Home
eBook-Shop (nur Verlagstitel)
Links
Warenkorb
Dann kam jener Tag. Ein Julitag. Ein starkes Gewitter war niedergegangen. Sie trieb mit Wasja die Pferde von der Koppel, um sie zu striegeln. Auf der Veranda des Gutshauses saß bei dem Obersten eine dicke blonde Frau; sie lachte, wie eine fette Henne gluckst. Es war die Frau des deutschen Gutsbesitzers Keller aus dem benachbarten Kolonistendorf. Sie tranken Kaffee und aßen Kuchen. Der Oberst rief jetzt: Wasja, zeige der gnädigen Frau die Rappen! Wasja zog die zwei Traber wieder aus dem Stall und wollte sie kunstgerecht in gestrecktem Lauf vorführen; aber er glitt auf dem Lehm aus, schlug hin, die Pferde rasten im Galopp zurück in den Stall. Idiot! Tölpel!, schrie der Oberst, warf seine Tasse nach Wasja, die englischen Hunde sprangen hinzu. Gascha wischte Wasja den Lehm vom Rock und wollte mit ihm zum Stall. Hiergeblieben!, schrie der Oberst. Da, warten!
Der alte zaristische Offizier hatte sich für seine Diener und Batraken eine besondere Erziehungsmethode ausgedacht Rechts von dem gepflasterten Zugangsweg zur Veranda war eine aufgeweichte Stelle, wohin die Regentraufe des Daches ablief, ein richtiges Schlammloch. Dort ließ der Oberst Bernazkij hin und wieder seine Batraken, die mit Gesuchen kamen, warten, eine halbe Stunde, eine Stunde und mehr. Sie sanken dann langsam in den Lehm, bis zu den Knien, bis zum Bauch. Sie konnten sich ihr Gesuch nochmals in Ruhe überlegen. Die beiden englischen Hunde standen abgerichtet daneben und verschwanden erst auf einen Pfiff ihres Herrn.
So stand auch Wasja jetzt auf dem Wartepunkt. Gascha war trotzig zu ihm getreten; sie waren Mann und Weib, sie gehörten zusammen. Nach dem Gewitterregen gab der lehmige Boden bald nach. Sie sanken ein bis über die Knie, ja bis zu den Schenkeln. Wie zwei eingerammte Pfosten staken die beiden lebenden jungen Menschen in der Erde. Oben auf der Veranda saßen der russische Oberst und die deutsche Gutsbesitzerin, Madame Keller, beim Kaffee. Nach einer halben Stunde kamen sie herunter. Wasja sollte einspannen, nur schwer arbeitete er sich aus dem Schlamm. Gascha stak so tief in der Erde, dass ihr Kopf der Gutsbesitzerin kaum bis zur Hüfte reichte. Wasja zog sie aus dem Lehm. Madame Keller meinte zu dem Obersten mit einem Lächeln: Das ist sie? Ganz nett, bloß etwas schmutzig. Gascha wurde blutrot vor Scham.