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Der Weihnachtshase im Pfeffer. Ersatz für eine Weihnachtsgeschichte von Adam Scharrer
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Preis E-Book:
0.99 €
Veröffentl.:
07.05.2025
ISBN:
978-3-68912-491-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 61 Seiten
Kategorien:
Weihnachtsgeschichte, Nachkriegszeit, Flüchtling, Obdachlosigkeit, Satire, Gesellschaftskritik, Erinnerung, Zeitzeugnis, Antibürgerlich, Ironie, Asyl, Bückling, Zweiter Weltkrieg, Usbekistan, Hoffnung, Überleben, Ehrlichkeit, Menschlichkeit, Schwarzbrot
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Glaubt mir, Freunde, ich weiß sehr wohl, dass mancher von euch die Nase rümpft über soviel moralische Verkommenheit, ich jedoch möchte dieses Erlebnis nicht aus meinen Weihnachtserinnerungen streichen, und ich will euch sagen, warum. Eine Stunde vor diesem Sündenfall noch hatte ich diese Welt mitsamt ihrer gnadenbringenden Weihnachtszeit zähneklappernd verflucht. Über ein halbes Jahr war ich bereits auf der Suche nach Arbeit und den dadurch gesicherten warmen Platz, den man doch jedem Hund gönnt. In meiner Verzweiflung hatte ich bereits beschlossen, mich von meinem armseligen Leben loszusagen, und hätte es sicher auch getan, wenn dies so einfach gewesen wäre wie der Beschluss. Die praktische Seite stellt sich jedoch als ekelhafte und umständliche Geschichte dar, ganz gleich, ob man mit dem Erhängen beginnen will oder mit Ersaufen, und deswegen hatte ich beschlossen, es dem Frost zu überlassen, mich ins Jenseits zu befördern, und zu diesem Zweck hatte ich mich in einer Feldscheune gewissermaßen zur ewigen Ruhe niedergelegt. Der Frost hatte mich jedoch so unbarmherzig gepeinigt, dass ich nicht zum Sterben gekommen und wieder aufgesprungen war, und nun war ich ausgesöhnt, und wer von euch nun, liebe Freunde, immer noch die Nase über meine Niedertracht rümpft, den kann ich mit der Fortsetzung dieser Geschichte vielleicht beruhigen.

Man hatte an diesem Heiligen Abend auch uns Asylisten nicht vergessen. Einige Äpfel und versilberte Nüsse bekamen wir, und jeder drei große Bücklinge. Sie sahen nicht sehr frisch aus und rochen auch nicht sehr frisch, aber auch ich hätte sie mir vielleicht einverleibt, wenn ich nicht vorsichtshalber etwas mehr Wäsche von der Leine genommen hätte, als ich selbst benötigte. Dann wäre mir womöglich auch diese Weihnachtsgeschichte erspart geblieben, denn drei Asylisten starben während der Feiertage an Vergiftung. Der Inhaber des Räucherwarengeschäftes, der sich zu dieser hochherzigen Spende entschlossen, hatte sie nicht mehr verkaufen können, die faulen Fische, wollte sie aber auch nicht wegwerfen, wollte daher den Ärmsten der Armen zum Fest der Liebe ein wenig Freude bereiten.

Der Weihnachtshase im Pfeffer. Ersatz für eine Weihnachtsgeschichte von Adam Scharrer: TextAuszug