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Nun saß sie, Pauline, allein mit Marco da und wusste nicht, worüber sie mit ihm reden sollte. Ihr fiel nichts ein. Nur der Hinweis, dass sie den Kuchen selbst gebacken hatte, von dem er wie ausgehungert ein Stück nach dem anderen verschlang. Ein faustgroßes Loch klaffte inzwischen in dem kronenförmigen Kuchen.
Aber selbst diese wenigen Worte kamen nicht über ihre Lippen.
Marco begann jedoch von sich aus, schilderte seinen Tagesablauf, der sich von ihrem kaum unterschied. Die Sportschule war kein Sanatorium, in dem man sich erholte. Nannte ihr die Namen seiner Mitbewohner und vergaß nicht zu erwähnen, dass sie faul und bequem waren, sodass alles für ihn übrig blieb, was in ihrem Zimmer zu ordnen und zu säubern war. „Selbst den Müll muss ich entsorgen. Dafür hebt keiner weiter den Hintern.“ Erbost winkte er ab.
Dann veränderte sich seine Miene, als er sagte: „Man hat mich zum Klub delegiert. Stell dir vor … Weißt du, was das für mich bedeutet?“ Noch einmal hob er die Hand, als hätte er seine Frage in die Luft geschrieben und wollte sie nun auslöschen. „Dumme Frage! Klar, dass du es weißt! Du gehörst ja schon zur Landesauswahl. Kannst dich gut in meine Lage versetzen.“
Noch immer stellte sie sich stumm. Statt am Krankenbett ihres Papas zu sitzen, verbrachte sie kostbare Minuten mit diesem langen Kerl, der …
„Freust du dich für mich?“
Wie ein kleiner Junge stellt er sich an, dachte sie. Der für eine gute Tat gelobt werden möchte. „Damit du Bescheid weißt … Ich gehöre nicht mehr zur Auswahl, weil ich das Trainingslager verlassen habe. Herr Schneider hat mich deshalb rausgeworfen.“
Ungläubig blickte Marco sie an. „Bist du darum so plötzlich weg? Ich habe Jannett gefragt, weshalb du abgetaucht bist. Aber sie wusste es nicht. Nur, dass du abgereist bist.“
„Abgereist?“ Pauline lachte. Dann berichtete sie, was vorgefallen war und weshalb sie jetzt keine Geduld mehr habe. Sie wollte eigentlich längst bei ihrem Papa im Krankenhaus sein.
„Habe ich doch nicht gewusst!“ Marco griff nach ihrer Hand. „Tut mir leid für dich.“ Er erhob sich und stieß mit dem Kopf gegen die Glasglocke der Lampe, die tatsächlich einen tiefen Ton von sich gab. „Ich verziehe mich, dann kannst du deinen Papa besuchen …“ Er sah zur Tür. „Deinen Bruder habe ich wohl vertrieben …“
Stimmt, dachte Pauline, schwieg jedoch.
„Wann kann ich dich wiedersehen?“ Marco beugte sich hinab und schmiegte seinen Kopf an ihre Wange.
„Bald, Marco, bald …“
Dann schloss sie die Tür hinter ihm.
Traurig und wütend war sie, wusste aber nicht, ob sie Gefühl und Stimmung damit richtig beschrieb und ob ihr Befinden mit Marcos überraschendem Kommen oder damit zu tun hatte, dass sie ihn weggeschickt hatte.
Sie hörte, dass Kakadu unruhig in seinem Gitterkäfig umherflog und schimpfte. Darum ging sie zu ihm, füllte den Wasserbehälter und streute Körner in das Gefäß, das am Gitter befestigt war.
„Beruhige dich wieder, Alter! Mach’s gut! Bis später!“