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Zwei Jahre später war ich wieder in Toulon. Nach achtzehn Monaten Konzentrationslager unter Pétain wurde ich mit noch einigen Antifaschisten zum Abtransport in das Berglager Carpiagne zwischen Marseille und Toulon überführt. Es gelang mir, meine alten Bekannten in der Nähe von Toulon aufzusuchen. Damals, im Frühjahr 1941, war bereits die Frage überaus brennend, ob Pétain die Flotte an Hitler ausliefern werde. Überall auch in der nicht okkupierten Zone wimmelte es bereits von sogenannten Deutschen Kommissionen. In Marseille war das große Terminushotel von der Deutschen technischen Kommission beschlagnahmt. In Aix hatten deutsche Fliegerkommandos die beiden größten Hotels am Bahnhof okkupiert; deutsche Fliegeroffiziere und Soldaten promenierten in voller Uniform auf den Boulevards dieser nicht okkupierten Stadt. Ähnlich war es bereits damals auf den Flugplätzen um Marseille, Aix und Toulon. Bei meinen Bekannten sah ich, wie alles sich in größter Erregung befand. Die ganze Nacht wanderten die mächtigen Lichtkegel der Scheinwerfer der Küstenforts und Kriegsschiffe über das Meer und den Himmel. Die Flotte befand sich in dauernder Alarmbereitschaft, der Landurlaub war gesperrt.
Es war jetzt, im März 1941, natürlich eine völlig andere Stimmung an der Küste zwischen Marseille und Toulon als im Sommer 1939. Im August 1939 hatte man uns antifaschistischen Emigranten nicht geglaubt, dass Hitler zu allem bereit sei. Sogar im Sommer 1940, nach der Niederlage, hielten viele Franzosen noch einen Kompromiss mit Hitler für nicht unmöglich. Jetzt 1941 aber sahen alle ein, dass dieser sogenannte Waffenstillstand nur eine Maske war, dass mit Hitler ein Friede in einem freien Frankreich völlig ausgeschlossen war.