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Lächeln auf deinen Weg! von Friedrich Wolf
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Preis E-Book:
1.99 €
Veröffentl.:
18.09.2024
ISBN:
978-3-68912-233-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 60 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Familienleben
Familienleben, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Soziales, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
Alltagsstress, Anwalt, Berufliches Scheitern, Entscheidungsdruck, Familienkonflikte, Freundschaft, Gesellschaftsdruck, Hoffnung, Innere Stärke, Innerer Frieden, Kindererziehung, Kriegskameraden, Lebenskrise, Lebensphilosophie, Nervenzusammenbruch, Optimismus, Psychische Gesundheit, Selbstbeherrschung, Verzweiflung, Wohnungsknappheit, Zusammenhalt, Zynismus
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Die erste Folge also war das kleine, sehr kleine Einkommen; die nächste Folge: die viel zu enge Wohnung, dann der Nervenverschleiß, die ständige Geladenheit und schließlich die Prügel, die er eben seinen beiden Jungen von zwei und fünf Jahren verpasst hatte.

Halleluja, nun war er wieder auf dem Punkt.

Aber er konnte das Gesicht des Ältesten nach dieser Exekution nicht vergessen. Der Junge hatte nicht geschrien, obwohl er ihn nach allen Regeln der Kunst verdroschen; er lag nur halb in den Knien, kaum zitternd, mit weißen Wangen, neben einer Kiste im Flur und sah fremd und staunend zu dem wilden Mann empor. Und gerade diesen Jungen liebte er gewaltig. War dieser ganze Dreck von Prozess, Gericht, Beruf, enger Wohnung diese Entflammung von Zorn und Schmerz wert?

Wieder spürt er bis zum Hals den brennenden Schmerz; immer wieder sieht er das kleine forschende Gesicht seines Jungen auf sich gerichtet, dies Knabengesicht, das die Wut des großen Mannes nicht begreift.

Es ist unbegreiflich.

Doch nein … da steckt des Pudels Kern: die Wohnung! Die Wohnung! Sie allein ist an seiner Zermürbung schuld. Muss man um einer Wohnung willen das alles erdulden?

Jetzt, da er plötzlich bis zur Wurzel des Schmerzes vorgestoßen, ist alles klar, unschwer, einfach. Gewiss, man braucht zum Erwerb einer Sechszimmerwohnung etwas mehr Geld, aber man wird sich ruhig verhalten und nicht mehr versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Charity beginns at home! Schon seinen Kindern ist er’s schuldig. Wenn zwanzig Durchschnittsmenschen die Sache bewältigen, weshalb soll es ihm bei seinen Fähigkeiten misslingen. Also, Ruit, in Zaum genommen, die Ellbogen nach vorn! Und vor allem – nun fällt ihm ein, was sein Kriegskamerad und Kollege Kuhlenkamp immer ihm zugeredet –, vor allem: jeder Sache eine positive Seite abgewinnen, so wird dir die Welt von selbst auch positiv antworten. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus. Man muss dem Leben stets die „Jaseite“ zukehren; so spiegelt es diese wider. Das ist das ganze Geheimnis des Erfolgs. Oder wie der Türke sagt: „Güle! Güle!“, eine wundervolle Grußformel, die bedeutet: „Lächeln auf deinen Weg!“

Klar, dass gerade Kuhlenkamp alles gelang: Sein unerschütterliches sieghaftes Lächeln war das Gleitöl im Motorgehäuse des Daseins, jeder musste diesem prächtigen Menschen, der vor Gesundheit, Herzensgüte, innerer Freude und jenem „Güle, güle!“ geradezu strotzte, unbedingt vertrauen. „Lächle, Mensch!“ war Kuhlenkamps ständige Rede – lange bevor das amerikanische Zähneblecken Mode ward und das Herzenslächeln zu erniedrigen begann. „Mache dir eine optimistische Lebensauffassung zu eigen!“ Und der Erfolg gab Kuhlenkamp recht. Er hatte das allerbeste Publikum zu seiner Klientel, er war der Syndikus mehrerer Konzerne, seine kleinsten Sachen waren größere Aufwertungs-und Erbschaftsobjekte, mit einem Wort eine „Praxis aurea“, eine „Goldgrube“. Instinktiv fühlten die Menschen: Hier ist ein Sieger des Lebens! Und wem legt man beruhigter solche Objekte wie Aufwertungs- und Erbschaftssachen in die Hände?

Bis hierher ist Ruit gekommen, als er sich wie ertappt im Zimmer umsieht.

Er ist allein.

Er geht zum Doppelfenster, öffnet einen Flügel, er kann jetzt im spiegelnden Glas sein Gesicht betrachten … ein kantiger Schädel mit Backenknochen und hartem Kinn, harte Muskelrinnen und Falten am Hals, an den Wangen, über der Stirn. Und nun kommt der Versuch, diese Maske aus Trotz, Unglauben und Verachtung umzuformen. Nun kommt das große Experiment, seiner Stimmung und Miene zu jeder Zeit Herr zu werden: Misslingt dir einmal auch alles, tritt dir die Welt schief und scheel entgegen, so deshalb, weil du sie schief und scheel siehst. Also: Kopf hoch, Ruit! Ergreife die Stunde! Dem Glücklichen gehört die Welt!

Mensch, lächle!

Nicht übel.

Wirklich, sein Gesicht sieht jünger aus, die harte Kruste der Falten wird zu einem Fältchengekräusel, die Zähne blitzen, die Lippen straffen sich, und jetzt gluckst es gar aus der Kehle. Fabelhaft! Großartig! Das ist tatsächlich ein Rezept! Wie Pyramidon gegen Kopfschmerz. Er muss über sich selbst lachen, aus vollem Herzen.

Lächeln auf deinen Weg! von Friedrich Wolf: TextAuszug