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Welch ein wundervoller Augenblick!
1973 schrieb Walter Kaufmann eine Reportage über Angela Davis und Amerika
Der Reportage Unterwegs zu Angela. Amerikanische Impressionen, die erstmals 1973 im Verlag der Nation Berlin erschien, ist ein Text von Angela Davis vorangestellt die klug analysierende und aufrüttelnde Rede, die sie nach ihrer Freilassung am 29. Juni 1972 auf dem Madison Square Garden in New York gehalten hatte: Welch ein wundervoller, wundervoller Augenblick. Wer hätte sich vor zweiundzwanzig langen Monaten vorgestellt, dass Tausende, aber Tausende von uns hier im Madison Square Garden einen großartigen Sieg des Volkes feiern würden. Nicht meinen Sieg. Denn wir feiern nicht nur, dass ich nun wieder frei bin, frei, mit euch gemeinsam die Straßen des Kampfes zu beschreiten. Was wir wirklich feiern, Schwestern und Brüder, ist unsere Fähigkeit, den Herrschenden dieses Staates eine machtvolle, unmissverständliche Niederlage bereiten zu können. Daher müssen wir heute Abend über die Kraft des Volkes sprechen, über alle die Schwestern und Brüder, die so viel darangesetzt haben, um die zahllosen Verteidigungskomitees ins Leben zu rufen. Wir sollten all jenen Schwestern und Brüdern mit lautem, donnerndem Applaus danken. Ich hoffe, dass das Echo des wundervollen, brausenden Beifalls den Herren in den Ohren dröhnt: den Nixons und den Rockefellers, den Reagans und ihren Irrsinns-Polizeikräften, mit ihren Gerichtshöfen, die Urteile durchpeitschen, und mit ihren erbärmlichen Gefängnissen.
Es folgen 20 Kapitel, in denen sich der Reporter Walter dem Leben und Kämpfen der Angela Davis und damit zugleich den damaligen (und zum Teil auch heutigen) amerikanischen Zuständen annähert von dem jungen, noch stillen Mädchen Angela, das als erst Fünfzehnjährige aus Alabama nach New York gekommen war, über die Solidarität mit der eingesperrten schwarzen Kommunistin bis zu ihrem letztlichen Sieg vor Gericht und ihrer Freilassung.
Dieses Buch über Angela Davis ist ein großartiges Stück Erinnerung, auch an die Solidaritätsbewegung für Angela in der DDR und zugleich eine Hoffnung für die Zukunft. Und es wirft die Frage auf, was macht eigentlich Angela Davis heute? Wie geht es ihr? Wofür kämpft sie heute?
Und wie geht es weiter mit unserer Welt? In Amerika und anderswo. Es bleibt die Hoffnung auf neue wundervolle Augenblicke
Walter Kaufmann, der eigentlich Jizchak Schmeidler heißt und am 19. Januar 1924 in Berlin geboren wurde, ist ein deutsch-australischer Schriftsteller. Der in Duisburg aufgewachsene Adoptivsohn eines jüdischen Anwaltsehepaars hatte als 14-Jähriger mit einem Kindertransport über die Niederlande nach Großbritannien fliehen können und wurde so vom Schicksal seiner im KZ Auschwitz ermordeten Adoptiveltern verschont. Mit 15 als feindlicher Ausländer nach Australien deportiert, musste er sich dort ganz auf sich allein gestellt seinen Lebensunterhalt verdienen als Obstpflücker, Landarbeiter, Straßenfotograf, Werftarbeiter sowie als Arbeiter im Schlachthof, als Freiwilliger in der Australischen Armee und als Seemann. 1953 erschien in Melbourne sein erster Roman Voices in the storm. Ihm folgten seit seiner Übersiedlung in die DDR 1957 mehr als 30 Bücher. Deren Mehrzahl hat Kaufmann, der noch immer die australische Staatsbürgerschaft besitzt, in englischer Sprache geschrieben, anschließend selbst übersetzt oder übersetzen lassen. Sein bewegtes Leben als jüdischer Emigrant, seine Reisen als Seemann, sein Leben in Australien und die Ereignisse im faschistischen Deutschland thematisierte der Autor in vielen seiner Romane, Erzählungen in der Tradition der amerikanischen Short Story und Reportagen.