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»Hallo«, sagt der Junge, und das Mädchen erschrickt. Der Pinsel bleibt zu lange auf dem eingefeuchteten Papier, und die grüne Farbe läuft dick aus.
»Das ist gemein«, sagt sie und möchte das Bild bedecken. Aber das ist nicht möglich. Er sieht ihr über die Schulter und auf das Blatt auf den Bohlen der Brücke.
»Gut«, sagt der Junge, »nur, es stimmt nicht! Warum lässt du das Haus weg und unseren Teich?«
Das Mädchen legt den Pinsel in den Wassernapf und steht auf. »Nun ist es verdorben!« Sie ärgert sich, dass sie nicht gemerkt hat, wie der Junge über die Brücke gekommen ist. Er sollte sie sehen, aber überraschen sollte er sie nicht. Die Laufschuhe an seinen nackten, glatten Beinen sind nass und haben Sohlen aus Gummi. Er muss weiter unten über den Bach gegangen sein.
»Ehrlich«, sagt er, »finde ich gut, dein Bild! Könnte ich nie! Warum machst du das?«
»Weils mir Spaß macht!«
»Komisch«, er blickt zum Haus hinüber, »gestern hat so ein Typ unsere Hütte und den Teich fotografiert. Heute malst du ein Bild hier. Und den Teich lässt du weg und das Haus auch. Verstehe ich nicht!«
»Ohne Haus ist es schöner!«
»Genau das hat der auch gesagt!«
»Und du?«, fragt Ulla.
»Was und du?« Der Junge kneift die Augen zusammen. Die Sonne steht hinter dem Mädchen. Ihre Haare sind kraus an der Stirn und auch über den Ohren. Sie schimmern rötlich und sind doch dunkel. Sie hat einen schönen Hals, denkt der Junge. Da pulsiert eine kleine Ader. Die Haut darüber ist goldbraun und zart.
»Du musst es ja schön finden«, sagt sie, »ist ja euer Haus!«
Er hebt die Schultern und zieht eine Falte über die Nasenwurzel. »Du hast Fragen! Nie darüber nachgedacht! Was soll das?«
»Ach, nur so!« Sie kauert sich wieder auf die Bohlen. »Das kriege ich nie weg. Das Bild ist hin. Nur weil du mich erschreckt hast!«
»Das wollte ich nicht!« Er beugt sich über das Blatt. »Mach doch Gebüsch draus, Erlen, wie sie da weiter oben stehen, bisschen dunkler!«
Sie nimmt den Pinsel wieder aus der Schale. Ihre Augen sind nicht mehr so unfreundlich. »Na, vielleicht«, sagt sie.
Das feuchte Blatt mit Farben liegt zwischen ihnen, und der Junge wundert sich, wie das Mädchen mit diesen einfachen Farben aus dem Schultuschkasten die Landschaft auf das Papier bringt. Die Bäume, der Bach und die Steine darin sind nur in Umrissen angedeutet. Alles schwimmt farbig ineinander, bis zum Wald, der in die Ferne hinein heller und blauer wird, bis zum Himmel darüber mit seinem Licht und zwei Wolken, die nichts anderes sind als das weiße Papier, ohne Farbe.
»Wie du das kannst!«
»Ach, das ist nichts!« Sie wirft die Haare nach hinten. »Das kann jeder!«
»Vielleicht«, sagt der Junge zögernd, »vielleicht ist dein Bild ohne unser Haus schöner.«
Das Mädchen mischt sich ein dunkleres Grün, gibt einen kleinen Tupfer Blau dazu, wäscht den Pinsel aus, reibt ihn an einem kleinen weißen Lappen trocken und tupft ihn in die Farbe. Drei Striche geben dem ausgelaufenen Fleck einen Halt. Wieder wäscht sie den Pinsel aus. Er fährt nur mit Wasser über die Stelle. Aus dem Fleck wird ein Erlengebüsch. »Meinst du«, fragt sie. »Dann müsste aber das Tal ohne euer Haus auch schöner sein! Oder?«
Die kennen sich doch, denkt der Junge. »Du, der Typ, der gestern hier fotografiert hat, der war an unserer Stelle, da unten!«
Wieso unsere? denkt das Mädchen einen Augenblick. »Weiß ich«, sagt sie. »Er hat die jungen Wasseramseln beringt!«