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Einer der größten Ärzte und Naturforscher des 17. Jahrhunderts, der Leidener Kliniker Boerhaave, hatte zum Wahlspruch den Satz: Simplex sigillum veri!, das Einfache ist das Merkmal der Wahrheit! Unter seinem Nachlass stieß man auf ein großes versiegeltes Buch in Folio, mit der Aufschrift, dass es alle Geheimnisse der Arzneikunst enthalte. Ein Engländer steigerte dieses Buch um eine große Summe. Als er es öffnete, fand sich nur ein einziges beschriebenes Blatt darin, mit den Worten:
Den Kopf halt kalt, die Füße warm,
Und pfropf dir nicht so voll den Darm!
Dieser Satz klingt für den Menschen unserer Tage, der gewohnt ist, sich von Röntgenapparaten, Diathermie und künstlicher Höhensonne imponieren zu lasten, vielleicht zu einfach. Und doch bot die jüngste Zeit uns neuen Beweis, dass das Einfache das Merkmal der Wahrheit ist. Seit etwa drei Jahrzehnten beobachtet die Wissenschaft, wie der Krebs, der große Würger der zivilisierten Menschheit, in erschreckendem Maß sich ausbreitet. In Amerika hat, wie das U.S. Public Health Department 1926 feststellt, die Zahl der Todesfälle durch bösartige Geschwülste von 3,6 % der Gesamtsterblichkeit im Jahre 1900 auf 7,75% im Jahre 1924 zugenommen. Der Bericht nimmt an, dass die wirkliche Zunahme etwa 70% beträgt, während 30% auf verbesserte Diagnose und genaue Registrierung kommen. Ich denke auch diese 70% Krebszunahme in 24 Jahren sind eine furchtbare Zahl! (Deutsche Medizinische Wochenschrift vom 4. Februar 1927.)
Man hat nun zahlreiche Institute für Krebsforschung zumal in England und Amerika errichtet, die wissenschaftlichen Arbeiten über die Bekämpfung des großen Würgers füllen ganze Bibliotheken, man hat die sinnvollsten Operationen erdacht, das krebsbefallene Stück aus dem Körper herauszuschneiden, dennoch hat sich die Krebstodesrate in den letzten dreißig Jahren zumal in England nachweislich verdoppelt. Man ging zur Röntgenbestrahlung über, legte Radium ein; man musste gestehen, dass auch diese Behandlung den großen Würger nicht erledigte, sondern vielfach sogar provozierte, aufstachelte. Da erschien im Februar 1924 das Buch von Ellis Barker: Der Krebs, seine Ursachen und sichere Verhütung. Zu dieser Arbeit eines Laien über ein hochwissenschaftliches Thema hat der erste Chirurg Londons, der Leiter von Guys Hospital, Sir Arbuthnot Lane ein begeistertes Vorwort geschrieben, hat Generalarzt Dr. Buttersack, Göttingen, das Geleitwort verfasst. In diesem Buch ist mit einer ganz ungewöhnlichen Sachkenntnis der ganze wissenschaftliche Ballast der bisherigen Krebsforschung noch einmal aufgetürmt, um ihn dann über Bord zu werfen.
Denn Barker weist zwingend nach, dass der Krebs kein lokales Leiden ist, kein Geschwür, das man herausschneiden oder wegbestrahlen kann, er zeigt vielmehr, dass der Krebs in einer Allgemeinstörung, in einer Blutentmischung des ganzen Körpers beruhe, in der Überfütterung mit Fleisch, mit Konserven, mit ausgekochten Speisen, mit ausgemahlenem Mehl. In dieser unserer überfeinerten, falschen Ernährungsweise, in der mangelnden Zuführung an Grünkost, in dem Mangel an ungekochter, vitaminhaltiger Nahrung, an Schutznahrung, an Vollkornbrot liege die erste Ursache. Die erste Folge sei eine heute schon epidemische Darmträgheit und Stuhlverstopfung, eine Stauung und ein Zerfall der Darmgifte, eine langsame, aber dauernd fortschreitende Selbstvergiftung durch den Darm. Der Krebs eine Stoffwechselkrankheit!
An erdrückendem Material erweist Barker, dass der Krebs bei den wilden Völkern nicht vorkommt, dass er eine Folge der sogenannten zivilisierten, naturwidrigen Lebensweise ist, eine rasend zunehmende Kulturseuche, ja eine Wohlstandskrankheit!
Im Jahre 1922 starben nach dem Regierungsbericht in England 486 780 Menschen. Fast der zehnte Teil von diesen, nämlich 46 903, starben in einem einzigen Jahr an Krebs. Man könne also sagen, dass beinahe 1/10 der jetzt lebenden englischen Bevölkerung, also 5 Millionen Männer und Frauen, zum Tode durch den Krebs verurteilt seien. Während die Tuberkulosetodesrate langsam im Abnehmen begriffen ist, nimmt die des Krebses im gleichen Verhältnis zu. Dr. F. L. Hoffmann, der bekannte amerikanische Krebsstatistiker, stellt folgende vergleichende Sterblichkeit auf 1 Million Lebender fest:
Krebs Tuberkulose
1891: 692 Krebs-Tote, 1659 Tuberkulose-Tote
1921: 1215 Krebs-Tote, 854 Tuberkulose-Tote
Er kommt zu dem Ergebnis: Die Krebszunahme in den zivilisierten Ländern ist ein Weltphänomen!
Das Buch des Laien Ellis Barker über dieses wissenschaftliche Thema hat in England in sechs Monaten vier Großauflagen erlebt. Die englische und amerikanische Regierung hat seine Leitsätze verbreiten lassen. Die angelsächsische Ärzteschaft bis ins Lager der Chirurgen hat diesem Buch von genialer Einsicht und Einfachheit vielfach begeistert zugestimmt. Dr. A. v. Borosini hat im E. Pahl-Verlag, Dresden, die deutsche Ausgabe besorgt.
Und seine Vorbeugung und Heilung im Anfangsstadium? Man könnte kurzerhand als Antwort den alten Spruch hier hinsetzen:
Die besten Ärzte in der Welt,
Trotz aller Neider, aller Hasser,
Das sind im Bunde treu gesellt:
Diät, Bewegung, Luft und Wasser.
So ruft Barker auf zum Kampf gegen die heutige Nahrungspest, gegen die Verfälschung unserer Nahrungsmittel, und fordert eine Ernährung mit viel Rohkost, Obst, Vollkornbrot, Gemüse, Butter, Milch; so fordert er für die sitzende und fahrende Menschheit jeden Morgen eine Stunde kräftigen Frühmarsches; er fordert für den heute menschentötenden Dickdarm einen leichten Stuhlgang, er fordert bei Darmverstimmung ein ein- bis zweitägiges Fasten; er fordert für die abgetötete Haut, unser wichtiges Atmungs- und Ausscheidungsorgan, morgens ein kurzes kaltes Bad mit durchgreifender Massage. Nichts weiter im Kampf gegen die große geheimnisvolle neue Pest, gegen den großen Würger Krebs? Nichts weiter!
Das Ei des Kolumbus!
Der Londoner Chirurg W. Roger William schreibt hierüber: Lange fortgesetzte Beobachtungen an Krebspatienten im Frühstadium in der Krankheit haben mich davon überzeugt, dass die Mehrzahl der Patienten stattliche, gutgenährte Menschen waren. Die kleinen, blassen, überarbeiteten Frauen von Lancashire und anderen Industriezentren werden selten von Krebs ergriffen. Dies bestätigt die vorige Anmerkung, dass Krebs und Tuberkulose zwei verschiedene sich fast ausschließende Krankheitsanlagen sind; Krebs mehr die des Wohlstands, Tuberkulose mehr die der Armut.
Wem diese Behandlung gar zu einfältig, zu fantastisch einfach erscheint, für den sei das klassische Beispiel der Beriberikrankheit und ihrer erfolgreichen Bekämpfung erzählt. Beriberi ist ein Tropenleiden, eine Nervenentartung mit schwersten Lähmungen. Sie wurde bis vor wenigen Jahren, da immer eine große Zahl Menschen am gleichen Ort zugleich an ihr erkrankten, für eine Infektionskrankheit angesehen. Die Wissenschaftler der verschiedensten Länder hatten über zehn verschiedene Bazillen und Kokken als Erreger gefunden und sogar gezüchtet, darunter den Mikrococcus beribericus! Da beobachtete eines Tages der holländische Gefängnisarzt Eijkman auf Java, dass ein Teil der Hühner des Gefängniswärters ebenfalls an Beriberi erkrankte, ein anderer nicht; die erkrankten Hühner aber erhielten polierten, d. h. geschälten Reis, die gesundgebliebenen groben Vollreis. Der sofort angestellte Versuch an Beriberimenschen mit Vollreisernährung ergab Heilung in kurzer Zeit, während all die Einspritzungen der spezifischen Sera versagt hatten. Auch hier: das Ei des Kolumbus! Auch hier der Beleg dafür, dass gerade in der missachteten Schale des Reiskorns so wie beim Roggen, Weizen und der Kartoffel - die lebenswichtigen Ergänzungsstoffe, die Vitamine, liegen! Ähnlich verhält es sich mit dem Skorbut, einer gefährlichen, schmerzhaften Bluterkrankung, die auf Schiffen durch reine Fleisch- und Konservenkost entsteht; Obst und Frischgemüse beheben das Leiden in Kürze.
Die äußerst einfache Behandlung dieser beiden schweren Krankheiten steht in vollem Einklang mit Ellis Barkers simplen und doch großartigen Anschauungen und Naturheillehren. Sie sind wie alles Große ewig alt und neu. Sie wurden hundertmal gefunden und hundertmal vergessen. Wir kommen später eingehend auf sie zurück. Hier im Anfang sind sie ein Beispiel, ein Grundton, auf den unser Buch gestimmt ist. Der menschliche Körper ist kein künstliches Mosaik von Organen, an denen man hier und da ungestraft herumschneiden, bestrahlen oder ätzen darf. Der menschliche Körper ist ein unteilbares Ganze wie jedes Gebild in der lebendigen Welt, ähnlich einem Baum. Dieser Baum ist in erster Linie bedingt von dem Boden, in dem er wurzelt, und von der Luft und Sonne, die er aufnimmt: von seiner Ernährung. Wer durch einen dichten Tannenwald geht dort wo Bäume in Massen auftreten, in Baumgroßstädten , der kann beobachten, wie die meisten Baumkrüppel und Leichen nicht von äußeren Anlässen, von Blitz, Nonne oder Borkenkäfer zerkränkt sind, sondern von den Ernährungs- und Wohnungsverhältnissen, von zu dichtem Bestand. Ein Baum, der nicht genug Luft, Licht, Sonne und Erde hat, verkrüppelt, setzt Moos und Schwamm an und stirbt ab. Die Axt des Waldhegers ins Menschliche übersetzt ist die Wohnungshygiene, die Siedlungsförderung, die rechte Ernährung! Hier sind die Grundlagen der Erhaltung der Gesundheit des einzelnen wie auch des Volkes! Doch auch die Heilung von Krankheiten kann nicht mit spezialistischen Teilhilfen, sondern nur mit Erfassung des ganzen Menschen geschehen!
Professor Bier, Berlin, hat in einer längeren Abhandlung: Gedanken eines Arztes über die Medizin der Wissenschaft ein ernstes und kräftiges Wörtlein zugerufen: Wir wollen Einkehr halten und uns fragen: Haben wir nicht dieses einfache naive Schauen und Denken, das den Hippokrates und andere hervorragende Ärzte früherer Zeitalter auszeichnete, verloren, und führt dies nicht doch noch in großen Grundfragen, welche Schlichtheit, Sammlung und tiefe philosophische Durcharbeitung verlangen, weiter als noch so fein ausgeklügelte technische Hilfsmittel und die Ansammlung eines ungeheuren, ungeordneten und nicht mehr übersehbaren Wissenswustes? (Münchner Medizinische Wochenschrift 1926, Nr. 14.)
Die Kräfte der Natur, die unsere Gesundheit erhalten, sind auch die Kräfte, die unsere Krankheiten heilen!
Unsere Heilkunst steht heute, genau wie alle anderen menschlichen Einrichtungen und Errungenschaften, an einem entscheidenden Wendepunkt. Gehst du durch die Straße einer Großstadt, so findest du neben Warenhäusern und Palästen der Autoindustrie, darin du vom Schraubenschlüssel bis zur Kurbelwelle jedes Teilchen kaufen kannst, auch sogenannte Arzthäuser. Du siehst an einer Fassade vier bis fünf Arzttafeln übereinander, und jeder behandelt ein anderes Organ. Leidest du an Magensäure und Darmbeschwerden, so wohnt im Parterre der zuständige Spezialist, schmerzt dich dagegen dein Herz und hast du Atembeklemmung, so steigst du eine Treppe höher zu dem Facharzt für innere Krankheiten; läuft aber dein Ohr, so musst du noch ein Stockwerk hinauf, drückt deine Blase, so musst du weitersteigen zu dem Spezialisten für Harn- und Blasenleiden. Jeder der Ärzte hat ein mustergültig ausgestattetes Ordinationszimmer mit blinkenden Instrumentenschränken, Röntgenröhren, Diathermieapparaten, Quarzlampen und elektrischen Schalttafeln, wie du es wünschest und erwartest; jeder behandelt dich genau auf das Organ, für das er Facharzt ist, und wegen dessen du ja zu ihm kommst. Sobald das eine Organ, etwa das eiternde Mittelohr, geheilt ist, bist du entlassen und wendest dich sinngemäß eine Treppe weiter wegen Kieferhöhleneiterung an den Zahnarzt oder wegen Furunkulose an den Hautspezialisten. (Oder wie Bier es ausdrückt: Vor jedem Loche des menschlichen Körpers lauert ein Spezialist, der sich von dem übrigen, dem ganzen Menschen, mehr und mehr entfremdet und schließlich nur noch Techniker, vielleicht sogar ein Meister der Technik, aber kein Arzt mehr ist. Münchner Medizinische Wochenschrift 1926, Nr. 33, S. 1362.)
Das ist die eine Methode! Man braucht hier keine Veränderungen in seiner gewohnten Lebensweise. Es wird dir weder das Rauchen, noch das Trinken, noch das Fleisch verboten. Du glaubst, du wirfst den Groschen in den Automaten und erhältst das Gewünschte! Du gehst in das Arzthaus und kaufst dir für 10 Mark Gesundheit!
Du selbst, Kranker, willst es ja so!
Doch es gibt noch eine andere Weise, und diese bricht sich wie auch das Buch Ellis Barkers zeigt mit Macht in den Kreisen der natursinnigen Kranken und Ärzte Bahn. Beginnt etwa dein Kopf hinter dem Ohr leicht zu schmerzen, so wartest du, wenn du unser Buch aufmerksam gelesen hast, nicht erst bis Fieber eintritt, bis das Ohr hämmert und eine Mittelohreiterung im schönsten Gange ist, so rennst du nicht erst nach vier Tagen zum Arzt und bist dann fassungslos, wenn man dir sagt, dass Eiter hinter dem Ohr sitze, und dass der Warzenfortsatz deines Schädels aufgemeißelt werden müsse nein, gleich am ersten Tag legst du einen ableitenden Lehmwickel um den Hals, machst ein kaltes Reibesitzbad, ein Wechselfußbad und sorgst mit Rohkost, Obst und Einläufen für Ableitung durch den Darm. Abends von 5 bis 8, zur Zeit des Fieberanstiegs, wirkt eine zweistündliche Ganzpackung mit Schwitztee-Zitrone und darauffolgender kühler Essigabwaschung oft Wunder. (In den spätere» Kapiteln über Bäder, Güsse, Packungen, Wickel, Lehmbehandlung und Hyperämie als Selbstheilung kommen wir ausführlich hierauf zurück.)
Auf diese Weise habe ich hundertfach Eiterungen im Mittelohr, in der Kieferhöhle, in den Zahnwurzeln und in den Mandeln gleich im Anfangsstadium zu beschleunigtem Ablauf kommen sehen durch Unterstützung der Selbstabwehr des Körpers, durch unspezifische Behandlung! Denn die Natur ist der eigentliche Arzt, der Arzt selbst kann der Natur nur Beistand leisten!
Doch auch dieser Beistand ist eine rechte Kunst. Lassen trotz deiner ersten eigenen Hilfen die Beschwerden dennoch nicht nach, so gehst du vielleicht zuerst aus Furcht vor dem Messer nicht zu einem Spezialisten, sondern zu einem naturheilkundigen Arzt. Du trittst in sein Sprechzimmer und suchst mit gewohnten
Blicken vergeblich die dicken Röhren, die Quarzlampen und Schaltapparate, alles Dinge, die zugleich Ehrfurcht und Vertrauen erwecken. Statt dessen gewahrst du an den Wänden nur Tafeln mit Pflanzen und Kräutern; in einer Ecke aber steht verheißungsvoll und gemahnend eine lange Wanne handhoch mit Wasser gefüllt, daneben vielleicht eine Kiste Lehm. Anschauungsmaterial.
Du beginnst nun sogleich dem Arzt über deine heftigen Ohrschmerzen zu klagen; doch er fragt dich, wie dein Stuhlgang sei? Seit drei Tagen Verstopfung und auch sonst sehr träg; aber jetzt komme ich wegen des Ohrs, es klopft zum Tollwerden darin. Ob du gut oder schlecht schwitzen könnest, ob du leicht Schnupfen und Halsschmerzen habest? fragt dich der merkwürdige Doktor, statt sich sogleich über dein Ohr herzumachen. Ja, er zieht dich aus bis aufs Hemd deiner Vorfahren; dann beginnt er die örtliche Untersuchung. Ob in deinem besonderen Falle ein Durchstich des Trommelfells nötig, wird er jetzt erst entscheiden. Ich entsinne mich eines Kranken, der 1 ½ Jahre wegen einer Mittelohreiterung in spezialärztlicher Behandlung war. Das Felsenbein war aufgemeißelt und die übliche Fistel hergestellt; doch der Eiter floss nicht recht ab; einmal wurde das Trommelfell durchstochen, das andere Mal von außen die Fistel erweitert; unter steter neuer Eiterung litt der Kranke rasende Schmerzen. Er verlangte auch von mir Morphium, er könne so nicht mehr leben. Als erstes wurde die kräftige Fleisch-, Wein- und Eikost abgesetzt; dafür morgens und abends ein Reibesitzbad, Lehmwickel um den Hals und eine Apfelsinenkur! Sparsame Darreichung eines homöopathischen Mittels. Schon nach drei Tagen ließen die Schmerzen nach und waren nach 14 Tagen verschwunden; sie kehrten, obschon sich die Fistel schloss, nicht wieder. (Mit Absicht ist gerade dieser, dem Spezialarzt zugehörige Fall hier aufgeführt. Bei allen inneren, Stoffwechsel- und Konstitutionskrankheiten, wo das Messer nicht hinkann, versteht sich eine giftlose, naturheilgemäße Behandlung von selbst.)
In neunzig von hundert solcher Fälle werden reine naturgemäße Hilfsmittel: warme Leinsamen-, Kamillen-, Kümmelüberschläge, Lehmwickel, Ableitung durch Darm und Haut, Heiltee, Schwitzpackungen, Bäder und Güsse zur Selbstheilung des Körpers genügen.
Es ist daher ein völlig irriger Standpunkt, wenn jüngst ein Hochschullehrer erklärte: Die Naturheilmethode habe sich der Schulmedizin als Teilgebiet ebenso einzugliedern wie etwa die Teilgebiete der Chirurgie, der Ohrenheilkunde oder Frauenheilkunde. Auch in der Chirurgie verwende man feuchte Packungen, auch in der Frauenheilkunde warme Sitzbäder, auch in der inneren Medizin Fangoschlamm. Aber was verwendet man daneben und hauptsächlich?
Die Naturheilkunde ist keine Auchmedizin, sie ist kein Teilgebiet, das man nebenbei hinzuzieht, etwa Rohkostverordnung und Arseneinspritzung, Lehmwickel und Salizylpräparate. Die Naturheilkunde kennt den Körper nur als Ganzheit, sie kennt nur eine einheitliche Behandlung. Die Naturheilkunde ist kein Dogma, sie ist eine Erfahrungslehre, auf tausendjährige Beobachtung gegründet. Sie unterdrückt nicht das Heilfieber mit Salizylpräparaten, sie treibt es durch Schwitzpackungen heraus; sie schmiert einen Hautausschlag nicht mit Salben zu und vertreibt ihn nach innen, sie bringt ihn durch Blutreinigungstee, Diät-, Herbst- und Frühjahrskuren zu vollem Ausbruch und zur Heilung; sie schneidet die Mandeln diese wichtigen Wächter am Racheneingang nicht heraus, sie behandelt vielmehr mit Sonne-, Lichtluft- und Salzbädern ursächlich die ganze geschwächte lymphatische Konstitution.
Man sieht, hier sind Welten! Verschiedene Anschauungen vom Wesen der Lebens- und Heilvorgänge! Für den Naturarzt gibt es keine Einzelteile des Körpers, sondern stets nur den ganzen Körper. Er wird nie selbstherrlich an dem Körper herumschneiden oder Reaktionen wie Fieber, Hautausschläge, Drüsenschwellungen, Migräne, Asthma, Hämorrhoiden, Beingeschwüre bloß vertreiben oder gar unterdrücken. Ihm gilt der Leitsatz der großen Ärzte und Naturkenner des Altertums auch heute noch als erstes Gebot:
Natura sanat, medicus curat!
Die Natur heilt, der Arzt leistet Beistand!