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In Deutschland sind Gemälde von Gainsborough (1727- 1788) rar, weshalb er hier auch bei weitem nicht so bekannt und geschätzt ist wie in seinem Herkunftsland England oder auch in Amerika. Sein Ruhm ist heute wieder im Steigen begriffen, wie besonders die Ausstellung in der Londoner Tate Gallery 2002 beweist, die vom Washingtoner Museum übernommen wurde. Gainsborough war ein begabter Porträtist, wäre aber lieber Landschaftsmaler gewesen, wofür jedoch damals das Publikum noch nicht reif war. Seine Aufträge kamen vor allem von der high society bis hin zum Königshaus, wie das Ganzfigurenbildnis der Queen Charlotte in Schwerin beweist. Wer davorsteht, wird gefangen von der Lebhaftigkeit der Malweise, die für seine Zeit modern, ja impressionistisch anmutet. Und diese malerische Auffassung bewog damals den konventionellen Akademiepräsidenten Reynolds in seiner Rede kurz nach Gainsboroughs relativ frühem Tod, den besonderen Reiz zu loben, gleichzeitig aber auch seine Schüler vor Nachahmung zu warnen.
Die zahlreichen Briefe, die erhalten blieben, überraschen durch Esprit und - aus heutiger Sicht - Modernität. Wer sich in Gainsboroughs Lebensgeschichte vertieft, lernt einen sensiblen Künstler kennen, offen für seine vielen Freunde, aufgeschlossen für andere Kunstbereiche wie Musik und Schauspiel, aber auch mit einem Hang zu Leichtsinn und Beeinflussbarkeit.