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Ich!, sagte Britta fest.
Du? Er verzog den Mund, drohte in sein Gelächter auszubrechen, aber es war nur ein Ansatz. Du kannst das gar nicht, dich können wir nicht haftbar machen! Gut gemeint, aber da macht das Gesetz nicht mit. - Übrigens gut, deine Wandzeitung, wir müssen uns mal bei Gelegenheit unterhalten. Und nun geht schon, macht draußen weiter.
In diesem Moment wurde Britta von einer unbändigen Sehnsucht nach Dagmar ergriffen.
Wie konnte ich mich nur so lange Zeit nicht um sie kümmern? dachte sie. Ach Dagmar ...
Sie beschloss, noch am Nachmittag in die Kreisstadt zu fahren.
Aber wenn du wüsstest! Ich sitze wie auf Kohlen hier. Denkst du, das ist ein Vergnügen? Tag für Tag abgestandene Krankengeschichten! Und was du alles zu hören kriegst! Die eine ist eifersüchtig, denkt, ihr Mann treibt sonst was zu Hause. Am liebsten will sie sich scheiden lassen ... Und dabei kommt er jeden Besuchstag mit Blumen. Ich seh schon kommen, dass ich ihr den Kopf zurechtrücken muss ... Weißt du, einer, dem du nun absolut nichts Schlechtes zutraust! - Bei der anderen ist es nun schon das fünfte Kind, und jedes Mal so schwer ... Sie müsste morgen dran sein. Na, ich muntere sie schon auf. Gestern Nacht, weißt du, war hier was los. Du hörst doch, wie sie die Treppen hoch und runter flitzen! Kaiserschnitt. Bluttransfusion. Die Schwestern sagen ja nichts, aber du kriegst es doch mit, das hat sie etwas mitgenommen. Mal sehen, vielleicht kriege ich etwas für sie ...
Man spürt es an Dagmar, wie froh sie ist, jemanden bei sich zu haben, dem sie erzählen kann. Solange es bei ihr noch nicht so weit ist, darf sie jeden Tag eine Stunde spazierengehen. Sie kam Britta direkt im Eingang entgegen. Ein Glück! Dich lassen sie doch sowieso hier nicht rein!
Nun schlendern sie zusammen durch die Stadt, untergehakt, und plaudern miteinander. Britta, trotz aller Freude, bleibt einsilbig. Fast spürt sie einen Hauch von Fremdheit Dagmar gegenüber. Was ist es nur? Hat sie die Haare anders? Sind es die roten Flecken im Gesicht? Der schwerfällige Gang, der Krankenhaustratsch?
Schlimm ist das, wenn man sich nicht krank fühlt - diese Untätigkeit! Aber sie lassen mich hier nicht mehr raus. Sie sagen, wenn zur Geburt mein Blutdruck noch zu hoch ist, kann es Komplikationen geben. Na, und da drücken wir ihn eben gemeinsam runter. Diese labbrige Diät immer ... Appetit auf eine saure Gurke hätte ich jetzt, es ist nicht zu sagen. Ach, lieber nicht ...
Sie lacht auf, ihr altes gutes Lachen. Es wird Britta gleich wärmer ums Herz.