Specials
Firmenlogo
Verlag für E-Books (und Bücher), Handwerks- und Berufszeichen
Sie sind hier: Die Nacht von Béthineville von Friedrich Wolf: TextAuszug
Die Nacht von Béthineville von Friedrich Wolf
Format:

Klicken Sie auf das gewünschte Format, um den Titel in den Warenkorb zu legen.

Preis E-Book:
1.99 €
Veröffentl.:
01.08.2024
ISBN:
978-3-68912-048-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 65 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Rechtlich, Belletristik/Politik, Belletristik/Geschichten vom Meer
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Soziales, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Historischer Roman, Kriegsromane
Auszeichnungen, Eisernes Kreuz, Erster Weltkrieg, Flucht, Frieden, Heimkehr, Hoffnung, Kameradschaft, Kriegstrauma, Kriegstrauung, Liebe, Menschlichkeit, Mut, Offiziere, Pflichtbewusstsein, Rettung, Schlachten, Schützengräben, Sehnsucht, Soldatenleben, Überleben, Verrat
Zahlungspflichtig bestellen

Der Vizefeldwebel war einen Tag vor dem Ausrücken ins Feld mit noch einundzwanzig jungen Kameraden zusammen vor einer Gewehrpyramide kriegsgetraut worden. Der Oberleutnant stellte nun während der nächtlichen Sitzungen mit Vorliebe „wissenschaftliche Fragen“ über jene Jungfernnacht und „Schnellehe“ an Vize-Rudolf; er freute sich, wenn der Junge errötete und dennoch – gleichsam in strammer Haltung – wahrheitsgemäß antworten musste. Der Oberleutnant war für den Vize die verkörperte Befehlsgewalt, und der Vize war der verlängerte Arm des Oberleutnants. Verlangte die Division wieder einmal Gefangene, so wusste der Oberleutnant, er konnte sich auf den Vize verlassen.

Nur einmal entstand eine seltsame Verwirrung. Ein deutscher Flieger war – von den feindlichen Flaks getroffen – zwischen den Linien abgestürzt. Der Apparat war zertrümmert, aber der Flieger lebte und schrie um Hilfe. Offenbar lag er eingeklemmt zwischen dem Gestänge und litt grässliche Schmerzen. Herschel und Rudolf beobachteten ihn durch eine Schießscharte des Grabens. Der Vize fragte: „Gestatten Herr Oberleutnant, dass ich ihn mit der Drahtschere herausschneide.“

„Bei Tag?“

„Abends ist er verblutet.“

Der Oberleutnant gestattete.

Rudolf kroch durch die Sappe unter mäßigem Feuer über das Trichtergelände bis zum Flugzeug. Das Schießen stoppte. War es Neugier oder Achtung der Franzosen vor dem mutigen Kerl da vorn? Die Sache glückte. Der verwundete Flieger wurde gerettet. Der Oberleutnant gab seinen Vize zum Eisernen Kreuz I. Klasse ein, wobei er nicht zu betonen vergaß, dass der Kompanieführer den Feldwebel zu dieser Tat beauftragt hatte. Rudolf erhielt fünf Tage darauf die höchste Auszeichnung. Herschel ging leer aus. Seither konnte der Oberleutnant seinen Vize nie ansehn, ohne dass ihn das silberne Kreuz unter dessen Herzspitze erbitterte.

 

Die Nacht von Béthineville von Friedrich Wolf: TextAuszug