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Ein paar Tage, nachdem der Bockbauer-Knecht der Häätz-Liebe Bescheid gesagt hat, findet sich Stülpner auf dem Bock-Gut ein. Der Bauer bezeichnet ihm das geschädigte Feld und den vermeintlichen Standort der Sauenrotte, die Bäuerin setzt ihm Butter und Brot mit Schinken und Käse und eine Kanne Bier vor. Stülpner, wie immer von gesegnetem Appetit, ist dabei, sich's schmecken zu lassen, als die Bäuerin des Nachbargutes hereinkommt und berichtet, über die Rote Pfütze oben sei ein Trupp von Forstbeamten und »Mehlsäcken« (wie die Angehörigen des Prinz Maximilianischen Regiments wegen ihrer weißen Uniformen im Volksmund heißen) ins Dorf eingedrungen und habe angefangen, die Höfe und Häuser nach dem Stülpner Karl und seiner Bande zu durchsuchen. Der Stülpner sei selber draußen an der Heinzebank von einem Späher gesehen worden, wie er die Richtung auf Olbersdorf genommen habe.
Stülpner erinnert sich, dass ihm in der Tat ein Kerl nicht recht koscher vorgekommen ist, als er auf einen Faustpinsel in der Heinzebank saß, bevor er sich auf den Weg ins Dorf gemacht hat. Sogleich denkt er an seine beiden Jagdgenossen aus Drebach drüben, die er auf den Abend für die Schwarzkitteljagd aufs Bock-Gut bestellt hat. Die Behörden sind den beiden noch nicht auf die Schliche gekommen, und das muss auch so bleiben. Sie leben unbescholten als Häusler und Tagelöhner und als gute Familienväter. Sie wildern gelegentlich mit Stülpner, weil sie Lust dazu haben und um ihren geringen Tagelohn aufzubessern. Sie sind gute Jäger und zuverlässige Kameraden. Und sie verlassen sich auf Stülpner. Sie sind immer zur Stelle, wenn in der Gegend ein Auftrag zu erledigen ist. Sie müssen vor dem Suchkommando gewarnt werden, sonst laufen sie ihm in die Hände. Stülpner lässt den Knecht rufen und gibt ihm den Auftrag, seine beiden Genossen im Büschel hinter der Grünauer Mühle unten, wo die beiden, von Drebach über Hopfgarten und Grünau kommend, eintreffen werden, abzupassen und ihnen auszurichten, sie sollten in der Mühle abwarten, bis sie Nachricht bekämen, dass die Grünröcke und Mehlsäcke wieder abgezogen wären. Der Müller sei ein zuverlässiger Freund von ihm. Stülpner vermutet aber, dass das Kommando gar nicht bis nach Grünau kommen, sondern sich von Großolbersdorf aus nach Scharfenstein begeben werde, wo es ihn zu finden hoffen werde. Damit der Knecht die beiden Genossen Stülpners nicht verwechseln kann, sagt Stülpner ihm die Decknamen der beiden und gibt ihm eine genaue Personenbeschreibung.
Nachdem der Knecht losgegangen ist, lässt Stülpner sich das Essen schmecken, als ob er die Nachricht von dem Suchkommando vergessen habe. Den Bauersleuten wird angst und bange. Stülpner ist für vogelfrei erklärt, und wer ihn beherbergt, macht sich strafbar.
Doch je größer die Angst der Gastgeber wird, um so besser schmeckt es dem Gast. Er erkundigt sich danach, ob sie den Schinken, den sie ihm da vorgesetzt haben, in der eigenen Räucherkammer hängen hatten. Sie bejahen, und Stülpner will wissen, welches Holz und welche Kräuter sie in den Rauchfang gegeben haben, um diesen herrlichen Geschmack zu erzeugen. Ob man nicht einen ordentlichen Schnaps im Hause habe, fragt er, dann sei an dem Schinken aber auch beim allerbesten Willen nicht mehr das Allergeringste auszusetzen.
Der Bauer bringt eilig eine Flasche Schnaps herzu und bittet Stülpner, sie in seine Jagdtasche zu stecken und sich eilig aus dem Staub zu machen, die Häscher müssten doch alle Augenblicke eintreffen. Stülpner nimmt zwar die Flasche, er steckt sie auch in seine Jagdtasche. Doch er denkt nicht daran, sich aus dem Staub zu machen, obwohl die Häscher in der Tat schon eingetroffen sind.
»Die Mehlsäcke sind da!«, ruft die Bäuerin und blickt aus dem Fenster. »Drüben an der Kirche stehen sie und zeigen auf die Teichgüter herüber!«
Stülpner ist aufgestanden, schaut hinüber und nickt vor sich hin.
»Lauf zur Hintertür hinaus!«, sagt der Bauer. »Dann den Feldweg entlang! Hinter den Sträuchern sehn sie dich nicht!«
»Ich hör nicht gern auf zu essen, wenn mirs gerade so richtig schmeckt«, sagt Stülpner. Und anstatt durch die Hintertür zu entfliehen, steigt er die Treppe hinauf und lässt sich in der Räucherkammer einschließen. Während unten seine Verfolger den Hof und das Haus in Augenschein nehmen, setzt der Gesuchte oben seine Mahlzeit in aller Seelenruhe fort.
Stülpner hat recht gehabt mit seiner Vermutung, das Kommando entferne sich alsbald in Richtung Scharfenstein. Endlich gesättigt und bestens aufgelegt, erwartet er seine Drebacher Jagdgenossen. Inzwischen lässt er die beiden Saupacker, die er bei einem Häusler im Oberdorf in Kost stehen hat, holen. Am Abend geht es bestens gerüstet auf die Sauhatz in den Holzbachgrund.
Ein hauendes und ein grobes Schwein, zwei alte Bachen und einen Überläuferkeiler strecken Stülpner und Gesellen nieder. Schnell ist das Wild abgeschwartet, zerlegt und in Säcken verpackt in einem Dickicht dicht am Fahrweg versteckt.
Geschickte und geübte Hände sind am Werk. Der Rest der Rotte wird sich hüten, den Feldern des Bock-Bauern jemals wieder zu nahe zu kommen.
Kaum haben die Häscher das Dorf verlassen, geht es wie ein Lauffeuer durch den Ort: Der Stülpner Karl hat sich beim Bock-Bauer in der Räucherkammer versteckt, während die »Mehlsäcke« den Hof nach ihm durchsuchten!