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Blumengärten und Bomberstaffeln. Szenen einer Kindheit von Ingrid Möller
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
21.11.2015
ISBN:
978-3-95655-577-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 95 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Familienleben, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Kurzgeschichten
Memoiren, Berichte/Erinnerungen, Biografischer Roman, Familienleben, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Mecklenburg-Vorpommern, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
2. Weltkrieg, Biografie, Familienbeziehungen, Adoption, Familie, Kindheit, Historisch, Nachkriegszeit, Russen, Kinder, Schule, Kurzgeschichten, Krieg, Fünfeichen, Missbrauch
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Sei auf der Hut

Sei auf der Hut, sagt die Mutter

in warnendem Ton,

hier soll sich ein Mistkerl rumtreiben,

verkleidet als Losverkäufer

mit braunem Umhang, der hat

es auf kleine Mädchen abgesehen.

 

Den hab ich schon getroffen, sag ich.

Die Mutter wird blass. Erzähl mal!

 

Er hat gesagt: du bist ja so fix

auf den Beinen, ich aber bin alt.

Kannst du mir wohl den Gefallen tun

und schnell mal in die Sparkasse laufen

und diesen Brief drinnen in den

Briefkasten werfen. Es eilt!

Gerade als ich den Brief loslassen will,

steht er plötzlich neben mir,

nimmt mir den Brief weg und sagt:

Ich muss da noch was ändern.

Dann guckt er mich an:

du siehst gelenkig aus, kannst du Spagat?

Klar, sag ich.

Zeig’s doch mal!

Ich tu’s.

Quer auch?

Ich mach ihm auch das vor und will genau

so schnell wieder aufstehen.

Doch das kann ich nicht, denn plötzlich

hat er die Finger zwischen meinen Beinen.

Nehmen Sie sofort Ihre Pfoten weg!

schrei ich ihn an.

Er darauf: ich gebe dir doch nur

Hilfestellung.

Die brauch ich nicht. Wenn Sie mich nicht

loslassen, schrei ich. Ganz laut!

 

Hier ist keiner, sagt er, die Sparkasse ist

zu.

Aber oben wohnen Leute.

Die Mutter meiner Freundin kommt jeden

Moment von der Arbeit.

Und nebenan ist die Polizei!

Da ließ er mich los

und fummelte in seiner Tasche.

Schnell sprang ich hoch. Ich wutschte ihm

unter den Armen durch und machte so

schnell ich konnte, die schwere Tür auf.

Plötzlich hat er ein Bündel silberne

Anhänger in der Hand.

 

Such dir einen aus für dein hübsches

Armband, sagte er.

Da gehört kein Anhänger dran! schimpfte

ich und rannte weg.

 

Und warum hast du mir das nicht erzählt?

fragt die Mutter.

Du sollst dich doch nicht aufregen,

mit deinem kaputten Herzen!

Bald dröhnen Bombergeschwader

Bald dröhnen Bombergeschwader in der

Luft. Vorher gibt es schrill jaulenden

Fliegeralarm.

Meistens nachts.

Das heißt: raus aus dem warmen Bett,

runter in den kalten Keller.

 

Lass uns doch einfach oben bleiben,

bettele ich, ihr sagt doch immer,

alles ist Schicksal.

Dann kann es uns doch im Keller ebenso

treffen wie hier.

 

Solche Frage stellt sich nicht,

sagt die Mutter nervös,

es ist Vorschrift.

Und außerdem heißt es nicht zu Unrecht:

wer die Gefahr sucht, kommt darin um.

 

Blumengärten und Bomberstaffeln. Szenen einer Kindheit von Ingrid Möller: TextAuszug