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Achterbahn. Höhenflug und freier Fall von Rudi Czerwenka
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
31.10.2015
ISBN:
978-3-95655-553-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 193 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Liebesroman/Aktion & Abenteuer, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Politik, Belletristik/Verbrechen
Zeitgenössische Liebesromane, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Nordostdeutschland, 1990 bis 1999 n. Chr.
DDR, Wende, Immobilienmakler, Obdachlos, Alkoholiker, Drogen, Spielcasino, 20. Jahrhundert, Liebe, Prostitution, Politik, arbeitslos, Sozialamt, Wirtschaftskriminalität
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Zur verabredeten Zeit, drei Stunden nach Mitternacht, standen die zwei Mitfahrer vor Karstens Tür. Spätestens bei Volkers kräftigem Händedruck erinnerte sich der Trabantpilot, woher er diesen Mann kannte.

Der sorgfältig durchdachte Reiseplan scheiterte an der Realität. Die Straße in Richtung Westen war proppenvoll. Auto reihte sich an Auto. Mit vor Unruhe immer feuchter werdenden Händen hockte Karsten am Steuer. Daneben saß Volker und passte mit auf, obwohl es bei diesem Schneckentempo nur wenig aufzupassen gab. Britta hatte es sich auf der Rückbank bequem gemacht und holte den versäumten Nachtschlaf häppchenweise nach. Nur selten gab es mal für eine kurze Strecke freie Fahrt. In den Häusern rechts und links der Fahrbahn gingen die ersten Lichter an. Nur ein zwischen zwei Dörfern abgestellter Wohnwagenkomplex war hell erleuchtet. „EROS-CENTER“ funkelte die rote Lämpchenkette.

Der Trabi blubberte und stänkerte sich voran.

„Das mag er gar nicht“, fachsimpelte Karsten. „Wenn ich jetzt die Zündung ausschalte, dann ist ganz Feierabend.“

„Die Kerzen werden nass. Das liegt am Gemisch.“

„Dann hilft nur rausschrauben und trocknen lassen. Hast du auch ’nen Führerschein?“

„Jede Menge: PKW, LKW, Motorrad, Gabelstapler. Ich habe bei der Armee den Genossen Major gefahren, aber im Moskwitsch. Der stotterte auch.“

„Der Genosse Major?“

„Nee, der Moskwitsch.“

Sie lachten.

Nach mehr als fünfstündigem Zuckeltrab waren sie in Lübeck und begannen mit der Suche nach einer Parkmöglichkeit, zuerst im Auto sitzend, dann als aufgeteilter Spähtrupp. Volker und Britta zogen zu Fuß voraus, Karsten folgte langsam mit dem Wagen. Diese Methode hatte Erfolg. Ein einheimischer Frühaufsteher räumte seinen Platz, und sie konnten einparken.

„Leute, diese Schaufenster!“, schwärmte Britta.

„Guck einer an! Kaum neun Uhr, und die Kneipen haben schon auf‘, stellte Volker sachkundig fest.

„Erst Geld holen!“, bestimmte Karsten. „Die haben zwar wegen uns jetzt sonntags geöffnet, aber man weiß nie wie lange.“

Vor der einen Bank stand eine Schlange, vor der nächsten eine noch längere, vor der Post eine kürzere. Hier stellten sie sich an. Es ging sehr langsam voran. Den Grund entdeckten sie erst, als sie bis in die Halle vorgerückt waren: Nur ein Schalter war dienstbereit. Sie legten ihre Ausweise vor, kriegten ihre Stempel und empfingen ihr „Begrüßungsgeld“.

„Da wollen wir mal die westliche Freiheit genießen“, freute sich Britta.

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