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Hokusai weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt, aber er möchte diese Gewissheit für sich behalten. Oyei soll keinen Verdacht schöpfen, die Schüler nicht, überhaupt niemand.
Während Oyei fast geräuschlos das Teegeschirr wegräumt, bleibt Hokusai reglos sitzen und hält stumm Zwiesprache mit sich: Natürlich, kein Mensch lebt ewig, einmal musste diese Erkenntnis kommen. Aber so bestürzend plötzlich? - Eigentlich nicht plötzlich, Warnzeichen gab es schon früher. Der Schlaganfall damals. Damals - vor über zwanzig Jahren. Längst vergessen! Ein aufgeschobener Tod ist ein ferner Tod. War es Übermut, lauthals im ersten Band der Hundert Ansichten des Berges Fuji zu verkünden, Hokusai würde einhundertundzehn Jahre alt werden? Es klingt fast so. Aber irgendwie habe ich daran geglaubt; je mehr ich diesem Alter näher rückte, desto sicherer wurde ich meiner Sache. Schließlich hatte ich ein gutes Recht, daran zu glauben, weil ich stets voll neuer Pläne war. Heißt es doch sehr richtig: Üben ist der Weg zur inneren Reife. Mein ganzes Leben war ein einziges Üben. Nie war ich mit mir zufrieden. Jede Zeichnung war mir nur Vorstufe einer noch besseren. Rastlos war ich, nie faul. Gewiss. Und es gibt niemand auf der Welt, der zu zählen vermag, wie viel Blätter sich unter meinem Tuschpinsel in Sinn- und Abbilder unseres Lebens verwandelt haben. Niemand. Selbst ich nicht. Es werden vielleicht Zehntausende sein! ... Man könnte sagen: das reicht. Andere schaffen in ihrem Leben nicht den kleinsten Bruchteil dessen. Versuchen es auch gar nicht - ganz gleich, auf welchem Gebiet. Trotzdem! Ich will nicht, dass das alles war! Es wäre keine gute Entscheidung, mich jetzt abzuberufen, Herr Emma-o! Ich bin noch nicht bereit für die Unterwelt, noch viel zu lebendig, noch immer unterwegs zu neuen Ufern.
Hundertundzehn Jahre! Das hieße, es lägen noch zwanzig vor mir! Zwanzig Jahre voll ungeahnter Möglichkeiten. Könnte ich sie doch nutzen! Weiß der Himmel, ich würde jeden Tag auszuschöpfen wissen, wie ich es bisher mit allen Tagen tat! Hokusai starrt auf die Tatamimatten vor seinen Knien, ohne etwas zu sehen.