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Die merkwürdigen Fälle des Hauptmann Merks. Kriminalerzählungen von Steffen Mohr
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
14.05.2015
ISBN:
978-3-95655-378-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 268 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Sammlungen & Erzählbände, Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Verbrechen, Belletristik/Familienleben
Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Kriminalromane und Mystery, Thriller / Spannung, Familienleben
DDR, Mord, Suizid, Vergiftung, Unfall, DDR, 20. Jahrhundert, Familienbeziehungen, Familie, Junge Erwachsene, Kind, Krimi, Liebe, Mörder, Spannung, Teenager, Thriller, Tod und Sterben, Verbrechen, Zeitgenössisch
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Komm, dachte ich. Komm doch 'raus. Ich lauf’ dir keinen Schritt entgegen. Es war mir so, als würde nun jemand auf die vordere Toilette gehen. Jedenfalls hörte ich ein Geräusch, das wie Türklicken klang und sich schwach unterschied vom Geklapper der Eisenbahnräder. Herr Jemand war es nicht. Ich hätte das gesehen, wenn er aus seinem Abteil herausgetreten wäre.

Kurz darauf vernahm ich entfernt ein Poltern, als wäre ein Koffer umgefallen, dumpf irgendwie. Ich dachte gleich an das Liebespaar. Dieser Gedanke, wenn ich ihn auch im nächsten Moment verwarf, war gar nicht so falsch. Ein dumpfer Fall muss nämlich nicht unbedingt von einem Koffer verursacht werden. Hätte ich da nur ein Stück, vielleicht zehn Meter, weiter vorn gestanden, mir wäre eine Menge Kopfzerbrechen erspart geblieben.

Denn das nächste, was ich wahrnahm, war ein scharfer Luftzug. Er drückte, ich konnte es ungenau erkennen, die Durchgangstür des Ganges auf. Instinktiv wandte ich mich zu der bewussten Abteiltür — es konnte ja sein, dass mein Beobachter sie mit einem Ruck geöffnet hatte, nun auf mich zulief, und der Luftzug kam, weil sein Fenster offengestanden hatte. Doch die Tür war weiterhin zugeschoben. Vorn, die Gangtür — die pendelte leicht im Dunkeln. Und jetzt hörte ich es auch, das Geratter der Räder auf den Gleisen. Jemand hatte neben der vorderen Toilette die Waggontür aufgestoßen!

Ich ließ die Absicht, den unbekannten Beobachter auf mich zukommen zu lassen, fallen, lief mit langen Schritten nach vorn, an seinem Abteil vorbei. Glaubte, ein Gesicht dicht hinter der Scheibe zu erkennen, hellwach, Kopf zwischen die Schultern gezogen, geduckt vielleicht, wie zum Sprung. Aber ich lief vorüber, ohne dass er hinter mit herkam. Da schwang die Pendeltür, einen Schritt bevor ich sie erreicht hatte, vor mir zurück. Ich hörte die Wagentür zuplauzen und war mit einem Satz auf dem Vorderperron.

Im Finstern glaubte ich einen großen Mann davonstolpern zu sehen. Ich lief ihm nach, riss die Tür des nächsten, hell erleuchteten Wagens auf. Keine Seele in den Abteilen! Oder doch? Versteckte er sich vielleicht? Vorsichtig ging ich weiter — noch durch zwei Wagen, in denen so an die zehn Leute herumsaßen, Zeitung lasen, rätselten oder vor sich hin dösten, bis mir klar wurde, dass er schneller gewesen war. Ich hatte ihn verloren.

Meine Güte, dachte ich da, du taugst zu nichts mehr, Oberleutnant Merks. Leiterstellvertreter, Bürohengst, Ehemuffel. Rundrum Versager. Das sagte ich mir, während ich wieder zurückging und routinemäßig die Reisenden noch einmal musterte. Das wäre dir, Gustav Merks, in deiner Jugend nie passiert. Alt bist du.

Eine auch im Sitzen mächtige Gestalt fiel mir auf. Schlief mit offenem Munde, der Hüne, und sein linker Arm war herabgeglitten und lag auf der Berliner Illustrierten. Das Gesicht, obwohl es zum Teil von seiner Jacke verdeckt war, erinnerte mich an jemanden. Diese buschigen Augenbrauen, die kräftigen Kinnladen, vorgestreckt ein wenig, sodass er leichte Ähnlichkeit mit einem Gorilla aufwies — wo hatte ich den Typ schon gesehen? Zur grünen Jacke trug er eine Art Matrosennicki mit breiten blauen und weißen Streifen.

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