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Das Haus im Park von Kurt David
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Preis E-Book:
3.99 €
Veröffentl.:
07.03.2023
ISBN:
978-3-96521-850-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 54 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Politik, Belletristik/Kulturerbe
Kriegsromane: Zweiter Weltkrieg, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
2. Weltkrieg, Pianist, Polin, Chopin, Bestrafung, Minen
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„Aber der Herr Leutnant, was wird der sagen?“

„Der kriegt die Meldung als Vorspeise zum Abendbrot. Hab’ mit dem noch die Rechnung von der Kohlenschippergeschichte zu begleichen. – Schreiben Sie, Puschke – oben rechts – Ortsunterkunft und Datum, gesperrt – Meldung!“

„M e l d u n g“, wiederholte der Unteroffizier. Er war sehr neugierig zu erfahren, wie sich die Sache zugetragen hatte. Zunächst schilderte Stein den Tathergang. Als er bei jener Stelle angelangt war, wo es hieß: „Der Eintritt des Unterzeichneten wurde vom Unterzeichner so geschickt vollzogen, dass die zwei denselben nicht bemerkten, so dass der Unterzeichner die beiden unauffällig noch eine längere Zeit beobachten konnte“, unterbrach er sich und meinte zum Schreiber: „Seh’n Se, Puschke, ich habe das so kommen sehen. Der Merten, diese Type, hat von Anfang an gedacht – Kamerad schieß du, ich spiel’ derweil Klavier. Dann kommt noch etwas hinzu, Puschke, und das ist politisch. Ich habe mal gelesen, Musik ist Weltsprache – also versteht sie auch unser Gegner. Das ist gefährlich, Puschke!“

Puschke fand das auch gefährlich und schrieb nach dem Diktat des Hauptfeldwebels weiter. „Laut Anweisung ist es in unserem heroischen Kulturkampf den Polen verboten, Noten des Chopin zu spielen, was nur uns gestattet ist. Das wusste die H. Z., was sie nicht hinderte, das Verbot zu übertreten, ja, der Merten forderte die H. Z. sogar auf, Chopin zu spielen, obwohl die H. Z. Merten auf denselben und das Verbot als solches aufmerksam gemacht hatte.“

„Sehr leichtsinnig“, bemerkte Puschke.

„Lassen Sie Ihre Zwischenbemerkungen! – Weiter – In diesen Tagen, wo unsere Soldaten östlich Warschaus zur großen Abwehrschlacht gegen den anstürmenden Feind angetreten sind, tapfer und zäh kämpfen – haben Sie das, Puschke?“

„– tapfer- und zäh kämpfen – weiter Hauptfeld, wie geht’s weiter?“

„– sitzt Grenadier Merten hinter der Front und paktiert mit dem Gegner, indem er diesen als solchen auf dem Klavier spielen lässt, und zwar auch noch Chopin, der sowieso schon verboten ist. Unterschrift – Hauptfeldwebel.“

Puschke, ermutigt durch Steins Vertraulichkeit, sagte: „Das Gesicht des Leutnants möchte ich sehen, wenn er die Meldung bekommt.“

Der Hauptfeldwebel überflog noch einmal den Text und war über dessen Inhalt selbst so entsetzt, dass ihn die Furcht packte. Er schrie: „Puschke, hab’ Sie nicht nach Ihrer Meinung gefragt. Dass mir hier nicht die Disziplin einreißt. Mit Chopin fängt’s an, und beim popligen Schreiber hört’s auf. Puschke?“

„Herr Hauptfeld?“

„Mensch, wie Sie dastehn! Disziplin, Puschke, Disziplin! Ham Se vielleicht auch schon eine Polin als Aushilfskraft engagiert, die, wenn ich nicht da bin, für Sie auf diesem Buchstabenklavier klappert?“

„Nein, Hauptfeld!“

„Oder verschieben Sie unser Briefpapier bei den Polen gegen saure Gurken?“

„Nein, Hauptfeld!“

„Vielleicht Kompanieschnaps gegen polnische Eier? Für die werte Gattin?“

„Nein, Herr Hauptfeld!“

Stein schrie sich in seiner Furcht immer mehr in Wut: „Sie putziger Engel! Der eine bändelt über Chopin mit dem Feind an, der andere mit Speck, Enten und Wodka. Ich glaube, dass ich wieder mal anständig beim Haufen dazwischenfahren muss. Wer weiß, was hinter meinem Rücken so alles verhökert wird. Vielleicht liegt man mal früh tot im Bett, indessen die halbe Kompanie auf mein Ableben mit den Polen Brüderschaft trinkt.“

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