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Die Flasche unter den Arm geklemmt, tätschelte er den Kopf des jungen Mutterschafes und dachte daran, wie zufrieden sein Vater über den Handel sein würde. Als er die Flasche jedoch in der Hand hielt, um sie im Ranzen zu verstauen, konnte er der Verlockung nicht widerstehen, ein paar kräftige Schlucke daraus zu nehmen, was seine Kopfschmerzen wie durch ein Wunder verscheuchte, seine Laune besserte, ihn aber auch leichtfertiger stimmte, ihn sogar an eine schöne Braut denken ließ. Es begegnete ihm jedoch keine Braut, kein sanftes Täubchen, wie es der Vater so gerne gesehen hätte, sondern ein durchtriebener Spitzbube, der ihm im Handumdrehen das junge Mutterschaf für eine lächerliche Spieldose abschwatzte.
Im Glauben, das Glück habe ihm in seiner blinden Einfalt mit der Zauberschachtel das große Los zugespielt, verließ Ismael in einer Art Freudenrausch den Basar. Doch je mehr er unterwegs ausnüchterte, desto mehr wurde ihm bewusst, was er getan hatte, und dass er betrogen worden war. Ich Pechvogel, klagte er, ich komme ohne Schaf nach Hause! Was wird mein Vater sagen? Wie wird er sich grämen!
Allmählich setzte ihm auch die Hitze zu, die sengend über der Steppe lag. Er hielt Ausschau nach einem kühlen Rastplatz, sah in der Ferne ein paar Akazienbüsche, und steuerte beschleunigten Schrittes darauf zu. Doch auch im Schatten wollte Zufriedenheit nicht aufkommen. Er bereute bitter, das Schaf so fahrlässig weggegeben zu haben, wusste nicht, wie er seinem Vater den sinnlosen Handel erklären sollte und war kreuzunglücklich. Er zog das Spieldöschen aus der Hosentasche, setzte es in Gang, doch das Lied, das daraus hervorsprudelte, hatte angesichts seines Kummers allen Zauber eingebüßt. Es quälten ihn Schuld, Reue, Verzweiflung, er seufzte zum Steinerweichen und fragte sich, wie ihm das passieren konnte. Doch es war nun einmal nicht zu ändern, und so zuckte er ergeben die Achseln und meinte: Je nun, Gott ist zwar groß, aber auch der Teufel ist ein Meister, das hat sich wieder einmal erwiesen. Er wollte weitergehen. Doch während er noch mit Gott und dem Teufel haderte, hörte er plötzlich ein Grunzen neben sich und sah, wie ein Schwein, es mochte vom Basar entlaufen oder unterwegs dorthin von irgendeinem Wagen gesprungen sein, ohne dass der Fuhrmann es wahrgenommen hatte, jedenfalls steckte es den Kopf aus dem hohen Unkrautdickicht und sah Ismael mit blauen, gelbbewimperten Augen lustig an. Ihm kam es jedenfalls so vor. Eben noch höchst kummervoll und niedergeschlagen, rief er fröhlich aus: Ja, willkommen! Willkommen du munteres Ding!" Und still für sich fügte er hinzu: Dich hat ein Engel geschickt. Du gehörst mir, ich Glückspilz! Ismael griff nach der Kalebasse, goss ein wenig Wasser in die hohle Hand, und das Schwein, das anscheinend sehr durstig war, kam heran und schlürfte es in einem Zug in sich hinein. Als Ismael es aber am Ohr packte, um es wegzuführen, riss es sich los und lief in ein nahegelegenes Maisfeld. Ach leider, doch kein Glückspilz, leider nur ein kümmerlicher Pechvogel, dachte Ismael, stöhnte dabei und machte sich auf den Weg, denn er hatte keine Aussicht, das Schwein in dem ausgedehnten Maisfeld zu fangen.