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Vorsichtig und mit vorgestreckten Beinen rutscht der Wildhüter auf dem Hosenboden von Felsstück zu Felsstück am Steilhang hinunter. Corinna rutscht ihm nach. Dann schiebt sich der Vater bäuchlings über eine große, schräge Steintafel. Er winkt Corinna zu sich heran.
»Da, sieh mal«, flüstert er.
»Oh!« Mehr kann Corinna nicht herausbringen. Im Gras, auf einer steilen Felskanzel, liegen fünf junge Steinböcke.
»Xaver, Bernhard, Hans und Toni», murmelt der Wildhüter. »Und der da in der Mitte, der mit dem Kullerbauch, das ist Fridolin!« Corinna kann nicht anders, sie muss leise lachen. »Wie der seinen Bauch reckt! Und wie er dem anderen noch den Rücken schubbert! Du, dem gefällt das«, wispert sie.
Der Vater kneift ein Auge zu. Jetzt sieht er sehr vergnügt aus. »Das sind alles Böcke«, flüstert er Corinna ins Ohr. »Die Geißen sind jetzt mit ihren Kindern weiter oben am Berg. Da haben sie mehr Ruhe. Die jungen Böcke machen immer so viel Unsinn!«
»Welchen Unsinn«, flüstert Corinna zurück. Da springt Fridolin auf, stakst an die Felskante und stupst Toni mit seinen kurzen, spitzen Hörnern ins Fell. Er will sich mit ihm knuffen. Aber der Toni mag nicht raufen, und die anderen Jungböcke mögen es wohl auch nicht. Der größere Bernhard steht auf und verschwindet hinter der Felsnase. Odilo geht zur Seite und kratzt sich die gelbe Winterwolle mit der Hornspitze vom Rücken.
Der Wildhüter nickt Corinna zu, und sie kriechen behutsam um die Steinplatte herum. »Halt«, flüstert Corinna. Ihr Mund ist offen vor Staunen. Vor ihnen liegt ein mächtiger Steinbock mit riesigen Hörnern! Vor ihm steht Bernhard, hat die Hörner gesenkt und starrt ihn aus seinen honiggelben, geschlitzten Augen an. Seine Muskeln sind gespannt, seine Rückenhaare gesträubt.
»Ist das der Alte?« Fast unhörbar haucht Corinna ihre Frage.
Der Vater nickt.
Der Alte liegt ruhig da. Er kaut langsam und bedächtig. Bernhard tritt zurück, senkt erneut die Hörner und stößt plötzlich vor. Da hebt sich der Alte mit leisem Knurren. Seine mächtigen Hörner schlagen pendelnd aus, und Bernhard muss blitzschnell zurückspringen. Der Alte trabt ihm auf der Felskante nach.
»Er lahmt wirklich, Papa! Aber nur ganz wenig!«
Breit und deutlich zieht der Alte die Kante entlang. Hinter ihm steht blau die jenseitige Bergwand. Unter ihm ist die tiefe Schlucht. Und hinter den Felsen, in die Schlucht hinab, verschwindet der Alte.
Jetzt erst sieht Corinna, dass der Vater das Gewehr im Anschlag hat.