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1926
Acht Tage lang war man beim Bürsten und Bügeln,
Denn unser Hindenburg, der ist da!
Man exerzierte mit Schießbudenprügeln
Und halbverlerntem Kaiserhurra.
Er naht. Es beben die Schützenvereine,
Mit Schießscheibenhonig im Vorkriegsgehirn.
Es klappern die Veteranengebeine
Vor der ehernen Generalfeldwebelstirn.
Ein Präsentiergriff mit Vogelflinten.
Da rasselt die ganze Biermarkenpracht.
Im selben Moment werden weiter hinten
Zylinderhüte in Stellung gebracht.
Er redet drei Worte, schwer und graniten,
Vom glorreichen Einst und glorarmen Jetzt.
Vom Rhein und vom festen Zusammenkitten.
Dem Schießkommandeur ist der Atem versetzt.
Der hatte sich innerlich festlich gesammelt,
Doch leider fiel ihm der Anfang nicht ein.
Und eh er ein Wort des Dankes gestammelt,
Ist Exzellenz schon beim nächsten Verein.
Rasch wird noch einmal mit einem knalligen
Geräusch mit den Sonntagshacken geklappt.
Ein Schauer geht durch die Schießmedaillen.
Man hat eine große Minute gehabt!
1926
Nachdem das Republiksymbol
Von Luther feierlich verhunzt ward,
Da lieferte des Reiches Kunstwart
Schwarz-weiß-rot-goldnen Sauerkohl.
Und massenweis entwarfen die
Geprüften Kunstgewerbeschuster
Heraldische Tapetenmuster
Für Republik und Monarchie.
Was da im deutschen Winde weht,
Verrührte man zur Einheitsfahne;
Man tunkte ein E.K. in Sahne
Und hat es mittendraufgenäht.
So tat man allen Seiten wohl:
Halbiert, geschrägt, gesäumt, mit, ohne
E.K. und Gösch und Aar und Krone,
Ein gutdurchmanschtes Staatssymbol.
Wir haben wieder was vollbracht,
Ein Glanzstück deutscher Problematik,
Gesinnungsmus in Fahnenbatik!
Wenn da die ganze Welt nicht lacht!
1926
Es sprach im überfüllten Saal
Der Jungdo-Ordensgeneral
Mahraun*.
Er brüllte: Völkisch ist ein Mist!
Im Herzen bin ich Kommunist!
Der Clown!
So rettet sich vorm Haftbefehle
Die brave Seele.
Er sprach in teutschem Überschwang
Ein Manuskript, zehn Seiten lang.
Ca va!
Man sagte ihm verschiednes nach,
So er mit Sauerwein** besprach.
Aha!
Er wollte ihn privatim schmieden,
Den Völkerfrieden.
Es ist bekannt von alters her:
Wer nicht mehr kann, der kann nicht mehr.
Man sieht:
Die alte Plattform wird zu klein;
Mein Vaterland muss größer sein!
Das zieht!
Und kann man Frankreich nicht besiegen,
Muss man sich fügen.
Und außerdem und überdies:
Es gibt noch Männer in Paris
Mit Geist!
Was heißt hier Erbfeind, was Semit?
Ein Deutscher ist Kosmopolit,
Das heißt,
Dass man sich auch durch Kompromisse
Befruchten müsse.
Als nun geendet Herr Mahraun,
Begann man, solches zu verdaun
Und schwur:
Wir folgen unserm General
Und werden international
Und nur!
Die vierte Internationale
Erscholl im Saale.
Man gab sich einen mächt'gen Schubs.
Was brauchen wir noch Friedensklubs?
Tableau!
Es ist kein Grund, sich zu verhaun.
Locarnopakte schlägt Mahraun
K.o.
Und Sauerwein, in puncti puncto,
Singt: Vive le Jungdo!
* Der Führer des Jungdeutschen Ordens (Jungdo) Mahraun einer der zahlreichen geschäftigen und geschäftstüchtigen demokratischen Politiker der Weimarer Republik.
** Sauerwein außenpolitischer Chefredakteur des Matin, oft Sprachrohr der französischen Regierungspolitik.