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Vater ist mein bester Freund von Günter Görlich
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Preis E-Book:
3.99 €
Veröffentl.:
07.06.2022
ISBN:
978-3-96521-683-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 57 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Geschäft, Karriere, Berufe, Kinder-und Jugendbuch/Familie/Eltern, Kinder-und Jugendbuch/Leser/Anfänger, Kinder-und Jugendbuch/Politik und Regierung
Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Familie
DDR, Kran, Baustelle, Sturm, Kampfgruppe, Tierpark
6 - 9 Jahre
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„Ich hab keine Ruhe. Hörst du den Sturm?“

„Ja. Er ist noch stärker geworden.“

„Unser Kran“, sagt der Vater.

„Was ist mit dem Kran?“, fragt Mutter.

Da fragt Andreas: „Kann er bei dem Wind umfallen?“

Vater steht am Fenster: „Ich muss auf die Baustelle. Ich finde keine Ruhe.“

„Dann trink schnell eine Tasse heißen Kaffee“, sagt Mutter, „nimm eine Taxe. Fahr nicht mit dem Motorrad bei dem Sturm. Da hab ich sonst keine ruhige Minute. Ich mach dir ein paar Stullen zurecht. Warum muss ausgerechnet heute so ein Sturm sein.“

„So einen Sturm haben wir schon lange nicht erlebt“, sagt der Vater. „Mit dem Tierparkbesuch wird’s heute nun leider wieder nichts“, meint Mutter.

Da sagt Andreas: „Ist der Wind jetzt der Feind, Papa?“

„So ist es“, sagt der Vater, „der Sturm ist für uns Bauleute ein gefährlicher Feind. Wir müssen alles dichtmachen. Vielleicht ist in unserem Bau ein Fenster nicht geschlossen. Der Wind drückt es ein, reißt Türen raus. Vielleicht ist ein Betonmischer nicht fest aufgestellt. Er wird vom Sturm umgerissen, ist kaputt. Das kostet so viel Geld. Und morgen können wir nicht arbeiten.“

Andreas sagt: „Geh lieber ganz schnell auf deine Baustelle, Papa.“

Der Vater lächelt. „Das ist ein guter Rat, Andreas. Und weißt du, du kommst mit. Du hast scharfe Augen. Du siehst, wo was offensteht, und zeigst es mir.“ Mutter sagt: „Da muss ich noch ein Stullenpaket zurechtmachen. Ach, ihr beiden …“

Der Sturm wütet über der Baustelle. Es heult und pfeift in der Luft. Dem Hochhaus aber kann er nichts anhaben … Der Vater hält Andreas fest an der Hand. Sonst würde der fortgeblasen werden, so fest er auch seine Füße auf die Erde stemmt. Vater erschrickt. Der Kran! Ein Stahlseil pendelt wild in den Windstößen, daran baumelt ein schwerer Haken, an dem sonst schwere Betonteile hängen. Das Seil hat sich losgerissen, der Haken schlägt hin und her, streift dicht am Glasfenster des Kranführerhäuschens vorbei, kann das Fenster zerschlagen, die Kabel zerfetzen.

Vater sagt aufgeregt: „Da hast du die Bescherung, ich muss rauf.“

„Wo bleibe ich?“, fragt Andreas etwas ängstlich.

„Hier an der Bretterbude ist der Wind nicht so stark, hier bist du sicher. Du wartest auf mich.“

Vater will gehen. Aber da kommen zwei junge Männer heran. „He, Rolf. He, Martin!“, ruft Vater.

„Wir wollten nachsehen, ob unser Kran noch steht, Meister“, sagt Rolf.

„Ich werde doch gleich mal hochklettern“, sagt Martin, der noch einmal so groß ist wie Andreas, „das Seil werde ich mal einfangen.“

Vater lacht und sagt: „Du bist der Jüngere. Steig auf den Kran. Aber Vorsicht.“

Sie sehen, wie Martin hochsteigt, das Seil heranzieht und festmacht.

Vater sagt: „Das hätten wir geschafft. Bin ich froh.“ Vater nimmt Andreas an der Hand. Sie gehen über die Baustelle. Rolf ist in das Hochhaus gegangen. Schlägt oben nicht ein Fenster? Er wird es schließen, er wird dem wütenden Sturm den Weg versperren. Vater steht mit Andreas im Schutz der Bretterbude. „Gute Jungs, die beiden“, sagt Vater, „die besten aus meiner Brigade. Die haben zu Hause auch keine Ruhe gefunden. Gestern waren sie auch bei der Kampfgruppe.“

Andreas drängt sich eng an den Vater heran, er friert ein bisschen. Vater schaut aufmerksam über die Baustelle hinweg. Dann springt er aus dem Schutz der Baubude heraus. Der Sturm hat eine Plane hochgerissen.

Darunter liegen Zementsäcke. Wenn die vom Regen nass werden, sind sie verdorben. Vater zieht die große Plane fest. Er müht sich sehr, der Sturm hebt sie immer wieder hoch. Andreas läuft zum Vater, zieht mit an der Plane, stellt sich drauf. Vater kann sie jetzt befestigen. „Du hilfst ja prima!“, ruft Vater.

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