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Die Würde der Ratten. Leben im deutsch-deutschen Alltag von Hans-Ulrich Lüdemann
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Preis E-Book:
9.99 €
Buch:
12.80 €
Veröffentl.:
09.03.2013
ISBN:
978-3-86394-596-1 (Buch), 978-3-86394-878-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 366 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Amateurdetektiv, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Thriller/Politik, Belletristik/Thriller/Spannung
Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Thriller / Spannung, Politthriller/Justizthriller, Kriminalromane und Mystery
Republikflucht, SED-Bonzen, Einbruch, Totschlag, Protestbewegung, DDR, Menschenschmuggel
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In diesem Augenblick beschließt Haider, heute oder morgen die angegebene Unfallstelle aufzusuchen. Der Junge ist ihm einfach zu impulsiv, als dass er sich ein Lügengespinst gewoben hätte.

„Ein bannich Mess is dat!“, flucht Norbert plötzlich ungehemmt. Und er meint nicht das Essen oder irgendein Problem mit den Gipsverbänden; seine Situation überhaupt scheint damit umrissen.

„Werd erst einmal wieder gesund - alles andere danach wird schon nicht den Kopf kosten, mein Junge“, sagt Haider. Ihm gefällt die direkte Art des Sechzehnjährigen.

„Mein Bruder kam als erster angetanzt - o Mann!“ Norbert stöhnt erinnerungsträchtig auf. „Hat der mir vielleicht eine Ansage gemacht! Mein lieber Scholli!“

„Hattest getrunken?“ Haider zieht die Augenbrauen hoch. In dem Fall würde er kaum noch Mitleid haben. Er hat zu viele Opfer betrunkener Autofahrer in seinen Dienstjahren sehen müssen.

„Quatsch!“, fährt Norbert auf. „Weil ich seine Karre gefahren habe! Um anzugeben vor den Kumpels. Für die 250er hab' ich noch keine Pappe. Ich HIRNI! Der Unfall ist das eine - dafür krieg' ich auch noch welche eingeschenkt. Schiet! Deswegen bin ich doch extra durch den Wald ...“

Haider betrachtet nachdenklich den vor ihm liegenden jungen Mann. Das letzte Argument scheint ihm besonders einleuchtend zu sein. Auf der Transitstrecke hätte Norbert eine Verkehrskontrolle befürchten müssen.

„Nehmen wir einmal an, mein Junge, dass es stimmt, was du behauptest. Dann lügen die beiden, die dich an dieser Kurve hier“, Haider tippt mehrmals auf die Landkarte, „neben dem verbeulten DACIA gefunden haben wollen.“

„Logo!“, bestätigt Norbert.

„Du hast Nerven!“, sagt Haider. „Als wäre es die natürlichste Sache der Welt, dass zwei Bürger einen Verletzten vom Unfallort samt Motorrad zur Klinik schaffen, nicht ohne ihm vorher Erste Hilfe zu leisten. Und aus Jux, weil sie einen DACIA mit zerbeulter Tür am Wegesrand stehen sahen, legen sie einmütig falsch Zeugnis ab ohne ersichtlichen Grund?!“

„Die haben eben auch Dreck am Stecken, Herr Hauptmann!“, erklärt Norbert mit der ihm eigenen Logik. „Diesen Typen möchte ich gegenübergestellt werden, Herr Hauptmann. Das kann ich verlangen!“

„Nun halt mal die Luft an. Sei froh, wenn du da wieder heil rauskommst. Das hier ist kein Film, bei dem einer am Ende sich vom Klappstuhl erhebt und in aller Ruhe ein Bierchen trinken geht ...“

 

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