entfernung andere Mitglieder der Gesandtschaft gefolgt waren.
Dies alles erschien ihnen als die Kehrseite des friedlichen Schauspiels, das sie am Ostertag vor dem Kreml beobachtet hatten. Eine feierliche Prozession war damals aus dem Tor geschritten. Auf einem als Esel verkleideten Pferd, das der Zar am Halfter führte, hatte der Metropolit gesessen und die Rolle des Messias beim Einzug in Jerusalem gespielt. Ein Raunen war durch die Menge der Zuschauer gegangen. Die Menschen hatten grüne Zweige in den Händen gehalten und sich verneigt. Überall waren gekochte Eier verkauft worden, die man einander mit dem Osterkuss verehrte.