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Wie aus Meklenburg Mecklenburg wurde – Geschichten und Personen von Lutz Dettmann
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Preis E-Book:
8.99 €
Buch:
12.80 €
Veröffentl.:
15.11.2021
ISBN:
978-3-96521-519-1 (Buch), 978-3-96521-517-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 116 Seiten
Kategorien:
Geschichte / Militär / 1. Weltkrieg, Geschichte / 18. Jahrhundert, Geschichte / 19. Jahrhundert, Geschichte / 20. Jahrhundert, Sozialwissenschaften / Folklore & Mythologie
Heimatkunde, Sozial- und Kulturgeschichte, Europäische Geschichte, Erster Weltkrieg, Mecklenburg-Vorpommern
Mecklenburg, Grabow, Brand, Kartoffelkäfer, Kalter Krieg, Herzog Christian Louis, Frankreich, Osterbräuche, Chausseebau, Schwerin, Johanna Beckmann, Scherenschnitt, Pfingstbräuche, Weihnachtsbräuche, Weihnachtsbaum, 1. Weltkrieg, Theodor Schulenburg, Heimatbund, Novemberrevolution, Abdankung, Staatsgrundgesetz, Rostock, Stadtpost, Freidrich Franz II, Kriegerdenkmale, Kalender, Voß und Haas
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Kein anderes christliches Fest ist so eng mit der Natur verbunden wie das Osterfest. Bis in die heutige Zeit verflechten sich alte heidnische Bräuche und christliche Traditionen und geben den Osterfeiertagen einen besonderen Charakter. Mit dem Begehen der Ostertage feiern auch heute noch viele Menschen den Beginn des Frühlings. Die Natur erwacht, die Tage werden heller. Das Leben regt sich. Am Karfreitag, für viele Christen der höchste christliche Feiertag, an dem an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi gedacht wird, endet auch die traditionelle Fastenzeit. Diese wurde in früheren Zeiten noch von vielen praktiziert. Nach dem Osterfest beginnt auch die eigentliche Schaffenszeit des Bauern, er bestellt seinen Acker, sät, um später zu ernten.

Besonders auf den mecklenburgischen Dörfern gab es eine Vielzahl von Bräuchen, die sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hielten. Sie variierten, so können nur einige genannt werden.

Der Karfreitag galt auch damals als der höchste der Osterfeiertage. Man nannte ihn den „Stillen Fridag“, dieser Tag hatte eine besondere Kraft. Es hieß, dass schon in der Nacht zum Karfreitag kein Zauber wirksam würde. An diesem Tag gedachte auch die Natur des Heilands. So war man der Meinung, dass das Licht der Sonne schwächer sei, der Tag oft voller Dunst wäre. Die Heiligkeit des Karfreitags wurde streng gewahrt. Mensch und Tier durften keine Arbeit verrichten. Brachen Menschen dies, wurden sie bestraft, wie Volkssagen berichten. Kartenspieler würde der Teufel persönlich holen. Selbst der Kirchgang erfolgte in vielen Gegenden per pedes. Das Gespann blieb im Stall. Oft wurde der Karfreitag als erster Kirchgang der kleinen Kinder erwählt. Es hieß, sie würden dann klug werden. In der Rehna-Ratzeburger Gegend legten die Familien am Karfreitag stets ihre Trauer-, nicht ihre Festtagstracht, an, um des Todes Jesu zu gedenken. Es gehörte in vielen Gemeinden zum guten Ton, beim Läuten der Glocken zu weinen (ob das beide Geschlechter taten, ist nicht überliefert). Kam man dann aus der Kirche, wurde nicht geschlemmt, oft gab es Fisch, aber keinesfalls Hecht, denn er trug „die Leiden Christi im Kopf“.

In den Küstendörfern der Rostocker Gegend wurde von den Fischern und Seeleuten, sofern sie einen Mast im Vorgarten hatten, die Flagge auf Halbmast gesetzt.

Auch der Oster- oder Karsonnabend wurde auf den mecklenburgischen Dörfern still begangen und endete mit einem Gottesdienst nach dem Sonnenuntergang. Osterfeuer wurden mit Beginn der Dunkelheit, wenn vorhanden auf Hügeln, entzündet. Dieser Brauch stammt aus heidnischer Zeit, er gehört zu den Lichtbräuchen, die den Winter vertreiben sollen. Anfang des 20. Jahrhunderts war dieser Brauch fast ausgestorben, fand aber nach 1989 wieder weite Verbreitung.

Am frühen Morgen des Sonntags schöpften die Mädchen in den Dörfern „Osterwasser“ aus den Bächen, welches eine schöne Haut geben und gegen Sommersprossen helfen sollte. Das Wasser galt auch als besonders gesund. Allerdings durften die Mädchen nicht gesehen werden und mussten den Rückweg schweigend zurücklegen, sonst verlor das Wasser seine Wirkung. In einigen Gegenden wuschen sich die Familien direkt in den Bächen oder Flüssen, auch wurde das Vieh oftmals in das Wasser getrieben. So sollte es gesund bleiben. In der Gegend um Woldegk legten die unverheirateten Mädchen am Ostersonnabend Laken auf die Wiesen aus. Am Ostersonntag in aller Frühe badeten die Mädchen dann in dem aufgefangenen Tau, um schön zu werden.

Die Ostereier, in Teilen Mecklenburgs früher auch „Pascheier“ genannt, spielen noch heute eine große Rolle im österlichen Brauchtum. Ursprünglich gehörten sie als Teil zum Lohn und wurden den Knechten gereicht. In der Gegend um Mirow kochten die Ochsenknechte in der Osternacht Eier und rieben mit dem Kochwasser die Hälse der Ochsen ein. Daraus entwickelte sich im Laufe der Jahre das morgendliche Eiersuchen der Kinder. Das Verstecken der Eier übernahm im österlichen Glauben der Osterhase, Sinnbild der Fruchtbarkeit schlechthin, ist er doch für seine Fortpflanzungslust bekannt. Aber auch das Ei gilt als Symbol der Fruchtbarkeit, dessen Kraft in Mensch und Erde übertragen werden sollte.

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