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Trug-Schuss. Kriminalgeschichten von Klaus Möckel
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
06.08.2012
ISBN:
978-3-86394-175-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 163 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Sammlungen & Erzählbände
Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Kriminalromane und Mystery, Thriller / Spannung
Mord, Ermittlung, Diebstahl, Totschlag, Satire, Einbruch
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Ein Happen Gift

Locke drang gegen elf Uhr abends in das kleine Haus ein, es war stockdunkel, und er nahm den Weg über das stabile Vordach. Obwohl er nicht mehr der Jüngste war, konnte er sich das noch zutrauen. Die Jahre auf dem Seil halfen ihm bis heute.

Hennig, der Magier, war gegen Mittag weggefahren, davon hatte er sich mit eigenen Augen überzeugt. Der ehemalige Kollege hatte Margrit neben sich sitzen und den Wagen voller Gepäck. Angenehmen Urlaub, dachte Locke und fragte sich, ob Hennig eine Alarmanlage installiert hatte. Aber das hielt er für unwahrscheinlich. Der alte Geizkragen baute bestimmt nach wie vor auf das ausgetüftelte System seiner Riegel und Schlösser.

Vom Vordach zum Balkon zu gelangen, war ohne entsprechende Hilfsmittel kaum möglich. Locke hatte deshalb ein Wurfseil mitgebracht, das sich an der Brüstung festhakte und an dem er sich, die Füße gegen die Hauswand gestemmt, geschickt nach oben hangelte. Da im Haus Totenstille herrschte, konnte er in Ruhe den Glasschneider ansetzen. Ein Gummisaugnapf diente dazu, das herausgetrennte Stück Glas festzuhalten und ein Klirren zu vermeiden. Dann griff er nach innen, öffnete die Balkontür.

Er kannte sich aus im Haus, schließlich war man, bevor der Magier ihn ausgebootet hatte, befreundet gewesen. Ziemlich sogar, sonst hätte er seine Ersparnisse nie in Hennigs marodes Zirkusunternehmen gesteckt. Er hatte nicht ahnen können, dass der Alte das Geld heimlich Margrit überschrieb und dann Konkurs anmeldete. Wie Phönix aus der Asche war der Magier an ihrer Seite später wieder auferstanden. Er selbst aber hatte alles verloren, sogar den Beruf, denn er hatte zu trinken angefangen und einfach nicht mehr die Konzentration fürs Seil aufgebracht.

Er hatte versucht, sein Geld zurückzubekommen - vergeblich! Die beiden hatten ihn abgewimmelt und sich insgeheim gewiss über ihn lustig gemacht. Nun aber war endlich die Gelegenheit da, es ihnen heimzuzahlen. Der Magier tat immer so, als hätten er und seine Lebensgefährtin nur das Allernotwendigste zum Leben, doch Locke wusste, dass Knete im Haus war. Ebenso Schmuck und eine wertvolle Sammlung von Zinnfiguren. Er hatte sich vor dem Coup kundig gemacht, er würde alles wiederkriegen, was er seinerzeit in gutem Glauben vorgeschossen hatte.

Den Schreibtisch zu öffnen, den Wandschrank und die Kommode aus Eichenholz, in der früher immer der Familienschmuck aufbewahrt wurde, war kein Problem, aber anscheinend hatten sie die Verstecke geändert. Keine Spur von den Zinnfiguren - Locke konnte nur einige hundert Mark sicherstellen. Er begann die Regale auszuräumen, schaltete sogar Licht an, nachdem er sich überzeugt hatte, dass die Rollläden heruntergezogen waren. Die Taschenlampe hatte er längst weggelegt.

Eine Schatulle mit Ketten! Ein Granatarmband zumindest schien wertvoll zu sein; auch eine goldene Taschenuhr fand sich. Locke war gerade dabei, sie zu begutachten, als er ein Geräusch an der Wohnzimmertür hörte. Er legte die Uhr weg, griff nach der Pistole in der Hosentasche. Doch er kam nicht mehr dazu, sie in Anschlag zu bringen.

Die Tür flog auf, und ein Messer wirbelte blitzend durch die Luft. Sirrend bohrte sich die Klinge neben ihm in die Wand.

„Bleib, wo du bist, und lass die Waffe fallen", sagte der Magier, ein imposanter weißhaariger Mann. „Du weißt, ich bin schneller als du."

Locke, obwohl schockiert, wollte sich nicht sofort ergeben, versuchte zu reagieren: Er machte einen Schritt in Richtung Balkon. Doch ein zweites Messer landete neben seinem Kopf und zwang ihn, stillzustehn. Das Schießeisen polterte zu Boden; nur den Sack mit der bisher noch geringen Beute hielt der Einbrecher fest.

„Ich wusste, dass du nicht widerstehen kannst", sagte Hennig, „wie leicht du doch zu durchschauen bist. Das und dein kurzer Verstand haben dich zu dem kläglichen Kerl von heute gemacht."

„Wieso... bist du... nicht im Urlaub?"

„Ich hab dich ums Haus schleichen sehn, gestern, vorgestern, und mir war klar, was du im Sinn hattest. Hast deine Niederlage nie überwunden, deshalb konnte es gar nicht anders kommen. Na, nun schieb deine Waffe schon mit dem Fuß rüber. Damit wir uns setzen und in Ruhe unterhalten können."

„Es ist nur eine Schreckschusspistole", sagte Locke.

„Natürlich, einer wie du vermeidet das letzte Risiko. Schieb sie trotzdem her."

Locke tat es. Er murrte: „Du hast mir also eine Falle gestellt, bist heimlich zurückgekehrt."

 

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