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Das Öhmchen von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-124-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 28 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Politik
Historische Abenteuerromane, Kriegsromane, Historischer Roman, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
Bauernhof, Familiengeschichte, Freundschaft, Heimat, Historische Erzählung, Homöopathie, Idylle, Jurist, Landarzt, Lebensweisheiten, Naturheilkunde, NS-Zeit, Schwäbische Alb, Tierliebe, Unkonventionell, Volksmedizin, SA, Mord, Zweiter Weltkrieg
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Ich war aber, sosehr mir die Raue Alb, Hechingen und das ganze schwäbische Land mit seiner kräftigen, ehrlichen bäuerlichen Bevölkerung gefiel, gegen eine zu schnelle Verankerung in dem kleinen, halb preußischen, halb schwäbischen Städtchen; und meine Frau sekundierte mir wacker hierbei.

So schlug ich auch an jenem Oktobertag den ersten Großangriff des Öhmchens ab, indem ich ihm erklärte, sein Projekt sei eines Wilhelms des Eroberers würdig; aber ich möchte mich nicht für mein Leben mit soviel Land, Haus und Hof und vor allem nicht mit Schulden und Anleihen belasten. Das Öhmchen packte schweigend seine Skizzen mit den farbigen Linien ein. Und seit dieser Stunde fiel der zweite Schatten über unser gegenseitiges Verhältnis.

Er nannte mich danach oft einen „kleinen Kirchturmspolitiker“ ohne jeglichen Weitblick und Wagemut; aber die eigentliche Hemmung sah er in meiner Frau, die „großstadtsüchtig“ sei und nach Stuttgart wolle, ohne dass sie daran denke, welch wunderbarer Boden gerade Hechingen für das gesunde Wachstum und die naturgemäße Erziehung der beiden Buben darstelle! Öhmchen, der fast sechzigjährige Junggeselle, machte es mir zum Vorwurf, dass ich mich „ganz im Banne“ meiner Frau befinde; und als ich ihm lachend dies bestätigte, da wandte er sich enttäuscht und entrüstet von mir.

Dennoch kaufte er die beiden Grundstücke unter Einsatz seiner letzten Ersparnisse und Aufnahmen vieler Schuldverschreibungen und Hypotheken; er hatte sich in den Plan verrannt. Bald jedoch erkannte er selbst, dass er eines Tages von den Schuldenlasten erdrückt würde, wenn er den „Jungborn“ nicht schnell aufbauen und rentabel machen konnte. Er suchte alle Welt dafür zu interessieren. Aber die Leute fragten mit Recht: „Wie steht denn Ihr Neffe zu dem Plan? Er ist doch Arzt! Hat er sich daran beteiligt?“

Mir aber war es einmal gar nicht nach „Lebensabend“ zumute, und zweitens wollte ich letzten Endes doch nach Stuttgart. Mir war es gar nicht so ausgemacht, dass es im „Ländle“ in den nächsten Jahren so ruhig bleiben würde. Ich erklärte das auch ganz offen dem Öhmchen – der ein überzeugter Hindenburg-Wähler war – während ich Ernst Thälmann meine Stimme gab.

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