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Quirl hält durch. von Wolfgang Held
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
15.02.2013
ISBN:
978-3-86394-940-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 144 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Sport und Freizeit/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Sport und Freizeit/Hockey, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Besondere Förderung, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Werte und Tugenden
Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Behinderung und besondere Förderung, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen, Kinder/Jugendliche: Sportromane
Leistungssport, Olympische Spiele, DDR, Europameister, 800-Meterlauf, Hockey, Fairness
10 - 99 Jahre
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Frau Schablewsky hätte es nie für möglich gehalten, dass so viele Menschen in ihrem Wohnzimmer Platz finden könnten. Obwohl sie beide Fenster weit geöffnet hatte, war die Luft im Raum dick zum Zerschneiden. Onkel Franz paffte und nuckelte zur Feier des Tages an einer langen schwarzen Zigarre. Volker hatte Wochenendurlaub und Mulle und Anke eingeladen, die Übertragung des 800-Meter-Endlaufes am Bildschirm mitzuerleben. Ungeniert hatte Mulle die halbe Hockeymannschaft mitgebracht. Als Frau Schablewsky um ihre Möbel zu fürchten begann, waren aus dem Erdgeschoss auch noch der Hansi und sein Vater heraufgekommen. Der Mann qualmte nun mit dem Onkel um die Wette. Für Quirls Mutter war schließlich nur noch ein Eckchen auf der Sofakante frei geblieben.

„Ruheee! Nun horcht doch mal!", schrie Onkel Franz, dabei hatte niemand ein Wörtchen gesagt. Nur das Knistern eines Bonbonpapiers war zu hören gewesen. Anke erstarrte und wagte keine Handbewegung mehr. Das Bonbon klebte zwischen ihren Fingern. Der Onkel aber lauschte hingerissen der Stimme des Fernsehkommentators und stieß Rauchwolken aus wie der Schornstein eines mit äußerster Kraft fahrenden Schnelldampfers.

„Durch seine gute Platzierung im Vor- und Zwischenlauf kam unser Fred Schablewsky in den Vorendlauf", gab der Mann auf dem Bildschirm bekannt. Alle im Wohnzimmer hielten den Atem an. Onkel Franz vergaß, an seiner Zigarre zu ziehen. Es war, als könne der Fernsehsprecher ins Zimmer blicken, denn er lächelte beruhigend. „Es gelang unserem Deutschen Meister in diesem bisher schwersten und schnellsten Lauf, den starken Australier Green und den Nordamerikaner Larry hinter sich zu lassen. Fred Schablewsky erreichte mit seinem dritten Platz den Endlauf, den wir nachher direkt übertragen."

Jubel brach los. Aber der Sprecher hatte noch mehr mitzuteilen.

„Hört doch nur, hört!", rief Frau Schablewsky erregt. Betroffen schwiegen die anderen. Der Onkel wurde bleich, als er die nächsten Worte des Kommentators vernahm.

„... muss aber auch gesagt werden, dass diese harten Vorkämpfe unserem jungen Läufer viel Kraft abverlangt haben. Nach dem Semifinale brauchte er eine volle Stunde, um sich wieder zu erholen. Nun steht er als einer der sechs Weltbesten mit am Start, und wir alle wünschen ihm, dass er diese härteste aller Proben durchhält ... Wir schalten um nach Rom!"

„Mein Junge, wenn du nur nicht aufgeben musst", flüsterte die Mutter. Sie stachelte damit den Onkel zum Protest auf.

„Quirl hält durch!", erklärte er zuversichtlich. „Davonrennen wird er allen anderen!"

„Selbst der sechste Platz ist schon eine großartige Leistung in diesem Klassefeld", bemerkte Anke.

„Ach was, Quirl siegt!", beharrte der Onkel unwirsch auf seiner Meinung. Auf dem Bildschirm tanzten mit einem Male Kringel und Streifen. Die Mutter wollte den Apparat richtig einstellen, aber der Onkel drängte sie zur Seite.

„Lass mich da mal ran, das verstehe ich besser", behauptete er gewichtig und begann, energisch an den Knöpfen zu drehen. Der Kringeltanz wurde immer wilder. Den Onkel erfasste wachsende Ungeduld. Seine Hände zitterten. „Elender Kasten!", schimpfte er.

„Gleich muss es losgehen in Rom!"

„Noch eine Viertelstunde, hat der Sprecher vorhin gesagt", berichtigte Mulle. „Und meistens dauert es sogar noch etwas länger."

Der Onkel hörte nicht auf den Einwand. Seine Nervosität wuchs und wuchs. „Da muss doch etwas ..." Seine Bewegungen wurden noch fahriger. Er hantierte so heftig an den Knöpfen, dass der Apparat gequält aufkreischte.

„Vielleicht ist es besser, wenn ich mal ..." Weiter kam Frau Schablewsky nicht.

Krrrrr-patsch! Bild weg! Ton weg! Um ein Haar hätte der Onkel seinen Zigarrenstummel verschluckt. Er starrte den Apparat an, als wolle er ihn im nächsten Augenblick mit kräftigen Chefkochfäusten in Kleinholz verwandeln. Dann aber verschwand seine Reglosigkeit mit einem Schlage. Die Worte sprudelten nur so aus seinem Munde.

„Los, los, alle raus aus der Wohnung. Hier ist Schluss! Feierabend!" Er riss die Tür auf und gestikulierte wie einer, der mit nackten Füßen in einem Ameisenhaufen steht. „Schwägerin und Volker, kommt mit hinunter zum Wagen. Wir preschen zu einem Bekannten, der einen Apparat hat."

 

Quirl hält durch. von Wolfgang Held: TextAuszug