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Dem Hof nachzutrauern hatte also wohl keinen Zweck mehr, Barbareck kam jedoch nicht davon los. Er war nun einem Holzfällerkommando zugeteilt, und er schlief mit einem Trupp anderer Heimkehrer in einer nicht mehr verwendbaren Garage, die diese Heimkehrer sich notdürftig zum Quartier ausgebaut hatten, und es war ein gewaltiger Sturz von dem Es war einmal bis zu diesem Holzfällerquartier. Dort hatte jeder seinen Schlafplatz und über der Lagerstatt einige Nägel zum Aufhängen seiner Sachen. In der Mitte stand ein Tisch. Als Sitzgelegenheit dienten einige roh zusammengezimmerte Schemel. Ein Kochherd hatte eigentlich den Ausschlag dafür gegeben, sich dieser Ruine von ehemaliger Garage zu bemächtigen. Man konnte also kochen, und ein paar Kartoffeln oder Kohl außer den regulären Rationen konnten dort zusätzlich aufgetrieben werden, und der Kampf um diese zusätzliche Suppe war neben der Arbeit eine der wichtigsten Fragen.
Die Arbeit war schwer, und Barbareck war ziemlich von Kräften gewesen, und dass er hier in dieser Garage gelandet war, die, gemessen an den städtischen Massenquartieren der Umsiedler, einige Vorteile bot, hatte er einem Kameraden zu verdanken, den er auch ganz zufällig kennengelernt hatte. Dieser Mann hieß Wölfel, und seine Familie, Frau und zwei Kinder, waren in Köln durch einen Bombenangriff ums Leben gekommen. Er war ein noch recht kräftiger Mann; irgendwo hatte er eine eigene Säge, ein Beil und eine Dreikantfeile zum Schärfen der Säge und auch sonstiges Werkzeug ergattert; und eigentlich war er auch derjenige gewesen, dem die anderen Garagenbewohner das Wohnrecht in dieser Garage zu verdanken hatten. Barbareck wurde nicht recht klug aus diesem Mann. Warum er lieber mit ihm, Barbareck, zusammenarbeitete, leuchtete ihm ein. Die beiden waren mit dieser Arbeit vertraut. Mit jemand Holz zu sägen, der das nicht oder mangelhaft versteht, ist eine Qual. Die zweite Eigenschaft, in der sie übereinstimmten, war ihre Wortkargheit. Sie hatten sich beide ihr Schicksal berichtet, und mehr war nun nicht mehr dazu zu sagen, es sei denn, dass Barbareck die Suchanzeigen durchstudierte und die Zeitung und auch sonst nach seiner Familie herumhorchte. Er war bereits von einem ihm selbst ganz fremd anmutenden Fatalismus befallen, aber auch von einer Art hartnäckiger Neugierde. Einmal werde ich es ja erfahren, was aus ihnen geworden ist, sagte er. Nun ja, und dann, mal sehn, was ich mit mir selbst mache. Es war dies so eine Art Drohung, und Barbareck wusste selbst nicht, gegen wen sich diese Drohung eigentlich richten sollte. Genaugenommen zweifelte er selbst, dass er auch im schlimmsten Fall Schlussfolgerungen aus dieser Drohung ziehen würde.