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Jener Unteroffizier der Infanteriedivision Fliehe, der am Dezember 1941 bei einem Nachtgefecht in einem Dorf bei Marinowka, östlich von Charkow, seinen Zugführer Hans Simmen und viele Kameraden seiner Gruppe verlor, hat um Weihnachten und Neujahr keine sehr freudigen Erlebnisse.
Er denkt wie alle Soldaten der Hitlerarmee ein wenig nach, wie anders es eigentlich sein könnte, wenn man jetzt daheim wäre bei dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum, bei Muttern, und wenn man ein liebes Mädel zur Seite hätte. Aber da draußen tobt der Schneesturm. Und der Unteroffizier muss alle zwei Stunden eine Runde bei den Außenwachen am Dorfrand machen. Denn der Russe versteht keinen Spaß, wie der Unteroffizier sehr richtig bemerkt.
Ja, es wird immer klarer, dass dieses Russlandunternehmen wirklich kein Spaß ist für die Übermenschen der Hitlerarmee, die doch wie ein geölter Blitz die Welt erobern wollten. Und jetzt wehrt sich der Russe, weil man in Russland eingerückt ist und so einige tausend Dörfer niedergebrannt und einige hunderttausend Frauen, Greise und Kinder aus diesen Dörfern verjagt, in den Hungertod in die Wintersteppe getrieben oder aufgehängt oder erschossen hat. Ein störrisches Volk! Unerhört! Und dass die Russen es wagen, einem sogar den Weihnachtsabend und den Heimaturlaub zu verderben, das ist direkt schon eine Gemeinheit! So denkt der Unteroffizier der Fliebe-Division.
Aber da rattern plötzlich die MGs vor dem Dorfrand, schon knallt es überall im Dorf. Der Unteroffizier rennt mit seiner Maschinenpistole hinaus, denn das merkt er, hier ist nicht viel Zeit zu verlieren. Aber es ist schon zu spät. Am nächsten Tag, am 24. Dezember 1941, trägt er in sein Tagebuch ein: Ein russischer Spähtrupp war im Ort. Wieder fünf Tote und mehrere Verwundete. Die Kerls kamen wie die Geister, ohne dass man sie merkt. Die kennen ihr Land! Sie haben sogar ein paar Leute von uns als Gefangene mitgeschleppt.