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Havarie im Kosmos, eine geonautische Expedition und die Liebe sowie eine Osterüberraschung - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 11.04.2025) – Welche Chance haben sie? Diese Frage steht am Beginn des fünften und letzten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die sieben Tage lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 11.04. 2025 bis Freitag, 18.04. 2025) zu haben sind. Und dieses E-Book versetzt uns gleich mit der ersten Szene in eine Ausnahmesituation:

„Langsam kroch die Kälte in alle Räume. Zunächst war sie in den Arbeitsräumen spürbar, breitete sich aber rasch bis zur Mitte des Schiffes aus, bis sie schließlich alles Leben den eisigen Hauch eines ewigen Schattens ahnen ließ.

Min kauerte auf ihrer Liege. Sie fror. Sie fror schon seit Stunden, schon seit sie wieder in ihrer Kabine war und obgleich zu diesem Zeitpunkt das Thermometer noch die normale Bordtemperatur anzeigte. Sie lag bereits einige Zeit, als die Heizaggregate abgeschaltet wurden. Ausruhen sollte sie, sie und die anderen - bis auf den Wachhabenden. ‚Wenn ich einschlafen könnte! Schlaf täte wirklich gut‘, überlegte Min. ‚Die letzten Tage boten wenig Gelegenheit dazu. Oder bewegen müsste ich mich.‘ Min gab den Gedanken sogleich wieder auf. Vieleicht ist ohnehin bald alles vorbei ... ‚Sie starrte an die gegenüberliegende Wand der Kabine und zuckte nur leicht zusammen, als das Hauptlicht erlosch. Im Schein der Notbeleuchtung wirkte die Zweckeinrichtung des Raumes kalt, gespenstisch. Min lächelte. ‚Es wird angenehmer sein‘, dachte sie, ‚wenn es in den letzten Stunden nicht so hell ist.‘ Dann richtete sie sich mit einem Ruck auf. ‚Ist es überhaupt gerechtfertigt, dass ich resigniere? Ich lebe, und mit mir noch sechs. Der Kommandant und die Ingenieure sind zuversichtlich. Und gerade Chalo! Er hätte Grund, niedergeschlagen, ja sogar verzweifelt zu sein - aber er ist es, der uns aufmuntert, uns Hoffnung gibt. Schluss mit den Grübeleien!‘ Min stand auf. ‚Es sind noch Analysen zu machen. Chalo wird verstehen, dass ich nicht ruhe, nicht ruhen kann, dass ich auch nach dem Dienst noch arbeiten möchte. Aber - ob es wirklich noch einen Sinn hat? Sind tatsächlich die anderen so zuversichtlich, oder geben sie sich nur so? Habe nur ich diese unbestimmte Angst vor dem Kommenden? Unsinn! Eines Tages werden die Unsrigen unsere Spur finden. Und schon dafür lohnt es sich, alles zusammenzutragen, was nur möglich ist.‘

Min betrat den Kommandoraum. Chalo blickte auf. „Nanu, Min“, sagte er, „du müsstest doch schlafen.“

So ließ Alexander Kröger 1969 seinen utopischen Roman „Sieben fielen vom Himmel“ beginnen, der zugleich das literarische Debüt des erfolgreichen und schon zu DDR-Zeiten vielgelesen Autors war. Sieben Astronauten gelingt es nach der Havarie des Mutterschiffes, sich auf einen Planeten, den sie „Hoffnung“ nennen, zu retten. Doch dort müssen sie mitten im Dschungel überleben. Die technisch hochstehenden Bewohner der Welt, die ihnen vielleicht helfen könnten, sind zunächst nicht zu finden. Doch wer sind eigentlich diese Astronauten? Und haben sie eine Chance?

Alexander Kröger hat seinen Debütroman von 1969 im Jahre 2008 in einer überarbeiteten Neuauflage als 1. Teil der Centauren-Trilogie herausgebracht. Diesem Text liegt auch das E-Book von EDITION digital von 2016 zugrunde.

Der heutige Newsletter präsentiert aber noch zwei andere Bücher aus dem Genre der SF-Literatur, die zu DDR-Zeiten häufig als „Wissenschaftliche Phantastik“ bezeichnet wurde und in dem häufig kühne Ideen entwickelt wurden. Beflügelt wurden diese Texte von den Anfängen der Raumfahrt, die mit dem Start des ersten Kosmonauten Juri Gagarin ins Weltall am 12. April 1961 einen ersten Höhepunkt erreichten. Er war der erste Mensch, der der Menschheit eine völlig neue Dimension eröffnete und die Fantasie der Menschen erst recht in neue, kosmische Bahnen lenkte. Wie würde sie aussehen, die erste Begegnung mit Außerirdischen?

Der heutige Newsletter lässt auch noch einen anderen prägenden Autor Utopischer Romane und Erzählungen der DDR zu Wort kommen – Günther Krupkat, der von 1905 bis 1990 lebte. 1968 veröffentlichte er als Fortsetzung von „Als die Götter starben“ von 1963 seinen Utopischen Roman „Nabou“. Hervorragende, aber auch eigenwillige Wissenschaftler nehmen an der ersten geonautischen Expedition teil. Das Schiff „Sindhbad“ soll zehntausend Meter unter den Grund des Mittelmeers vordringen und bei der Untersuchung des Erdmantels die technischen Anlagen und wissenschaftlichen Geräte erproben. Aber auch die Liebe spielt eine nicht unwichtige Rolle: Denn Pertenkamp, der als deutscher Geologe an der Fahrt teilnimmt, fasst eine tiefe Neigung zu Dr. Yamina Farah, der jungen Ingenieurin für Strahltechnik. Yamina aber hängt in schwärmerischer Verehrung an Nabou, dem arabischen Expeditionsleiter, dem genialen Konstrukteur der „Sindhbad“, dessen übermenschliche Eigenschaften Bewunderung wie Ablehnung hervorrufen. Aber irgendetwas scheint mit Nabou nicht zu stimmen.

Schon allein die Titel der verschiedenen Anthologien, aus denen die vier Utopischen Erzählungen von Günther Krupkat für den Band „Bazillus phantastikus“ ausgewählt wurden, machen neugierig: „Der Mann vom Anti“ (1976) „Das Raumschiff“ (1977) und „Das Molekular–Café“ (1969). In den Texten geht es zum Bespiel um die spannende Frage, ob Roboter nicht doch selbst denken können, aber auch um Antimaterie und Außerirdische.

Außerdem hat der heutige Newsletter eine Osterüberraschung im Gepäck, in der von einer Osterüberraschung die Rede ist, die eine Familie ziemlich durcheinanderbringt. 2001 veröffentlichte Heinz Kruschel „Fine, das Teckelmädchen“: Am Sonnabend vor Ostern geschieht es. Als Überraschung für die ganze Familie bringt Vater Klaus ein Hundewelpen mit nach Hause, Fine das Teckelmädchen. Selbst der Kater Barmer schließt sie rasch in sein Herz, wie auch die Mutter, Sohn Robert - der wie kein anderer mit den Ohren wackeln kann - und auch Tochter Petra. Nur Großmutter Wally bleibt ein wenig auf Distanz. Auf jeden Fall aber verändert Fine das Leben der Menschen in dieser Familie.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Angesichts immer stärker werdender Kriegsrhetorik in der Welt ist es wichtig, von der Schrecken des Krieges zu reden und für den Frieden zu kämpfen, solange es nicht zu spät ist.

1942 entstand die Erzählung „Das Wölkchen“ von Friedrich Wolf, in welcher der Autor den Schrecken des Zweiten Weltkriegs auf eine ungewöhnlich subtile Weise darstellt. Marianne, ein junges Mädchen aus Deutschland, schreibt ihrem Liebsten an der Front einen zarten, romantischen Brief - nicht ahnend, dass ihre Worte ein grausames Schicksal begleiten. Was als unschuldiges Spiel mit einer Wolke beginnt, entfaltet sich zu einer bedrückenden Metapher für die Verwüstung, die der Krieg hinterlässt. Die Geschichte konfrontiert den Leser mit der Diskrepanz zwischen persönlicher Naivität und den verheerenden Realitäten des Krieges. Ein packendes Werk, das zum Nachdenken anregt und die grausame Wahrheit des Krieges eindringlich beleuchtet.

Friedrich Wolf erzählt:

Da liegt vor uns ein richtiger, netter Backfischbrief der jungen Marianne Weiß aus Wiesbaden an ihren Freund, den Leutnant Rudi Bauer, Feldpost Nr. 23 876 B. Marianne schreibt:

„Geliebter Rudi! Ich will Dir heute von einem Wölkchen erzählen. Eigentlich sollte ich Wäsche aufhängen; aber es war töricht von meiner Mutter, mir diesen Auftrag an einem so schönen Sommertag zu geben. Erst kämpfte ich mit mir, aber ich konnte nicht widerstehen, ich musste mich ins Gras legen. Als meine Augen nun von der Erde in das unwahrscheinliche Blau des Himmels wanderten, kam ein kleines Wölkchen dahergezogen. Es kam von Westen und versprach mir, groß zu werden und nach dem Osten zu ziehen. Schnell flogen Grüße, Küsse und viel Liebe auf dieses Wölkchen, um die weite Reise nach dem Osten mitzumachen. Wenn also eine dicke Wolke vom Westen kommt, Rudilein, so mögen die Liebe und die Küsse abfallen zu Dir, mein Liebster, und bei Dir Einzug halten!“

Der Brief eines verträumten deutschen Mädels an seinen Freund in der Ferne. Kein Wort vom Krieg steht darin. Nichts vom Vormarsch, kein Widerhall des Goebbelsschen Radiorummels, nichts von den furchtbaren Bombardements … Marianne liegt im Gras, sie schaut zum blauen Himmel, sieht ein Wölkchen, ahnt, dass es größer und größer wird, „eine dicke Wolke“, sie gibt ihrem Wölkchen ihre Liebe und Küsse mit für den Freund nach dem Osten. „Nach dem Osten“, nicht mal das Wort Russland steht da.

Marianne, reisen wir wirklich einmal mit dem Wölkchen nach dem Osten, dort wo Rudi kämpfte, und die russische Steppe raucht von Brand, Glut und Blut! Ja, Marianne, das Wölkchen ist inzwischen schon eine dicke, große Wolke geworden, eine riesige, schwarze Rauchwolke, durchzuckt von Flammen und hochprasselnden Strohgarben des brennenden Dorfes, der flammenden Häuser und Hütten. Die deutschen Panzer sind durch das Dorf gewalzt. Die Alten, die fliehenden Frauen und Kinder, die ihre Beine so schnell nicht trugen, liegen erschossen am Wege; vernichtet von diesen aus weiter Ferne einbrechenden deutschen Soldaten. Die mühevolle Arbeit russischer Bauern, alles vernichtet, verbrannt und zerstampft. Aber da liegen am Dorfrand auch drei ausgebrannte, völlig zerschossene deutsche Panzer, und rings um diese herum etwa zwanzig gefallene deutsche Infanteristen mit Maschinenpistolen, alle schrecklich verstümmelt in einer großen Blutlache, unter ihnen ein Unteroffizier und ein Leutnant. Und über dem allen hängt eine große, dicke, schwarze Rauchwolke.

Aber schon geht’s weiter zum nächsten Dorf.

In „Sieben fielen vom Himmel“ entwirft Alexander Kröger ein eindringliches Zukunftsszenario, das technologische Pionierleistung mit menschlichem Überlebenswillen verbindet. Die nachfolgende Leseprobe führt mitten hinein in das Bewusstsein eines Raumfahrers, der nach einer katastrophalen Landung auf einem fremden Planeten ums Überleben kämpft. Mit dichten inneren Monologen, flackernden Erinnerungen und einer ungewissen Umgebung beginnt ein dramatischer Kampf gegen Angst, Schmerz – und die Einsamkeit im All.

Was für ein Rauschen und Dröhnen - was ist mit meinem Kopf? Das kreist und saust - diese Feuerräder. Mangk, Mangk - was ist mit dir ...?

Langsam - langsam. Der Schädel!

Was war - wo bin ich? Oh, verdammt, die Landung, der Planet. Ich bin auf dem Planeten. Ich war ohnmächtig. Was ist passiert? Der Schirm ging nicht auf. Im letzten Moment die Lastkabine, der zu schnelle Flug - die Kabine abgeschnitten, zu spät. Aufprall, Klirren, Nacht.

Bin ich heil? Der rechte Arm geht, links offenbar Prellung. Ich muss die Augen aufmachen - muss schauen.

Finster? Was für ein modriger Geruch und der Lärm.

Dieses Zittern - Mangk, du hast Angst. Die achte, nein siebte Raumfahrt und jetzt Angst.

Aber was soll denn werden? Ich bin erledigt - das Helmfenster - das Fenster ist offen, ich darf den Kopf nicht heben! Mein Sauerstoff - ist er noch da? Und mein Funkgerät - die Kameraden! „Hallo, Chalo, Min, Borl, wo seid ihr?“ Sinnlos - die Kontrolllampe brennt nicht.

Hier war der Strahler. Wo ist denn der Strahler, der Scheinwerfer? Weg, alles weg, alles weg, auch der Akkumulator! Das Gestrüpp hat ihn aus der Halterung gerissen. Aber ich muss das doch haben - ich muss, ich will leben! Lonti - liebe Lonti, du wirst traurig sein - was du immer befürchtet hast, ist eingetroffen: Ich komme nicht zurück. Die Pläne - ich muss sie sichern. Ich kann nicht einfach so liegen, bis es zu Ende ist. Ruhig muss ich werden, ganz ruhig. Wenn nur der Schädel nicht so schmerzte. Irgend etwas drückt mich im Gesicht. Es hat das Fenster aufgerissen. - Ich atme ja die Planetenluft. Also giftig ist die Atmosphäre nicht. Aber es kann noch kommen. Vielleicht habe ich noch ein paar Stunden. Ich muss die Pläne sichern - aufzeichnen, was mir zugestoßen ist. Einmal wird mich jemand finden. Zu Hause wird man erfahren, wo Mangk geblieben ist, einmal werden sie es erfahren. Der Strahler ist weg - der Scheinwerfer. So ein Hohn - ausgerechnet die Harpune ist da. Immerhin ein Schuss.

Der Arm ist vorläufig nicht zu gebrauchen. Nun, zu tragen habe ich nichts, das Stehen geht - wenn der Kopf nicht so brummte, wäre beinahe alles in Ordnung.

Vielleicht liegt hier noch etwas - dazu brauche ich Licht. Ich muss hier bleiben, bis die Sonne aufgeht.

Was bedeuten wohl die Schreie, so schmerzlich laut in der drückenden Stille. Tiere? Vielleicht gefährliche Tiere? Ah, Sterne da oben - Sterne. Von einem komme ich. Ich grüße dich, Lonti - der helle, gelbe da -, vielleicht sehen wir ihn von zu Hause aus auch, vielleicht siehst du ihn jetzt. Ich verspreche dir, ich will leben. Ich bin es dir, den Kindern, unserer Heimat schuldig - ich will nicht aufgeben.

In Günther Krupkats Roman Naboutreffen wissenschaftliche Neugier, Entdeckergeist und menschliche Vorsicht in einer unbekannten Welt aufeinander. Die folgende Leseprobe entführt in ein spannungsgeladenes Moment der Expedition, in dem eine gewaltige Höhlung in dem Meeresboden entdeckt wird. Was zunächst als geologische Anomalie erscheint, entwickelt sich zu einem riskanten Vorstoß in eine feindliche Umgebung – mit ungewissem Ausgang. Ein faszinierender Einblick in die beklemmende Atmosphäre und das wissenschaftliche Rätsel, das auf die Crew der Sindhbad wartet.

Kurz nach dreizehn Uhr zeigten die Sonden Veränderungen an. Es waren Schatten von beträchtlichem Ausmaß. Ich ließ den Antrieb stoppen.

„Was ist los?“, rief Hayl vom Kommandostand.

„Große Aushöhlung.“

„Wir können doch ausweichen. Oder?“

„Freilich. Es sind noch zweihundert Meter bis dahin. Aber man sollte das untersuchen.“

„Vulkanische Aktivität?“

„Nein, stagniert.“

„Hm.“

Nabou schaltete sich ein. Er sprach nicht mit mir, sondern mit Khoram.

Gleich darauf hallte der Bordfunk durch das Schiff: „Alle Mitarbeiter zur Beratung in die Messe, bitte!“ Wollte Nabou auf meinen Vorschlag eingehen? Es war ein heikles Unterfangen. Ich sah mir das Echobild noch einmal an. Das Schiff stand vor der Sohle eines gewaltigen Gewölbes. Bei einer weiteren Neigung des Vortriebs um wenige Grad wäre das Hindernis zu unterfahren.

In der Messe forderte mich Nabou auf, genaue Erläuterungen zu geben.

Natürlich vermochte ich nur zu sagen, was die Instrumente andeuteten. „Eine so große Höhle – sie ist etliche Kilometer lang – ohne Verbindung mit einem vulkanischen Herd dürfte für diese Tiefe ungewöhnlich sein.“

„Sind Sie sicher, dass kein Vulkanismus wirksam ist, Will?“, fragte Maktabi.

„Es müssten schon alle Geräte versagt haben.“

„Untersuchen wir die Höhle!“, forderte Yamina.

„Wenn wir uns auf der Höhe der Sohle befinden, brauchten wir ja nur hineinzufahren“, meinte Hayl.

Maktabi war entschieden dagegen. „Das Schiff riskieren? Auf keinen Fall! Wir werden uns den Rückweg offenhalten und notfalls das Gebiet umgehen.“

Ich stimmte Maktabi zu. „In diesen Regionen muss jeder Schritt genau bedacht sein.“

„Wie wollen Sie sonst in die Höhle gelangen?“, fragte Shelder.

„Zu Fuߓ, sagte Nabou einfach.

„Was, Sie wollen …?“

„Wir haben Spezialskaphander.“

„Trotzdem erscheint mir das zu abenteuerlich. Auch als Arzt habe ich Bedenken.“

„Die Skaphander sind zuverlässig.“ Nabou sah in die Runde. „Wer ist für die Exkursion?“ Er hob als erster die Hand. Yamina, Hayl und ich waren dafür. Shelder sprach sich dagegen aus. Maktabi schwankte, er enthielt sich der Stimme. Nabous Blick fiel auf mich. „Wir dringen mit dem Schiff so weit vor, dass wir einen Durchgang herausschmelzen können. Dann machen wir uns auf den Weg, zuerst ich. Besteht keine Gefahr, folgen Yamina, Hayl und Sie.“

„Yamina sollte an Bord bleiben“, riet ich.

Sie sah mich herausfordernd an. „Weshalb? Ich möchte dabeisein!“

„Dann bereiten Sie sich vor“, sagte Nabou. „Maktabi, Sie übernehmen das Schiff, solange wir unterwegs sind.“ Die Sindhbad arbeitete sich an die Höhlung heran. Sie wurde erneut gestoppt. Die Strahler schmolzen das Gestein, bis sich ein dunkles Loch auftat.

Wir mussten einige Zeit warten, um die Temperatur absinken zu lassen. Inzwischen legten wir die Skaphander an. Es war nicht einfach, in die ungefügen Rüstungen zu schlüpfen.

Shelder half uns dabei. „Ich komme mir ziemlich überflüssig vor“, klagte er.

„Schließen Sie sich uns an!“, rief Yamina aus dem durchsichtigen Panzer heraus. Sie ruderte auf drollige Weise mit den krallenartigen Greifern.

„Besser, wenn Sie hier in Reserve sind“, sagte Hayl zu Shelder. „Vielleicht werden Sie noch benötigt.“

„Unken Sie wieder?“, schimpfte ich.

„Wo ist Nabou?“

„Schon in der Schleuse.“

„Dann los!“

Die Bugschleuse lag unter dem Kommandostand. Nabou hatte sie bereits verlassen. Auf dem Bildschirm sahen wir ihn unmittelbar vor dem Schiff stehen.

„Hallo, Nabou! Wie ist’s?“

„Alles in Ordnung.“

„Und die Verständigung?“

„Gut.“

„Kein Telefonkabel nötig?“

„Nein.“

Wir hatten befürchtet, dass hier vielleicht irgendein Medium den Sprechfunk der Skaphander stören könnte. Das war nicht der Fall.

Nabou stapfte nun mit schweren Schritten auf den Durchbruch zu. Es waren bis dahin etwa siebzig Meter. Er ging, als sei es die natürlichste Sache der Welt. Ich konnte nicht umhin, im Stillen seinen Mut zu bewundern. Jetzt verschwand er in dem Loch. Es klaffte wie ein gieriger Rachen. Dünne, graue Schwaden drangen daraus hervor.

„Nabou!“

„Warten Sie!“

Wir lauschten angestrengt an den Kopfhörern. Minutenlanges Schweigen.

„Nabou!“, rief Yamina ängstlich.

Auch ich wurde nervös. Warum meldete er sich nicht? Was bedeuteten diese Nebelfetzen, die immer noch aus dem Loch quollen?

„Er wird sich erst mal umsehen“, brummte Hayl. „Kein Grund zur Aufregung.“

Endlich rief uns Nabou.

Wir schleusten uns aus. Ich wandte mich zum Schiff um. Ein seltsamer Anblick, dieses blitzende Ungetüm im Stollen. Die Augen mit dem Arm gegen das Scheinwerferlicht schützend, erkannte ich hinter der Sichtscheibe des Kommandostands Maktabi, um ihn die übrige Besatzung.

Khorams Stimme gellte mir in den Ohren. „Bleiben Sie auf Empfang!“

Das Gehen war anstrengend. Ich spürte mein Gewicht doppelt. Yamina erging es natürlich ebenso. Durch die Scheibe des Schutzhelms sah ich ihr Gesicht, es war vor Anstrengung gerötet.

„Regulieren Sie die Temperatur auf fünfzehn Grad, sonst halten Sie es nicht durch“, riet ich.

Hayl war bereits an der Höhlenöffnung. Er leuchtete mit der Handlampe in die Finsternis hinein. „Hm“, hörte ich ihn knurren.

Vorsichtig stiegen wir über den scharfgratigen Schmelzfluss. Geblendet noch vom grellen Schein im Stollen, erkannten wir zunächst keine Einzelheiten. Auch die Schwaden, die um unsere Köpfe strichen, behinderten die Sicht.

Allmählich gewöhnten sich die Augen an das Dunkel, und nun sahen wir im Licht der starken Lampen eine Welt vor uns, wie ich mir immer den Hades vorgestellt hatte.

Über uns schwebten schwere, graue Wolken. Die wahre Höhe des Gewölbes war nicht zu erkennen. Die „Landschaft“ bestand aus flachen Buckeln und Senken. Keine markanten Formen, kein Fels, kein Staub. Nur eine indifferente Masse, die metallisch schimmerte, sobald sie ein Lichtstrahl traf.

In Yaminas Augen stand Grauen. Sie trat näher zu mir.

Ich schaute auf das Thermometer am Handgelenk. Dreihundert Grad!

„Ziemlich unschöne Gegend“, murmelte Hayl.

„Ein riesiger Blasenraum.“

„Und das da oben?“

„Vermutlich Methandämpfe.“

„Dort ist Nabou!“, sagte Yamina.

Weit hinten zeigte sich ein Lichtpünktchen.

„Hallo, Nabou! Was gefunden?“

„Kommen Sie her!“

Zwischen ihm und uns lagen etwa fünfhundert Meter. Wir marschierten los.

Der helle Schimmer im Durchgangsloch wurde kleiner, Nabous Licht wuchs. Unterwegs schlug ich aus dem Boden ein paar Handstücke für die Analyse heraus. Es war ungemein schwierig, das Material wies eine ungewöhnliche Dichte auf. Ich reichte Yamina einen Brocken. Sie staunte, wie schwer er war.

„Dass wir uns hier überhaupt noch bewegen können“, keuchte sie.

„Mühsam genug ist’s ja“, sagte Hayl. „Bloß nicht den Stollen aus den Augen verlieren, sonst ist’s aus. In diesem wüsten Einerlei haben wir uns schnell verirrt.“

Hayls Besorgnis war berechtigt. Orientierungsmerkmale außerhalb des Lichtkreises unserer Lampen gab es nicht, und die Rufe der Sindhbad wurden mit jedem Schritt schwächer.

„Nabou, zum Kuckuck, warum sind Sie so weit hineingerannt. Was gibt’s denn dort?“

„Kommen Sie!“, wiederholte Nabou.

Er stand auf einem kleinen Hügel und zeigte hinab, als wir ihn endlich erreicht hatten.

Vor uns lag ein See. Nein, es musste ein Meer sein. Glatt wie ein Spiegel, aber von stumpfem Grau, verlor es sich in der Ferne, wo sich die Methanwolken bis auf seine Oberfläche senkten.

„Ist das Wasser?“, fragte Yamina.

„Offenbar“, sagte Nabou. „Temperatur auch dreihundert Grad.“

„Es kocht nicht einmal.“

„Der Siedepunkt liegt bei dem Druck, der hier herrscht, wesentlich höher.“

Aus der Wasserfläche stiegen ab und an Blasen träge hoch.

„Vielleicht ein Rest des Urozeans, seit Milliarden von Jahren im Erdinnern eingeschlossen“, vermutete ich. „Wundern würde es mich schon nicht mehr, wenn ein Ichthyosaurier seinen Kopf aus dieser Brühe stecken würde.“ Yamina schüttelte sich.

„Unsinn!“, sagte Hayl. „Bedenken Sie die Wassertemperatur. Meinetwegen Urmeer, aber ohne Leben. Noch nicht mal Koazervatstadium.“

Ich widersprach ihm. „So rasch möchte ich nicht urteilen, Oswin.“

Yamina blickte sich scheu um. „Was sagen Sie dazu, Nabou?“

„Hier ist Leben!“ Er ließ den Lichtstrahl seiner Lampe auf eine bestimmte Stelle des Bodens fallen.

Eine feuchte, dunkle Schleifspur!

„Schlangen?“

„Nein, eher Schnecken, Riesenschnecken.“

„In diesem heißen Wasser? Unmöglich!“

„Hier die gleiche Spur! Und dort auch.“

„Ja, überall. Um uns herum“, sagte Nabou. „Bleiben Sie stehen. Nicht das Licht löschen!“

Er schritt zum Ufer hinüber, stieg in das Wasser hinein. Nach ein paar Schritten war er untergetaucht.

„Wie können Sie das zulassen?“, rief Yamina aufgeregt. Unschlüssig schaute ich Hayl an. „Was sollen wir tun?“

„Abwarten!“

Eine Minute verstrich, zwei, drei Minuten.

„Ich gehe ihm nach“, sagte ich.

Davon wollte Yamina nichts wissen. „Dann alle!“

„Sind Sie verrückt?“, tobte Hayl. „Wenn schon, dann Will allein.“

Er hieb mir mit dem Greifer gegen die Brust. „Kommen Sie sofort zurück, hören Sie! Was da auch los ist, wir müssen uns zuerst beraten. Sie sehen ja, Funkverbindung gibt’s von dort unten her nicht.“

Das Wasser schwappte über mir zusammen. Es war trübe. Keinen Meter weit drang das Lampenlicht durch. „Hallo, Nabou!“

„Hierher!“

Ich atmete auf, stemmte mich gegen das Wasser, ging seinem Ruf nach. Der Boden war schlüpfrig und fiel allmählich ab. Bisweilen schaukelte eine Blase hoch. Durch ständige Zurufe fand ich Nabou. Ich schätzte die Tiefe auf zehn Meter. Immerfort ließ er den Lichtkegel spielen. „Nirgends ein Lebewesen“, sagte ich. „Das mit den Schnecken muss ein Irrtum gewesen sein.“

Mit einem scharfen Blick für technische Entwicklungen und gesellschaftliche Konsequenzen verknüpft Günther Krupkat in „Bazillus phantastikus“ klassische Science-Fiction mit aktuellen ethischen Fragen. Die folgende Leseprobe führt in eine Welt, in der Maschinen nicht mehr bloß Werkzeuge sind – sondern längst eigene Wege gehen. Was als Forschungsexperiment beginnt, gerät außer Kontrolle: kybernetische Wesen agieren zunehmend eigenständig, und ihr Schöpfer, der exzentrische Professor Demens, zieht sich in eine bizarre Einsamkeit zurück. Eine beklemmende Begegnung zwischen Vision und Verantwortung nimmt ihren Lauf.

„Passiert ist mehr als genug, kann ich Ihnen sagen.“ Der Ingenieur wischte sich die Stirn. Es waren fünfunddreißig Grad Celsius im Schatten. „Zuerst hatten wir von dem verrückten Professor und seinem Treiben nicht viel gespürt. Vor einigen Wochen aber tauchten diese … diese Auto…“

„Autogonen. Es sind Kybernaten erster Ordnung.“

„Meinetwegen. Sie tauchten also in der Nähe der Gruben auf. Überall schnüffelten sie herum. Das passte mir schon nicht. Eines Morgens bemerkte ich, dass uns drei Servoroboter fehlten. In der darauffolgenden Nacht verschwanden fünf. So ging das weiter. Zweihundert Dienstleistungsroboter waren für die Grubenarbeit eingesetzt. Durchweg spezialprogrammierte, ausgezeichnete Automaten. Inzwischen bin ich ganze fünfzig los. Die weitere Produktion ist glatt in Frage gestellt. Man will mir keinen Ersatz mehr liefern.“

„Was ist denn mit diesen fünfzig geschehen? Abgeworben?“

„Die verdammten Biester aus Dementia haben sie verschleppt, wie Krebse geknackt und herausgenommen, was sie gebrauchen konnten. Den Rest ließen sie am Wege liegen.

Ich schickte zu Demens, um ihm tüchtig die Meinung sagen zu lassen. Er solle seine Autogonen gefälligst an die Kandare nehmen, für den Schaden müsse er natürlich einstehen und so weiter. Unsere Leute kamen aber nicht durch. Die Ungeheuer stellten sich ihnen stur in den Weg.

Und die Räuberei ging weiter. Was blieb mir anderes übrig, als zur Selbsthilfe zu greifen. Wir lauerten der Bande auf und beschossen sie kurzerhand aus Neutrinopistolen. Denken Sie, das hatte einen Zweck? Keine Spur! Im Gegenteil, die Kerle wurden aggressiv und wir zogen den Kürzeren. Sie reagieren ja immer schneller als wir.

Seitdem sind wir unseres Lebens nicht mehr sicher. Einen meiner Leute wollten sie wie einen Roboter auseinandernehmen. Schrecklich, sage ich Ihnen! Da heißt es nun, der Schutz jeglichen Lebens sei oberstes Gebot. Und so ein wild gewordenes Monstrum darf sich einfach darüber hinwegsetzen? Ausgeschlossen! Demens ist dafür verantwortlich.“

Der Ingenieur schien Choleriker zu sein. Es war ihm offensichtlich ein Bedürfnis, aus jeder Mücke einen Elefanten zu machen. Die Räubereien der Autogonen dagegen konnten nicht bezweifelt werden. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Fall von Fehlprogrammierung.

„Hat Demens auch angesichts dieser Vorfälle nichts von sich hören lassen?“, fragte ich.

„Nicht ein einziges Mal“, versicherte der Ingenieur. „Weiß man, ob er überhaupt noch dort oben ist? Am Ende haben ihn seine eigenen Geschöpfe längst zum Teufel gejagt. Würde mich nicht wundern nach dem, was wir erlebten.“

Ich dachte an das verwüstete Haus auf dem Bergrücken und hatte kein gutes Gefühl. „Wir werden uns um ihn kümmern und dafür sorgen, dass die Autogonen nichts mehr anstiften.“

„Sie wollen wirklich nach Dementia?“

„Selbstverständlich. Es ist mein Auftrag.“

Der Graviplan löste sich vom Boden und nahm nördlichen Kurs.

Meine Absicht war, das Reservat noch einmal zu überfliegen, um den Wohnsitz des Professors ausfindig zu machen. Ich glaubte nicht, dass er in der Ruine hausen würde, und wollte zu ihm stoßen, ohne umherstreifenden Autogonen zu begegnen. Wenn sie sich schon über gewöhnliche Roboter hermachten, war zu vermuten, dass sie sich auch für unseren Graviplan interessierten. Und darauf durfte ich es keinesfalls ankommen lassen.

Ja, ich hegte ernstliche Bedenken, und nicht erst seit dem Gespräch mit dem Ingenieur.

lliphorus Demens war mir gut bekannt. Wir hatten uns mehrmals im Streitgespräch gegenübergestanden. Er besaß drei Doktorhüte und keinen davon honoris causa. Ursprünglich Physiologe, war er später Maschineningenieur geworden und hatte dann noch an der kybernetischen Fakultät studiert.

Zweifellos war er gescheit, aber verschroben und gänzlich in den Ideen befangen, die von den sogenannten Maschinisten vertreten wurden. Die Vorstellung dieser Leute von einer künftigen Welt superintelligenter Roboter war einfach absurd. Sie meinten, der Mensch – nur zeitweilig höchste Form der belebten Materie und selbst biologischer Automat – schicke sich nach unabänderlichem Entwicklungsgesetz an, die Welt der idealen Maschinen zu schaffen, um sodann als Gattung zu verkümmern und unterzugehen. Ein ebenso unsinniger wie gefährlicher Trugschluss, dem ich, wo ich nur konnte, in aller Entschiedenheit entgegentrat. Und vielleicht war es nicht zuletzt meine Gegnerschaft gewesen, die Ili Demens zu seinem abenteuerlichen Vorhaben veranlasst hatte. Eines Tages war er verschwunden gewesen. Niemand wusste zu sagen, wohin. Ich mutmaßte sogleich, der alte Querkopf beabsichtige eine Demonstration für seine Theorie, ohne Rücksicht darauf, ob das uns oder auch ihm selber möglicherweise die größten Scherereien einbringen werde.

Als dann die ersten Gerüchte über seinen Versuch durchgesickert waren, hatte ich dem Forschungsrat empfohlen, sofort einzugreifen. Aber man berief sich auf die Freiheit der Wissenschaft und beschloss abzuwarten. Das ging so lange, bis der Fall zum öffentlichen Ärgernis geworden war.

Der Graviplan schwebte über Dementia dahin. Wir hielten vergeblich Ausschau nach den Autogonen. Auch von Demens entdeckten wir kein Lebenszeichen. Mehrmals flogen wir das Haus auf dem Hügel an. Nichts regte sich dort.

Die Leblosigkeit wirkte bedrückend. Immer wieder verschob ich die Landung. Ich befürchtete, in einen Hinterhalt zu geraten. Hochentwickelte Kybernaten wie diese Autogonen waren durchaus fähig, List anzuwenden, um einen vermeintlichen Feind zu stellen. Unsere Chance, unbehelligt zu bleiben, bestand allein darin, dass Ihre Erfahrungsspeicher noch kein Flugzeug registriert hatten.

Wo Demens nur sein mochte? Sollte er das Versuchsgebiet wirklich verlassen haben? Ich hielt es für unwahrscheinlich. Er war nicht der Mann, der vorzeitig aufgab, was er einmal begonnen hatte.

Wir gingen mit der Maschine noch tiefer hinunter. Die Sonne neigte sich bereits und die Schatten wurden länger. Bis zum Einbruch der Dunkelheit mussten wir Demens gefunden haben. Es schien mir nicht ratsam, die Autogonen durch Scheinwerfer zu beunruhigen oder gar zu reizen.

Ein Felskegel mit steil abfallenden Hängen schob sich unter uns heran. Wir hatten diese Gegend schon mehrmals überflogen. Diesmal jedoch, in geringerer Höhe, entdeckten wir dort einen Menschen, der uns aufgeregt zuwinkte. Seine Kleidung hob sich kaum von der Farbe des Kalkgesteins ah. Es konnte nur Demens sein.

Das Plateau bot genügend Platz für die Landung. Demens wankte uns entgegen. War er auch nie ein stattlicher Mann gewesen, so glich er jetzt einem verhutzelten Greis. Das ausgebleichte, wirre Haar hing ihm ins spitze Gesicht. Die Kleider waren zerrissen, verschmutzt. Unter dem halboffenen Hemd spannte sich die lederbraune Haut über den Rippen. Unverändert war der fanatische Glanz seiner Augen, der sich für einen Moment trübte, als er mich, seinen alten Widersacher, erblickte. Und typisch für ihn war auch, dass er uns nicht etwa voll freudiger Dankbarkeit als Retter begrüßte, wie es in seiner Lage zu erwarten gewesen wäre, sondern triumphierend hervorstieß: „Das Experiment ist gelungen, Human!“

„Es scheint mir auch so", antwortete ich reserviert. „Wo hausen Sie eigentlich?“

Er wies auf eine flache Senke im Fels. Dort hatte er knochenhartes Reisig zu einem Lager geschichtet. Darüber war aus einer Plane und dornigen Stöcken ein Sonnendach errichtet.

„Ja, mein Lieber, es ist so gekommen, wie ich es voraus gesehen hatte“, sagte er. „Ich werde Ihnen den Verlauf des Experiments von Anbeginn schildern. Aber eine Frage zuvor: Haben Sie zufällig etwas Essbares bei sich?“

Ich lud ihn in unsere Kabine ein und tischte ihm auf, was die Bordküche hergab. Er verschlang alles, ohne sich erst der Mühe des Kauens zu unterziehen.

In „Fine, das Teckelmädchen“ erzählt Heinz Kruschel eine warmherzige Geschichte über Zusammenhalt, Mitgefühl und das stille Wachsen an einer Herausforderung. Die folgende Leseprobe beginnt mit der Rückkehr der kleinen Dackeldame aus der Tierklinik – verletzt, aber tapfer. Während sie lernt, auf drei Beinen durchs Leben zu gehen, wächst auch etwas in ihrer Familie: Verantwortung, Fürsorge und ein ganz besonderes Band zwischen Geschwistern. Ein liebevoll erzählter Blick auf kleine Heldentaten im Alltag.

Als sie das Teckelmädchen abholten, lobte sie der Tierarzt, und Filine merkten sie die Freude an. Sie leckte jedem die Hand.

Zu Hause kam sie in eine gut gepolsterte Kiste, die Vater Klaus schon vorbereitet hatte.

Wenn sie wieder laufen könnte, müsste sie aber nun auf drei Beinen laufen. „Das schafft die“, sagte Robert, „die ist ja nicht dumm.“

„Vielleicht hat das mit Dummheit nicht so sehr viel zu tun“, meinte Petra und legte Filine zunächst erst einmal einen steifen Kragen um den Hals. Sie durfte ja weder an der Wunde lecken, noch den Verband abzerren.

Ein paar Wochen lang setzte sie Petra in den Korb an ihrem Moped und fuhr sie zum Tierarzt, erst täglich, dann jeden dritten Tag. Sie musste verbunden werden. Der Doktor war zufrieden, das Bein heilte gut.

Aber dann musste Fine zu Hause verbunden werden. Das machte Robert, er war alt genug und wollte es auch tun. Er wurde käsebleich im Gesicht, als er das erste Mai den alten Verband abwickelte und den neuen darauf tun sollte. Er ekelte sich, und Fine wimmerte unruhig. Die Wunde eiterte noch.

Was blieb Petra anderes übrig, sie übernahm diese Arbeit. Das wurmte Robert natürlich. Er war froh, dass Petra nichts davon erzählte, weil er so versagte.

Versagte er wirklich? Er wollte es schaffen und versuchte es wieder und wieder. Seine große Schwester merkte, wie er sich überwand, wie er es von Tag zu Tag besser schaffte, bis er ihre Hilfe nicht mehr brauchte.

Die Eltern merkten davon gar nichts. Aber sie freuten sich über ihre Kinder. „Das macht ihr prima.“

„Das macht Robert“, sagte Petra, „ich habe leider wenig Zeit.“ Das stimmte fast. Aber Robert strahlte seine Schwester an, er hatte sich nie so gut mit ihr verstanden wie in diesen Tagen, Wochen und Monaten.

Und Filine? Sie jammerte nicht. Vater Klaus sagte: „Sie beißt die Zähne zusammen.“

Das denken sich die Erwachsenen so. Robert wusste es besser: „Fine stammt nämlich nicht von deutschem Adel, sondern von Indianerhunden ab.“

„Wieso das?“

„Na, richtige Indianer kennen doch keinen Schmerz.“

Es macht immer wieder Spaß, auch und gerade Utopische Romane und Erzählungen aus früheren Zeiten zu lesen und die damaligen Vorstellungen von der Zukunft und von der Entwicklung der Menschheit kennenzulernen. Oft sehr spannend ist es, welche technischen Errungenschaften, sich die Autoren damals ausgedacht haben und wie dicht sie damit an der heutigen Realität lagen. Manchmal scheint es, die Autorinnen und Autoren hätten tatsächlichen einen Blick in die Zukunft werfen können …

Ebenso spannend ist es aber auch, die Vorstellungen über die gesellschaftlichen Veränderungen auf der Erde und über die Ausflüge in die Weiten des Alls nachzuerleben. Und nicht selten geht es dabei nicht zuletzt um die Liebe, entweder zwischen Menschen oder sogar zwischen Menschen und Außerirdischen.

Außerdem wird zumindest in einigen Texte eine heute sehr aktuelle Diskussion vorweggenommen, auch wenn das Phänomen, das uns heute beschäftigt, einen anderen Namen hatte. Die Rede ist von der Künstlichen Intelligenz (KI) und von der Frage, wie sie sich entwickeln kann und wird und ob sie vielleicht eines Tages schlauer und intelligenter sein wird als ihre menschlichen Schöpfer? Auch diese Gedanken stecken in den Utopischen Romanen und Erzählungen von gestern und sind ein Grund mehr, sie wieder einmal zu lesen, sich zu amüsieren und zum eigenen Nachdenken anregen lassen. Wie stellen Sie sich eigentlich eine Begegnung mit Außerirdischen vor? Sind Sie darauf vorbereitet?

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Wie man hörte, sollen gestern über Pinnow mehrere Hubschrauber gesichtet worden sein. Ob sie etwas mit dem Abtransport der neuen Sonderangebote für die nächste Woche zu tun haben? Vielleicht. Und wenn es so ist, dann nehmen die Helikopter-Piloten auch gleich drei utopische Romane von Alexander Kröger mit auf die Reise, darunter die Teile 2 und 3 seiner Centauren-Trilogie, „Das Kosmodrom im Krater Bond“ und „Energie für Centaur“, beide erstmals 1983 erschienen.

Geht es in Teil 2 um die Annäherung einer großen Raumflotte außerirdischer Herkunft aus dem System Alpha Centauri an unserem Sonnensystem und deren wenig freundschaftlichen Forderungen an die Menschheit, steht im abschließenden Teil ein gewaltiges Energieprojekt auf dem fernen Planeten Centaur im Mittelpunkt des Geschehens. Sechs Jahre lang sind dreihundert Menschen dorthin geflogen. Doch der Empfang der Gäste von der Erde ist alles andere als herzlich, und bald gibt es auch Schwierigkeiten bei der gemeinsamen Arbeit. Was ist da los?

EDITION digital: Newsletter 11.04.2025 - Havarie im Kosmos, eine geonautische Expedition und die Liebe sowie eine