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Es gibt Hunde, die sind kaum Hunde; sie sind wie die Hauskatzen und Portiers; sie verlassen freiwillig nicht den Bereich ihres Wohnraums, höchstens dass sie einmal kläffend auf die Straße springen, wenn der Briefträger oder der Herr draußen über dem Pflaster sich nähert.
Es gibt ferner gut dressierte Hunde Wolfshunde, baumstarke Dobermanns und Doggen die mit einem einzigen Ansprung einen Mann umwerfen können und die ohne einen Blick zur Seite lautlos bei Fuß hinter ihrem Besitzer hergehen.
Schließlich gibt es Foxe, Rehpinscher, Spitze und Promenadenmischungen, die zwar in einem Durchmesser von zwanzig Metern ihr Herrchen umkreisen, keinen Eckstein und Laternenpfahl auslassen, einen alten Mann, der einen Stock trägt, ebenso anbellen wie jeden Kinderwagen, die dann aber prinzipienlos bei einer drohenden Geste des Menschen flüchten.
Zu diesen Hunden gehört Bummi natürlich nicht. Wir entsinnen uns, Bummi ist ein grau-weißer, drahthaariger Schnauzer mit einer angedeuteten braunroten Gesichtsmaske. Er ist empfindsam wie ein Mädchen im Frühling und hart wie ein Steinklopfer. Er ist verträumt wie ein Dichter und kühn und kaltblütig wie ein Räuber wenn es gilt, die Freiheit zu erlangen. Unter Freiheit aber versteht Bummi: die nahrhafte Küche und sein weiches Körbchen zu vertauschen mit der Unsicherheit der Straße, den kalten Winden am See und dem Wald, wo die Wurstpellen nicht an den Ästen hängen, das heißt: die gewohnte bequeme Umgebung mit einem viel raueren und oft völlig unbekannten Dasein.
Wie gesagt, Bummi liebt die Freiheit über alles. Er ist ein Naturkind geblieben, so viele seiner Vorfahren auch ihre schnauzbärtigen Köpfchen auf die Schlummerrollen und Fußkissen alter Professoren und Kanzleiräte gelegt haben mögen. Vielleicht ist Bummi eine Ausnahme unter den heutigen drahthaarigen Schnauzern, ein Rückfall in die Wildnis. Jedenfalls hungert und friert er gern drei Tage, wenn er sich bloß draußen in Freiheit herumtreiben kann. Er nimmt es sogar auf sich, seinen Herrn besser gesagt, seinen Freund, an dem er mit heißer Liebe hängt; es handelt sich um den Schauspieler Peter Pons mehrmals im Monat durch seine Abwesenheit zu betrüben und sich selbst schweren Gewissensbissen auszusetzen. Indessen, wenn Bummi seinen Freiheitstrieb drei bis vier Tage lang befriedigt hat, dann taucht gleichsam nach lang genossenem grellem Sonnenschein wie der sanfte Mond das Gesicht seines menschlichen Freundes, des Schauspielers Pons, an seinem Hundehorizont wieder auf; dann erscheint am späten Abend auch Bummi, der Ausreißer, wieder am häuslichen Horizont, auf der rechten Hinterpfote hinkend denn Bummi ist selbst ein großer Schauspieler ferner hustend und niesend, jedoch echt verschmutzt bis hinter die Ohren, oft auch mit neuen blutverkrusteten, ehrenvollen Narben versehen und pudelnass, ein Bild des Jammers und des Heldentums zugleich.
Und wenn sein Freund, der Schauspieler Pons, ihn jetzt mit furchtbarer Stimme fragt: Wo warst du wieder, du scheckiges Scheusal, du gestreifter Teufel?, dann setzt sich Bummi auf sein Hinterteil, streckt was er sonst für eine ganze Leberwurst nicht tut seine leicht eingewinkelte Pfote in die Höhe und blinzelt seinen Freund an, als wolle er sagen: Na, lass schon gut sein, Peter, gib mir deine Pfote, wir sind doch Freunde!